Sonntag, 20. April 2025

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Wei­te­re Betrof­fe­ne mel­det sich

Im Som­mer 2020 hat­ten sich über 20 männ­li­che Betrof­fe­ne im Lan­des­kir­chen­amt in Bie­le­feld bei der Beauf­trag­ten für den Umgang mit Ver­let­zun­gen der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung gemel­det und berich­te­ten von erlit­te­ner sexua­li­sier­ter Gewalt. Die­se wur­de durch einen ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­ter einer Jugend­grup­pe der Ev. Kir­chen­ge­mein­de Brüg­ge und vor­mals des CVJM Lüden­scheid-West e. V. aus­ge­übt. Nun hat sich eine wei­te­re Betrof­fe­ne gemel­det. Nach ihren Aus­sa­gen gibt es neue Hin­wei­se dar­auf, dass der bekann­te Täter an meh­re­ren weib­li­chen Betrof­fe­nen schwe­re Straf­ta­ten began­gen hat.


Die sexua­li­sier­ten Gewalt­ta­ten des Täters an den weib­li­chen damals Min­der­jäh­ri­gen sol­len in den 80er Jah­ren gesche­hen sein. Die Evan­ge­li­sche Lan­des­kir­che von West­fa­len, der Evan­ge­li­sche Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg und die Evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de Brüg­ge haben kei­nen Zwei­fel am Wahr­heits­ge­halt der Betrof­fe­nen­aus­sa­gen. Damit ist klar, dass die sexua­li­sier­ten Gewalt­ta­ten ein noch grö­ße­res Aus­maß hat­ten als bis­her bekannt. Lan­des­kir­che, Kir­chen­kreis und Kir­chen­ge­mein­de sichern den Betrof­fe­nen ihre Hil­fe und Unter­stüt­zung in der Form zu, wie es von den Betrof­fe­nen gewünscht ist.


Unmit­tel­bar nach dem Bekannt­wer­den der ers­ten Beschul­di­gun­gen im Som­mer 2020 wur­de der Mit­ar­bei­ter umge­hend von allen ehren­amt­li­chen Tätig­kei­ten ent­bun­den. Ihm wur­den die Schlüs­sel zu allen Räum­lich­kei­ten der Kir­chen­ge­mein­de abge­nom­men und alle vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen der Poli­zei über­ge­ben. Neben den staat­li­chen Ermitt­lun­gen bil­de­te sich ein Kri­sen­stab aus Mit­glie­dern der Lan­des­kir­che, des Kir­chen­krei­ses und der Kir­chen­ge­mein­de unter Hin­zu­zie­hung einer exter­nen Fach­stel­le der Dia­ko­nie Rhein­land-West­fa­len-Lip­pe.

Da sich der Täter nach dem Bekannt­wer­den des Vor­falls nach Anga­ben der Poli­zei selbst das Leben nahm, wur­den die Ermitt­lun­gen durch die staat­li­chen Behör­den ein­ge­stellt. Der kirch­li­che Kri­sen­stab agier­te aber unver­min­dert wei­ter, um die Gescheh­nis­se mög­lichst lücken­los
auf­zu­klä­ren. In der Fol­ge ging es um die Unter­stüt­zung der Betrof­fe­nen, eine kon­se­quen­te Auf­ar­bei­tung der Gescheh­nis­se und eine ziel­ge­rich­te­te Zuar­beit für die ver­ant­wort­li­chen Stel­len in der Lan­des­kir­che, im Kir­chen­kreis und in der Kir­chen­ge­mein­de. Des­we­gen wur­de der Kri­sen­stab spä­ter auch in Inter­ven­ti­ons­team umbe­nannt, damit die lang­fris­ti­ge Ver­ant­wort­lich­keit deut­lich wur­de. Der Auf­ar­bei­tungs­pro­zess hält bis heu­te an. In die­sem Rah­men mel­de­te sich nun erst­mal auch eine betrof­fe­ne Frau, die dem Täter schwe­re sexua­li­sier­te Gewalt­ta­ten vor­wirft. Wei­te­re Details zu den Taten wer­den zum Schutz der Betrof­fe­nen nicht bekannt­ge­ge­ben.

„Die neu­en Erkennt­nis­se erschüt­tern uns sehr. Es macht uns wei­ter bewusst, wie sehr der Täter Ver­trau­ens­ver­hält­nis­se in der Kir­chen­ge­mein­de für sei­ne Ver­bre­chen aus­ge­nutzt hat. Über einen lan­gen Zeit­raum hat er sei­ne Macht miss­braucht und schlim­me sexua­li­sier­te Gewalt­ta­ten an Jun­gen und Mäd­chen began­gen. Kir­che muss ein Ort sein, an dem Men­schen sicher sind. Hier ist
aber das Gegen­teil gesche­hen. So etwas darf sich bei uns im Kir­chen­kreis nie mehr wie­der­ho­len“, macht Chris­tof Gro­te, Super­in­ten­dent des Ev. Kir­chen­krei­ses Lüden­scheid-Plet­ten­berg, betrof­fen deut­lich.

Des­we­gen hat der Kir­chen­kreis im letz­ten Jahr neue und weit­rei­chen­de Struk­tu­ren geschaf­fen, um sexua­li­sier­ter Gewalt vor­zu­beu­gen. Es wur­de eine eige­ne Prä­ven­ti­ons­kraft ange­stellt, der Bereich in Fol­ge noch mit vier wei­te­ren Per­so­nen ver­stärkt und mit der kon­kre­ten Umset­zung der Auf­ga­ben­be­rei­che begon­nen. Damit wird der Kir­chen­kreis bis zum 31. März 2024 rund 1000 haupt- und ehren­amt­li­che Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter mit einem Auf­wand von bis zu 25 Stun­den pro Per­son schu­len. Alle Kir­chen­ge­mein­den wer­den zudem Schutz­kon­zep­te erar­bei­ten. Um das Gesamt­pro­jekt umset­zen zu kön­nen, stel­len Kir­chen­kreis und Lan­des­kir­che mehr als 80.000 Euro
pro Jahr bereit. „Unser Ziel muss es sein, dass Men­schen bei uns geschützt sind. Dafür wer­den wir in der Zukunft im Kir­chen­kreis und unse­ren Gemein­den vor Ort sehr viel auf­wen­den und inves­tie­ren“, so Super­in­ten­dent Gro­te.

Zusätz­lich wird es auf Ebe­ne der Lan­des­kir­che eine umfang­rei­che, wis­sen­schaft­li­che Auf­ar­bei­tung der sexua­li­sier­ten Gewalt­ta­ten geben. Die­se soll hel­fen wich­ti­ge Erkennt­nis­se zu gewin­nen, um ähn­li­che Taten in Zukunft ver­hin­dern zu kön­nen. Zudem steht Kir­chen­rä­tin Danie­la Fri­cke, Beauf­trag­te der EKvW für den Umgang mit Ver­let­zun­gen der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung, Betrof­fe­nen auch in Zukunft unein­ge­schränkt zur Ver­fü­gung.


Auch in der betrof­fe­nen Kir­chen­ge­mein­de haben bereits Pro­zes­se, wie unter ande­rem eine neue Form der Jugend­ar­beit, die Erar­bei­tung und Umset­zung von Schutz­kon­zep­ten, Schu­lungs­maß­nah­men für Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter sowie der Neu­auf­bau von auf­sicht­li­chen Struk­tu­ren in der Gemein­de­ar­beit, begon­nen. Zudem ist es dem Pres­by­te­ri­um wich­tig, Betrof­fe­ne wei­ter zu beglei­ten. Man­che Betrof­fe­ne hat­ten sich gewünscht, über das Erleb­te direkt mit der Gemein­de­lei­tung im Aus­tausch zu sein. Dafür steht das Pres­by­te­ri­um bei Bedarf ger­ne zur Ver­fü­gung.

Kir­chen­ge­mein­de, Kir­chen­kreis und Lan­des­kir­che ist die Auf­klä­rung der Gescheh­nis­se wei­ter­hin sehr wich­tig. Sie bit­ten daher mög­li­che wei­te­re Betrof­fe­ne sowie Drit­te, die zur Auf­klä­rung bei­tra­gen kön­nen, sich bei der Beauf­trag­ten für den Umgang mit Ver­let­zun­gen der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung zu mel­den. Zudem ste­hen auch der Kir­chen­kreis und die Kir­chen­ge­mein­de als Ansprech­part­ner zur Ver­fü­gung:


Ansprech­per­son für Betrof­fe­ne
Danie­la Fri­cke
Kir­chen­rä­tin & Beauf­trag­te der EKvW für den Umgang mit Ver­let­zun­gen der sexu­el­len
Selbst­be­stim­mung Lan­des­kir­chen­amt
Tele­fon: 0521 / 594–308
E‑Mail: daniela.fricke@ekvw.de


Kon­takt­per­son im Ev. Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg
Pfar­rer Dr. Chris­tof Gro­te
Super­in­ten­dent
Tele­fon: +49 (0)2351 / 1807–80
E‑Mail: christof.grote@ekvw.de


Kon­takt­per­son in der Ev. Kir­chen­ge­mein­de Brüg­ge:
Pfar­rer Simon Schu­pet­ta
Tele­fon +49 (0) 23 51 / 4 32 80 60
E‑Mail simon.schupetta@ekvw.de

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