Freitag, 14. Februar 2025

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Baga­tel­len ver­ur­sa­chen vie­le Ein­sät­ze

Beein­druckt von der Viel­zahl der Ein­satz­fahr­zeu­ge zeig­te sich die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Neza­hat Bara­da­ri bei ihrem Besuch in der Fahr­zeug­hal­le der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr Olpe.

Zuvor fand ein Tref­fen mit Chris­ti­an Hengs­te­beck, seit 2012 Lei­ter der Olper “Blau­rö­cke”, und Dirk Mei­worm, seit 2014 Stell­ver­tre­ter Hengs­te­becks, statt. Ziel war es, sich aus ers­ter Hand über die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen der Feu­er­wehr zu infor­mie­ren.

Das Gespräch fand in einer sehr ange­neh­men Atmo­sphä­re statt. Wenn jemand ein pro­fun­des Wis­sen über die Belan­ge der Feu­er­wehr hat, dann sind es die bei­den erfah­re­nen Olper, die in Feu­er­wehr­krei­sen weit über die Stadt­gren­zen hin­aus hohes Anse­hen genie­ßen. Eine gro­ße Her­aus­for­de­rung sehen die bei­den, deren Wehr in den Jah­ren 2020 bis 2023 durch­schnitt­lich 338 Ein­sät­ze pro Jahr leis­tet, in den “explo­die­ren­den” Ein­satz­zah­len.

Zu die­ser Ent­wick­lung trägt auch die Vor­hal­tung soge­nann­ter “First Respon­der” bei. Die Feu­er­wehr Olpe ver­fügt der­zeit über zwei die­ser Grup­pen, eine in Ober­vei­sche­de und eine in Olpe. “First Respon­der” wer­den zu Ein­sät­zen alar­miert, wenn der Ret­tungs­dienst eine zu lan­ge Anfahrts­zeit benö­tigt.

War­um stei­gen die Ein­satz­zah­len seit Jah­ren? Hengs­te­beck weist auf eine hohe Zahl soge­nann­ter “Baga­tell­ein­sät­ze” hin. Die­se habe ver­schie­de­ne Ursa­chen, zum Bei­spiel gebe es Fehl­alar­me durch mut­wil­li­ges Aus­lö­sen von Brand­mel­de­an­la­gen, auch wenn hier inzwi­schen tech­ni­sche Hür­den wie Schutz­ge­häu­se ein­ge­baut wür­den. Dar­über hin­aus nimmt in der Gesell­schaft die Ein­stel­lung zu, aus Gleich­gül­tig­keit bei “jeder Klei­nig­keit” die Feu­er­wehr zu rufen, nach dem “Eh-da”-Prinzip: “Die sind ja eh da”!

Sor­gen berei­tet den Feu­er­weh­ren vor allem auch die Ölspu­ren­be­sei­ti­gung als Dienst­leis­tung mit “unfass­bar” vie­len Ein­sät­zen. Da Ölspu­ren in Nord­rhein-West­fa­len per Gesetz als “Unglücks­fall” defi­niert sind, muss die Feu­er­wehr für deren Besei­ti­gung zustän­dig sein. Dies ist in den Bun­des­län­dern unter­schied­lich gere­gelt.

Last but not least stel­len E‑Calls, wie sie heu­te in fast allen neue­ren Autos ab Werk ein­ge­baut sein müs­sen, die Feu­er­weh­ren vor unge­ahn­te und viel­fäl­ti­ge Pro­ble­me. Die­se sen­den bei einem Unfall auto­ma­tisch Daten von den Not­ruf­sys­te­men der Auto­her­stel­ler an die Leit­stel­le und über die­se an die Feu­er­wehr. Dabei kommt es lei­der zu einer Viel­zahl von Fehl­alar­men, die unnö­ti­ge Feu­er­wehr­ein­sät­ze aus­lö­sen. Hengs­te­beck for­dert, die Alarm­schwel­le “schär­fer” ein­zu­stel­len. Bara­da­ri und Hengs­te­beck sind sich einig, dass sich die­se “moder­ne Pro­ble­ma­tik noch nicht in der Gesetz­ge­bung wider­spie­gelt”. Hier müs­se aber drin­gend Abhil­fe geschaf­fen wer­den.

Zwar sei die Olper Wehr per­so­nell gut auf­ge­stellt und durch die attrak­ti­ve Nach­wuchs­aus­bil­dung in der Kin­der-und Jugend­feu­er­wehr auch für die Zukunft gerüs­tet, doch sei­en die­se Baga­tell­ein­sät­ze nicht för­der­lich für die Moti­va­ti­on der Hel­fer. Die Feu­er­wehr­leu­te kämen zwar nach wie vor moti­viert und zahl­reich zum Dienst, aber “wer fährt schon ger­ne zu einem Ein­satz, wenn die letz­ten vier Alar­me Fehl­alar­me waren”, fragt Mei­worm. Durch Baga­tell­ein­sät­ze wird das Ehren­amt auch ein biss­chen aus­ge­nutzt”, mein­te Hengs­te­beck.

Abschlie­ßend kam Bara­da­ri auf die enor­me Bedeu­tung des Ehren­am­tes zu spre­chen. Die Frei­wil­li­gen Feu­er­weh­ren leis­te­ten dazu einen unver­zicht­ba­ren Bei­trag. Der Frau­en­an­teil betra­ge laut Hengs­te­beck übri­gens nur fünf Pro­zent, bei den Jugend­feu­er­weh­ren sei aber ein deut­li­cher Anstieg zu ver­zeich­nen, der Hoff­nung auf “mehr” mache. Ent­täu­schend sei nach wie vor der Migran­ten­an­teil. Er lie­ge wie im Bun­des­durch­schnitt bei den Feu­er­weh­ren bei mage­ren ein Pro­zent. Hengs­te­beck und Mei­worm ver­mu­ten, dass die Feu­er­weh­ren in den Her­kunfts­län­dern oft in mili­tä­ri­sche Struk­tu­ren ein­ge­bun­den sei­en. Bara­da­ri warb für Brü­cken­bau­er, um die Inte­gra­ti­on zu stär­ken. Der Migran­ten­an­teil in Deutsch­land lie­ge gemäß Mikro­zen­sus bei fast 30 Pro­zent an der Gesamt­be­völ­ke­rung. “Es wäre scha­de für die Zukunft, wenn wir sie nicht gewin­nen könn­ten”, so Bara­da­ri.

Zum Schluss ließ es sich die SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te nicht neh­men, die erfah­re­nen Feu­er­wehr­leu­te als Dank für ihr ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment zur nächs­ten Blau­licht­kon­fe­renz ihrer Frak­ti­on sowie zu einer drei­tä­gi­gen Rei­se nach Ber­lin ein­zu­la­den.

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