Wer eine solche Klasse eines Streichquartetts erleben möchte, muss in aller Regel sehr weit reisen. Am vergangenen Sonntag reichte aber ein Konzertbesuch in der Aula des Rivius Gymnasiums in Attendorn, in der mit dem Minguet Quartett eines der international gefragtesten Streichquartette zu Gast war.

„Es ist für uns schon etwas ganz Besonderes, ein so erstklassiges Streichquartett auf heimischer Bühne erleben zu dürfen“, so die Vorsitzende des Attendorner Kulturringes Barbara Wilkmann in ihrer Begrüßung. Die Konzertbesucher sahen es genauso und feierten das Minguet Quartett immer wieder mit stürmischem Applaus.

Die äußerst sympathisch wirkenden Künstler Ulrich Isfort (1. Violine), Annette Reisinger (2. Violine), Aida-Carmen Soanea (Viola) und Matthias Diener (Violoncello) faszinierten das Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde durch ihre grandiose Spielweise. Eine derartige musikalische Übereinstimmung zwischen den einzelnen Mitgliedern des Quartetts und eine so ausdrucksstarke, leidenschaftliche Interpretation von Musik ist nur selten zu hören.

Das Programm „Böhmische Landschaften“ zeigte sich durch die Verbindung von Kompositionen ganz unterschiedlichen Charakters als sehr abwechslungsreich. Auf ein frisches und heiteres Streichquartett des Böhmen Josef Myslive?ek aus dem 18. Jahrhundert folgte das gut 100 Jahre später geschriebene Scherzo von Arnold Schönberg. Voller Leidenschaft und mit größtem Engagement vorgetragen, bildete dieses Werk eine Hommage an Schönberg zu dessen 150-jährigem Geburtstag.

Als lyrischer Kontrapunkt erschien Mahlers Vertonung von Friedrich Rückerts Gedicht „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Annette Reisinger für Streichquartett bearbeitet. Hier strahlte das Quartett in überragender Harmonie zwischen den einzelnen Stimmen eine nicht enden wollende Ruhe aus.

Aufrüttelnd und mitreißend gestaltete sich die „Kreutzersonate“ aus dem Jahr 1923 von Leoš Janá?ek, die unter dem Eindruck der dramatischen Erzählung gleichen Namens von Leo Tolstoi komponiert wurde. Kompromisslos stark im Ausdruck mit abrupten Tempowechseln – wobei man neben Wohlklang auch schroffe und kratzige Klänge zu hören bekam – erwies sich gerade dieses fantastisch vom Minguet Quartett dargebotene Stück als ein besonderer Höhepunkt des Konzertnachmittags.

Fast versöhnlich wirkte danach das beliebte Streichquartett „Amerikanisches“ von Antonín Dvo?ák durch seine schönen und eingängigen Melodien und Rhythmen, inspiriert durch Natureindrücke bei Dvo?áks Aufenthalt in der ländlichen Idylle von Spillville im US-Bundesstaat Iowa.

Enthusiastischer Beifall eines restlos begeisterten Publikums forderte eine Zugabe heraus, die Barcarolle von Josef Suk.

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