Die Hansestadt Attendorn erinnert an die Demokratiebewegung im Jahr 1848, die seinerzeit insbesondere im „Demokratennest“ Attendorn für Aufruhr sorgte.

Nur ein Jahr nach dem großen Stadtjubiläum „feierte“ die Hansestadt Attendorn in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum: 175 Jahre Demokratiebewegung in Attendorn.

Einheit und Freiheit, das forderten die Menschen vor 175 Jahren. Dazu tagte in Frankfurt am Main die Nationalversammlung. Heute gilt sie als Beginn unserer Demokratie, die hart erkämpft werden musste. So auch in Attendorn, das als „Demokratennest“ bekannt war.

Der Anstoß, an diese wichtigen Ereignisse in der Attendorner Stadtgeschichte zu erinnern, kam von Hermann Hundt. Der Heimatforscher rannte mit seinem Vorschlag, etwas gegen die „schleichende Demokratiemüdigkeit in unserer Gesellschaft“ zu unternehmen, bei Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil offene Türen ein.

Für ihn ist das Thema nicht nur in seiner Funktion als gewählter Bürgermeister mehr als wichtig: „Das Vertrauen in staatliche Institutionen sinkt. Immer mehr Menschen verlieren den Glauben an die Demokratie. Nach einer vor einigen Wochen von der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellten Studie hat mittlerweile jeder Zwölfte in Deutschland ein rechtsextremes Weltbild. Sechs Prozent der Befragten befürworten sogar eine Diktatur mit einer einzigen starken Partei und einem Führer. Wir befinden uns damit auf einem gefährlichen Weg. Die Demokratie ist ein hohes Gut, welches wir täglich verteidigen müssen. Unsere Vorfahren haben für die Demokratie in Attendorn gekämpft. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass Demokratie auch in unserer Stadt nicht selbstverständlich ist.“

Stadtrat, Seniorenrat, Jugendparlament: Auch in Attendorn gibt es viele Möglichkeiten, die Demokratie durch persönlichen Einsatz zu stärken. Selbst die Wahl eines Klassensprechers fußt schließlich auf einen demokratischen Prozess.

Nach dem Treffen mit Hermann Hundt bildete Bürgermeister Pospischil eine Arbeitsgruppe, der neben ihm selbst und Hermann Hundt auch Stadtarchivar Tammo Fuchs, Ortsheimatpflegerin Birgit Haberhauer-Kuschel, Stadtführer Peter „Pittjes“ Höffer und Tom Kleine von der Stadtverwaltung Attendorn angehören. Und dieses Gremium hat bereits einige Ideen.

In Zusammenarbeit mit der Akademie Biggesee ist eine Ausstellung geplant. Zudem soll eine der Ratssitzungen im kommenden Jahr einen „historischen Anstrich“ bekommen. Selbstverständlich sollen die demokratischen Parteien und darüber hinaus die Schulen eingebunden werden.

Zudem wird derzeit eine Stadtführung durch Attendorn ausgearbeitet, an denen markante Punkte zur Demokratiegeschichte thematisiert werden. So zum Beispiel die Gaststätte „Zum Kuckel“, in der am 10. September 1848 ein demokratischer Verein gegründet wurde, dem nicht weniger als 170 Bürger angehörten.

Leider konnten die Projekte in diesem Jahr nicht mehr umgesetzt werden. Und so wird es im Jahr 2024 – dem Jubiläumsjahr der Frankfurter „Paulskirchenverfassung“ im „Demokratennest“ Attendorn zu einigen „aufrüherischen“ Veranstaltungen kommen.

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