„Ohne euch hätte ich das nie geschafft“, sagt die 22-jährige Orina , die zurzeit Management studiert. Sie stammt aus Anakalang in der Nähe der Hauptstadt Waingapu auf der indonesischen Insel Sumba. In ihrem Heimatdorf gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen sie täglich zur Schule in die Stadt hätte fahren können.
Sie hatte großes Glück. Sie fand einen Platz in der Asrama Putri Wara, einer Art sehr einfachem Internat, und konnte so die katholische Mittelschule SMP Anda Luri besuchen. Die Schule ist eins der Projekte, die die St.-Ursula-Realschule Attendorn seit jetzt 25 Jahren unterstützt.
Mädchenbildung im Zeichen der Ursulinen
Mit dem dort erworbenen Abschluss standen Orina viele berufliche Möglichkeiten offen, sogar ein Studium. Dieses Glück haben bei Weitem nicht alle Mädchen auf Sumba. Trotz Schulpflicht müssen viele von ihnen zuhause bleiben, schwere körperliche Arbeit verrichten, kleinere Geschwister versorgen und werden nicht selten ohne jegliche Bildung jung verheiratet.
Mädchenbildung – das hatten sich vor über 100 Jahren auch die ersten Ursulinen zur Aufgabe gemacht, als sie die St.-Ursula-Schulen in Attendorn gründeten. Und ganz in der Tradition der Ursulinen unterstützt die St.-Ursula-Realschule seit 1999 mit ihrem Missionsprojekt „Asrama berdikari“ die schulische Bildung, vorzugsweise von Mädchen.
Über 350.000 Euro an Spenden
„Wir können nicht die Welt verändern, aber wir können an einer Stelle dafür sorgen, dass diese Welt ein bisschen besser wird“, so Rudolf Schmidt, Zweiter Konrektor der Realschule, der gemeinsam mit Christian Ohm-Bender verantwortlich für das Missionsprojekt ist.
Generationen von Schülerinnen und Schülern haben in diesen Jahren die wichtige Erfahrung gemacht, dass sie Kindern am anderen Ende der Welt zu deren Recht auf Bildung verhelfen können.
Durch unterschiedlichste Aktionen wie dem Sponsorenlauf und Tagesjob beim jährlichen Ursulafest, durch die Einsätze am Attendorner Kreativmarkt, durch wöchentlichen Kuchenverkauf und vieles mehr sowie dank der Unterstützung vieler Spenderinnen und Spender kamen in 25 Jahren über 350.000 € diesem Projekt zugute.
Neubau für neue Chancen
Aktuell unterstützt die St.-Ursula-Realschule den Neubau der Mittelschule SMP Anda Luri, einer Art Realschule, in Waingapu. Über den Baufortschritt berichtet Aurelia Schmidt, die sich aktuell für mehrere Wochen auf Sumba aufhält: „Die SMP Anda Luri strahlt. Weniger die Schulgebäude als vielmehr die Schülerinnen und Schüler der SMP.“
Derzeit lernen 464 Schülerinnen und Schüler an der SMP Anda Luri. Die Schule wird immer beliebter unter den Eltern und Schulkindern der Insel Sumba. Mit der finanziellen Hilfe der St.- Ursula- Realschule konnte in den vergangenen Jahren der Bau des neuen Schulgebäudes fertiggestellt werden. Das neue Schulgebäude umfasst 10 Klassenzimmer, das Lehrerzimmer und die Aula der SMP.
Nachhaltige Unterstützung vor Ort
„Dank des zweistöckigen Baus konnten deutlich mehr Räume auf dem Gelände der SMP Platz finden“, erklärt Aurelia Schmidt. Darüber hinaus wurde das neue Schulgebäude mit Stühlen und Tischen ausgestattet, die ebenfalls durch die St.-Ursula-Realschule finanziert wurden.
„Hierbei wurde darauf Wert gelegt, statt den alten Plastikstühlen Stühle und Tische aus Holz anzuschaffen, die von lokalen Schreinern auf Sumba hergestellt wurde“, so Aurelia Schmidt. So sind die Möbel nachhaltiger, länger verwendbar und unterstützen das Handwerk auf Sumba.
Nächste Projekte schon in Planung
Neben dem schönen neuen Schulgebäude stehen barackenartige alte Gebäude, die schon 70 Jahre alt und in einem sehr baufälligen Zustand sind. Gerne möchte die Schulleiterin Ibu Ani die alten Gebäude abreißen und durch neue zweistöckige Gebäude nach dem Vorbild des Neubaus ersetzen.
„Wir hoffen, dass wir in Zukunft nicht mehr aus Mangel an Platz Kinder ablehnen müssen, da durch die zweistöckige Bauweise deutlich mehr Klassenräume zur Verfügung stehen würden“, sagt Schulleiterin Ani. Die SMP Anda Luri feiert in diesem Jahr ihr 70jähriges Bestehen und möchte sich immer weiter verbessern, um den Kindern der Insel eine immer bessere Zukunftsperspektive bieten zu können.
Von Attendorn für Sumba und Veränderung
„Trotz der überall zu beobachtenden Politik- und Kirchenverdrossenheit ist unser Missionsprojekt ein Gegenbeispiel, das Mut und Hoffnung macht. Unsere Schülerinnen und Schüler schauen über den Tellerrand hinaus, engagieren sich weltkirchlich und bewirken dadurch gesellschaftliche Veränderungen. Allen, die unser Projekt unterstützen, danke ich von Herzen“ so Christiane Eickhoff, Schulleiterin der St.-Ursula-Realschule.
Die nächste Gelegenheit zur Unterstützung bietet sich den Schülerinnen und Schülern wieder in der Woche vor den Herbstferien, denn auch das Ursulafest 2024 am 8. und 9. Oktober steht wieder ganz im Zeichen von „Asrama berdikari“.