Freitag, 22. November 2024

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Weitere Betroffene meldet sich

Im Sommer 2020 hatten sich über 20 männliche Betroffene im Landeskirchenamt in Bielefeld bei der Beauftragten für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung gemeldet und berichteten von erlittener sexualisierter Gewalt. Diese wurde durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter einer Jugendgruppe der Ev. Kirchengemeinde Brügge und vormals des CVJM Lüdenscheid-West e. V. ausgeübt. Nun hat sich eine weitere Betroffene gemeldet. Nach ihren Aussagen gibt es neue Hinweise darauf, dass der bekannte Täter an mehreren weiblichen Betroffenen schwere Straftaten begangen hat.


Die sexualisierten Gewalttaten des Täters an den weiblichen damals Minderjährigen sollen in den 80er Jahren geschehen sein. Die Evangelische Landeskirche von Westfalen, der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg und die Evangelische Kirchengemeinde Brügge haben keinen Zweifel am Wahrheitsgehalt der Betroffenenaussagen. Damit ist klar, dass die sexualisierten Gewalttaten ein noch größeres Ausmaß hatten als bisher bekannt. Landeskirche, Kirchenkreis und Kirchengemeinde sichern den Betroffenen ihre Hilfe und Unterstützung in der Form zu, wie es von den Betroffenen gewünscht ist.


Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der ersten Beschuldigungen im Sommer 2020 wurde der Mitarbeiter umgehend von allen ehrenamtlichen Tätigkeiten entbunden. Ihm wurden die Schlüssel zu allen Räumlichkeiten der Kirchengemeinde abgenommen und alle vorliegenden Informationen der Polizei übergeben. Neben den staatlichen Ermittlungen bildete sich ein Krisenstab aus Mitgliedern der Landeskirche, des Kirchenkreises und der Kirchengemeinde unter Hinzuziehung einer externen Fachstelle der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe.

Da sich der Täter nach dem Bekanntwerden des Vorfalls nach Angaben der Polizei selbst das Leben nahm, wurden die Ermittlungen durch die staatlichen Behörden eingestellt. Der kirchliche Krisenstab agierte aber unvermindert weiter, um die Geschehnisse möglichst lückenlos
aufzuklären. In der Folge ging es um die Unterstützung der Betroffenen, eine konsequente Aufarbeitung der Geschehnisse und eine zielgerichtete Zuarbeit für die verantwortlichen Stellen in der Landeskirche, im Kirchenkreis und in der Kirchengemeinde. Deswegen wurde der Krisenstab später auch in Interventionsteam umbenannt, damit die langfristige Verantwortlichkeit deutlich wurde. Der Aufarbeitungsprozess hält bis heute an. In diesem Rahmen meldete sich nun erstmal auch eine betroffene Frau, die dem Täter schwere sexualisierte Gewalttaten vorwirft. Weitere Details zu den Taten werden zum Schutz der Betroffenen nicht bekanntgegeben.

„Die neuen Erkenntnisse erschüttern uns sehr. Es macht uns weiter bewusst, wie sehr der Täter Vertrauensverhältnisse in der Kirchengemeinde für seine Verbrechen ausgenutzt hat. Über einen langen Zeitraum hat er seine Macht missbraucht und schlimme sexualisierte Gewalttaten an Jungen und Mädchen begangen. Kirche muss ein Ort sein, an dem Menschen sicher sind. Hier ist
aber das Gegenteil geschehen. So etwas darf sich bei uns im Kirchenkreis nie mehr wiederholen“, macht Christof Grote, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, betroffen deutlich.

Deswegen hat der Kirchenkreis im letzten Jahr neue und weitreichende Strukturen geschaffen, um sexualisierter Gewalt vorzubeugen. Es wurde eine eigene Präventionskraft angestellt, der Bereich in Folge noch mit vier weiteren Personen verstärkt und mit der konkreten Umsetzung der Aufgabenbereiche begonnen. Damit wird der Kirchenkreis bis zum 31. März 2024 rund 1000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Aufwand von bis zu 25 Stunden pro Person schulen. Alle Kirchengemeinden werden zudem Schutzkonzepte erarbeiten. Um das Gesamtprojekt umsetzen zu können, stellen Kirchenkreis und Landeskirche mehr als 80.000 Euro
pro Jahr bereit. „Unser Ziel muss es sein, dass Menschen bei uns geschützt sind. Dafür werden wir in der Zukunft im Kirchenkreis und unseren Gemeinden vor Ort sehr viel aufwenden und investieren“, so Superintendent Grote.

Zusätzlich wird es auf Ebene der Landeskirche eine umfangreiche, wissenschaftliche Aufarbeitung der sexualisierten Gewalttaten geben. Diese soll helfen wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, um ähnliche Taten in Zukunft verhindern zu können. Zudem steht Kirchenrätin Daniela Fricke, Beauftragte der EKvW für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung, Betroffenen auch in Zukunft uneingeschränkt zur Verfügung.


Auch in der betroffenen Kirchengemeinde haben bereits Prozesse, wie unter anderem eine neue Form der Jugendarbeit, die Erarbeitung und Umsetzung von Schutzkonzepten, Schulungsmaßnahmen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Neuaufbau von aufsichtlichen Strukturen in der Gemeindearbeit, begonnen. Zudem ist es dem Presbyterium wichtig, Betroffene weiter zu begleiten. Manche Betroffene hatten sich gewünscht, über das Erlebte direkt mit der Gemeindeleitung im Austausch zu sein. Dafür steht das Presbyterium bei Bedarf gerne zur Verfügung.

Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche ist die Aufklärung der Geschehnisse weiterhin sehr wichtig. Sie bitten daher mögliche weitere Betroffene sowie Dritte, die zur Aufklärung beitragen können, sich bei der Beauftragten für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung zu melden. Zudem stehen auch der Kirchenkreis und die Kirchengemeinde als Ansprechpartner zur Verfügung:


Ansprechperson für Betroffene
Daniela Fricke
Kirchenrätin & Beauftragte der EKvW für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen
Selbstbestimmung Landeskirchenamt
Telefon: 0521 / 594-308
E-Mail: daniela.fricke@ekvw.de


Kontaktperson im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg
Pfarrer Dr. Christof Grote
Superintendent
Telefon: +49 (0)2351 / 1807-80
E-Mail: christof.grote@ekvw.de


Kontaktperson in der Ev. Kirchengemeinde Brügge:
Pfarrer Simon Schupetta
Telefon +49 (0) 23 51 / 4 32 80 60
E-Mail simon.schupetta@ekvw.de

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