Es hat sich zugezogen auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit steigt im Berichtsmonat Januar merklich und mit ihr auch die Arbeitslosenquote. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, sowohl im Versicherungsbereich der Agentur für Arbeit als auch im Bereich der Grundsicherung und somit in den beiden Jobcentern, Kreis Siegen-Wittgenstein und Olpe, kommt es zu einem Aufwuchs der zu betreuenden Kundinnen und Kunden.

„Saisonüblich“ lautet ein Argument, „mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage einhergehend“ lautet ein anderer Ansatz zur Erklärung der derzeitigen Entwicklungen. Hinzu kommt, dass auch bei den Jugendlichen ein Anstieg von 116 Personen zu verzeichnen ist. Die dreieinhalb Jahre dauernden Ausbildungen endeten zum Jahresende 2023 und so entsteht für eine kurze Zeit die sogenannte friktionelle oder Such-Arbeitslosigkeit. Da Fachkräfte aber weiterhin gesucht werden ist zu erwarten, dass die gut ausgebildeten jungen Menschen rasch ihren Weg in eine Erwerbstätigkeit finden.

Auffällig ist auch der scheinbare Widerspruch, das derzeit bei steigender Arbeitslosigkeit gleichzeitig vermehrt neue Stellenmeldungen zu verzeichnen sind. Mitarbeiterfreisetzung auf der einen Seite, Stellenmeldung auf der anderen Seite: Bei einem Bestand von 3916 Stellen sind allein im Berichtsmonat Januar 858 neu hinzugekommen. 250 oder 41, 1 Prozent mehr als im Vormonat. Stephanie Krömer, Vorsitzende der Siegener Arbeitsagentur, kommentiert hierzu: „Auch wenn die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk einen Anstieg verzeichnet so wissen wir aus dem beständigen Dialog mit den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, dass diese weiterhin händeringend nach qualifziertem Personal suchen. Der Anstieg der gemeldeten Stellen unterstreicht das. Unsere Aufgabe als Vermittlerin am Markt liegt in der guten Beratung der Firmen und Betriebe und der arbeitslosen Menschen die zu uns kommen. Wir freuen uns über jeden, der sich für eine Qualifizierung begeistern lässt. Denn hier liegt die Chance: Das eigene Profil so schärfen, dass selbst in herausfordernden Zeiten die eigene Arbeitskraft unverzichtbar scheint.“

Entwicklungen in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

Die Entwicklung der sozialversicherungspflichten Beschäftigung stimmt zumindest positiv, ist sie doch ein Gradmesser für die wirtschaftliche Lage auf dem Arbeitsmarkt. Neben der Zahl der Arbeitslosen zeigt die Zahl der Beschäftigten als weiterer Indikator, wie es um die Stimmung und Aufnahmefähigkeit bestellt ist. Auch lässt sich hier ablesen, wie empfindlich die heimischen Unternehmen auf die anhaltenden herausfordernden Rahmenbedingungen, derzeit mit weiter negativem Vorzeichen, reagieren.

Trotz einer anhaltend schwierigen konjunkturellen Lage, gestiegenen Kosten und nüchternen Erwartungen an die betrieblichen Entwicklungen, verzeichnet die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einen leichten Zuwachs. Zwar fallen die Steigerungen absolut mit 48 Beschäftigung im Plus sehr gering aus, doch bleibt die Entwicklung grundsätzlich positiv. Und das unterstreicht einmal mehr, wie robust sich der Arbeitsmarkt auch unter anhaltend widrigen Bedingungen verhält und das die hiesigen Unternehmen alles daran setzen, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Sie halten an ihren Mitarbeitern fest.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den Top acht¹ Asylherkunftsländern und der Ukraine

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Besonders erfreulich fällt der Zuwachs an Beschäftigung von Arbeitskräften aus der Ukraine und den acht Asylherkunftsländern aus. Diese Erhöhung fällt stärker aus, im Vergleich zur Gesamtentwicklung. Rund 11 Prozent der Beschäftigten im Agenturbezirk sind ausländische Arbeitskräfte. Allein im vergangenen Jahr stieg deren Beschäftigung um 8 Prozent bei den Asylherkunftsländern und um 80 Prozent bei den Ukrainerinnen und Ukrainern. Die vom IAB (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, IAB Kurzbericht 14/2023) getroffene Aussage, dass die Erwerbstätigkeit Geflüchteter ein Jahr nach deren Zuzug steigt, gilt auch für unseren Agenturbezirk.

Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten

Mit dem Job-Turbo hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, geflüchtete Menschen noch besser in Arbeit zu begleiten. Christoph Sczudlik, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Siegen-Wittgenstein, begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung: „Die Begleitung von Schutzsuchenden auf ihrem Weg in Arbeit ist uns eine Herzensangelegenheit. Ermutigt durch die Erfahrungen von zahlreichen gelungenen Arbeitsaufnahmen unterstützen und begleiten unsere Beraterinnen und Berater im Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein jeden, der hier auch seinen beruflichen Heimathafen ansteuert. Die Ziele des Job-Turbos verdeutlichen auch unsere Marschrichtung: Schnell und nachhaltig zugleich einen Job in unserer arbeitsmarktlich attraktiven Region zu finden. Denn die Aufnahme einer Arbeit beinhaltet neben dem Aspekt der finanziellen Absicherung auch einen gesellschaftlichen Teilhabeaspekt: Sie erzeugt ein Gefühl echter Zugehörigkeit.“

Auch Hans-Georg Völmicke, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Olpe, weiß um die Besonderheiten in der Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte: „Auch im Kreis Olpe blicken wir auf gestiegene Zuwachsraten in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sowohl für die Menschen aus der Ukraine als auch aus den acht Asylherkunftsländern. Wir freuen uns, dass die Erwerbstätigkeit Geflüchteter kontinuierlich steigt. Wir erleben aber auch, dass die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Schutzsuchenden auf dem Weg in Arbeit andere sind. Neben einem grundständigen Spracherwerb braucht es viel Hilfe bei der Orientierung der zukünftigen beruflichen (Neu-) Ausrichtung unter anderem bei der Anerkennung von beruflichen Qualifikationen aus der Heimat. Das können wir im Jobcenter nicht alleine. Hierfür braucht es das Netzwerk. Dafür arbeiten wir Hand-in-Hand mit externen Partnern wie den Trägern von Deutschsprachkursen, Weiterbildungsanbietern und sozialen Wohlfahrtsverbänden. Durch den Job-Turbo intensivieren wir diese Zusammenarbeit weiter und ermutigen alle Akteure den Weg gemeinsam mit uns zu gehen.“

In ihrer Vorsitzfunktion resümiert Stephanie Krömer: „Wir begrüßen den Job-Turbo und das Vorhaben der Regierung. Unser Ziel ist es, den hier lebenden Menschen nach erfolgtem Ankommen eine berufliche Perspektive zu bieten. Unterstützt werden wir dabei von der heimischen Wirtschaft: Neben einer offenen Haltung ist ein großes Engagement spürbar, diesen Menschen die Hand zu reichen und betrieblicherseits mögliche Hürden gemeinsam zu meistern. Auch wenn die Sprache noch nicht perfekt ist oder es an beruflichen Kenntnissen mangelt so wird die Motivation und Leistungsbereitschaft geschätzt und man sucht gemeinsam nach Lösungen. Die Firmen in unserer Region reagieren vorbildlich. Wir suchen Fachkräfte und finden sie in den Menschen, die sich für unsere Region entschieden haben.“

Wichtige Telefonnummern und unser eService:
0800 4 5555 00: Kostenfreie Servicenummer für Arbeitnehmer
0800 4 5555 20: Kostenfreie Servicenummer für Arbeitgeber
0271 2301 800: Servicenummer für Jugendliche
https://www.arbeitsagentur.de/eServices

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