Das Projekt Medienscouts NRW ist eines der wichtigsten Projekte des Landes zum Kinder- und Jugendmedienschutz. Zum dritten Mal in Folge wurde das Rivius Gymnasium mit dem Abzeichen als Medienscouts-Schule NRW ausgezeichnet. Als eine von nur 84 Schulen in ganz NRW erhielt die Schule zum zweiten Mal das Sonderabzeichen „Medienscouts – Schule gegen Cybermobbing 2022/23“. Hierfür musste das Rivius Gymnasium nachweisen, dass die Vermittlung von Medienkompetenzen einen Schwerpunkt im Schulprogramm bildet und die Arbeit der Schülermentoren nachhaltig im Schulalltag integriert sind.
Für viele Kinder und Jugendliche ist das Smartphone der Zugang zur Welt und vielfältig wird ihr schulischer und privater Lebensalltag durch soziale Medien mitbestimmt – im Guten, wie im Schlechten. So ermöglichen Social Media wie WhatsApp zwar den schnellen und unproblematischen Nachrichtenaustausch, doch bestehen auch Gefahren wie Cybermobbing, Sexting, Cybergrooming, der Missbrauch von Daten oder auch Stresssymptome durch ständige Erreichbarkeit. Ob „BeReal“ oder der anhaltende Hype von Snapchat, Tik Tok Challenges oder „Insta Reels“: Auf dem Markt der sozialen Netzwerke tun sich ständig neue Trends auf. Neben unterhaltsamen oder sinnvollen Features bringen diese meistens auch gewisse Risiken mit sich. Da ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten und sich selbst rechtzeitig Grenzen zu setzen. Dies geht Erwachsenen genauso wie Kindern und Jugendlichen.
Um insbesondere seine Schülerinnen und Schüler für mögliche Risiken zu sensibilisieren und beim sicheren, selbstbestimmten, fairen und auch kreativen Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen, setzt das Rivius Gymnasium seit 2017 auf medienpräventive Arbeit mit dem deutschlandweiten, gemeinnützigen Mentorenprogramm Digitale Helden. Im aktuellen Schuljahr wird bereits die fünfte Generation von Schülerinnen und Schülern der oberen Mittelstufe zu Medienberatern „Soziale Medien“ ausgebildet. Dafür hat das Gymnasium aufbauend auf den Online-Schulungen des Frankfurter Teams Digitale Helden einen medienpädagogischen Differenzierungskurs SMuK – „Soziale Medien und Kommunikation“ eingerichtet. Im SMuK Kurs werden von der Beratungslehrerin Anja Gülker, die das Projekt am Rivius ins Leben gerufen hat, dem Medienpädagogen Maximilian Schmieding und der Informatiklehrerin Pamina Hegenberg pro Schuljahr im Schnitt 10 bis 15 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 zu Schülermentoren ausgebildet und bei ihrer Mentorentätigkeit begleitet. Über den Zeitraum von zwei Jahren setzen sich die werdenden und aktiven Medienscouts Digitale Helden kreativ und umfassend mit medienpädagogischen Themen auseinander wie Datenschutz, Persönlichkeitsrechte, Urheberrechte, Formen der Selbstdarstellung im Netz, Influencing, Fake News und der Bedeutung von Social Bots für Meinungsbildung und Demokratie bis hin zu Prävention und Handlungsmöglichkeiten bei Grenzüberschreitungen wie Cybermobbing, Sexting, Cybergrooming, Hate Speech, Radikalismus im Netz oder Online-Sucht. Aktuell beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Jahresthema des Safer Internet Days 2023 „#OnlineAmLimit – dein Netz. dein Leben. deine Grenzen“ und erarbeiten spielerische Aktivitäten zum Thema Onlinesucht für ihre jüngeren Mitschüler.
„Von wem lässt man sich als Schülerin oder Schüler lieber helfen als von einem Freund oder Mitschüler?“
Dem Peer-to-Peer Ansatz folgend, setzt die Schülermentorentätigkeit auf das spezielle Vertrauensverhältnis zwischen Gleichaltrigen, das die Schülermentoren als Berater auf Augenhöhe zu einer ersten Anlaufstelle macht. Die Medienscouts Digitale Helden kennen die digitalen Themen ihrer jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler besser als jede Lehrkraft oder Eltern, denn sie haben häufig ein ähnliches Mediennutzungsverhalten wie ihre jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler. Gleichzeitig verfügen sie durch ihren Altersvorsprung und die intensive Auseinandersetzung mit den Themen der „digitalen Welt“ schon über mehr Bewusstsein für Problemstellungen. In ihrer Präventionsarbeit geht es vor allem um die Vermittlung von Haltung und darum, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Das sind Dinge, die junge Menschen von Gleichaltrigen wesentlich besser annehmen können als von Lehrkräften oder ihren Eltern.
Während die Mentorenarbeit in den letzten Schuljahren coronabedingt vorwiegend in der Form von Online Angeboten stattfinden konnte, freuen sich alle am Programm Beteiligten, dass in diesem Schuljahr wieder vollwertige Mentorenarbeit stattfinden kann. Das Herzstück der Mentorenarbeit sind nämlich die Klassenbesuche, in denen die Medienscouts Digitale Helden besonders in den Klassen fünf bis sieben Tipps geben, was bei der Nutzung sozialer Netzwerke zu bedenken ist und anhand von Beispielen erproben, wie man sich bei digitalen Grenzüberschreitungen wie Cybermobbing oder Belästigung durch Kettenbriefe oder Gewaltvideos richtig verhält. Neben den Klassenbesuchen bieten die Schülermentorinnen und Schülermentoren Aktionen in der Digitalen Pause, kleinere Workshops und Elterninformationsangebote an.
Diese Form der Medienberatung im Mentorenprogramm Digitale Helden ist ein wichtiger Baustein in der Beratungsarbeit am Rivius Gymnasium geworden. Ein Mehrwert, der aus dem Schulalltag am Rivius nicht mehr wegzudenken ist. „Cybermobbing entsteht da, wo das Umfeld es zulässt.“ An diesem Gedanken knüpft das Mentorenprogramm Digitale Helden an und sensibilisiert Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern und Pädagogen für die Thematik. Neben dem Online-Kurs für die Ausbildung der Schülermentorinnen, bietet das Frankfurter Team Digitale Helden regelmäßige Online-Schulungen in der Form von Webinaren für Lehrkräfte und interessierte Eltern, den Austausch in Diskussionsforen, oder auch medienpädagogische und medienrechtliche Sprechstunden für die Beratungslehrkräfte an. So hat das Rivius Gymnasium in den letzten Jahren neben dem Präventionskonzept auch einen Notfallplan mit Handlungsplänen im Digitalen Notfall erstellen können.