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Superintendent Dr. Christof Grote hält seine Begrüßungsrede (Foto: EKKLP)

Große Freude im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg. Nach der langen Corona-Zeit, in der solche Besuche nicht möglich waren, durfte der Kirchenkreis nun endlich wieder VertreterInnen der Toba-Batak-Kirche aus Nord-Su­ma­tra in In­do­ne­si­en bei sich begrüßen. Seit 40 Jahren besteht die Partnerschaft mit der Toba-Batak-Kirche und fast genauso lange findet ein regelmäßiger persönlicher Austausch von Delegierten der beiden Kirchenkreise statt. So besuchte zum Beispiel Pfarrerin Sabine Drescher aus Lüdenscheid 2019 die Toba-Batak-Kirche für ein halbes Jahr in Balige, am Toba-See, wo sie die damalige Leiterin der dortigen Diakonissenschule, Dr. Serapina Sitanggang, bei ihrer Arbeit unterstützte. Sabine Drescher erteilte dort den Diakonissenschülerinnen Bibelunterricht, legte einen Gebetsgarten an und hielt Andachten und Gottesdienste. Wie sie selbst sagt, eine unvergessliche Zeit mit vielen spannenden Begegnungen.

Am Mittwoch, den 17. Mai war es endlich so weit. Insgesamt sechs Delegierte landeten um 6.35 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen und wurden von dort aus in ihre Quartiere im Sauerland gebracht. Für die Diakonissen- und Diakoniefachhochschule Baligne durften die Gastgeber die ehemalige Leiterin Dr. Serapina Sitanggang, die neue Leitung Eleven Sihotang und die Dozentin Lamira Sinaga begrüßen. Als Delegierte des Kirchenkreises Toba-Hasundutan waren der Stadtbeamte Jhon Piter Silalahi und die Geschäftsfrau Rosita Silalahi mitgekommen. Begleitet wurden die Gruppe zudem von der HKBP (Huria Kristen Batak Protestan (HKBP), deutsch: Christlich-Protestantische Toba-Batak-Kirche)-Partnerschaftssekretärin Asni Pasaribu.

Die HKBP zu der die Toba-Batak-Kirche gehört, ist eine lutherische Kirchengemeinschaft. Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Rheinische Missionsgesellschaft mit der Missionierung in Sumatra, Indonesien. Ausschlaggebend für die Anfänge der Kirche vor Ort war der Missionar Ludwig Ingwer Nommensen, der von 1864 bis 1918 in dem Gebiet der Batakgebirge tätig war. Durch sein Wirken erlangte die Kirche schon 1930 ihre Selbstständigkeit und zählt heute über 4 Millionen Mitglieder. Sie ist damit die größte evangelische Kirche Indonesiens.

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Eines der Highlights war die Fahrt nach Nordstrand, dem Geburtsort des Gründers Missionar Ludwig Ingwer Nommensen (Foto: EKKLP)

Auf Gäste und Gastgeber wartete ein anspruchsvolles Programm. Gleich am ersten Tag in Deutschland wurde gewandert und ein Bauernhof besichtigt. Am Freitag ging es mit einem Besuch der „Märkischen Werkstätten“ weiter, es folgten ein Empfang bei Superintendenten Dr. Christof Grote und eine Kräuterwanderung mit Gemeindepädagogin Sabine Drescher. Aber bei solch vielfältigen Aktivitäten war es dann auch Zeit, einfach einmal gemütlich zusammenzusitzen. Pfarrer Christoph Dickel (Ev. Nikolai-Kirche Halver) lud dafür zu einem Willkommens-Abend in den Pfarrgarten der Gemeinde ein. Er kümmert sich in besonderer Weise um den Kontakt zu den Indonesiern, organisiert Reisen, Austausch und Visa, was immer mit großem organisatorischem Aufwand verbunden ist. An diesem Abend wollte jedoch niemand über eventuelle Schwierigkeiten nachdenken, sondern alle Anwesenden freuten sich über die gemeinsame Zeit bei bestem Wetter. Die Gemeinde hatte dafür ein kleines Büffet organisiert und grillte – sehr zur Freude ihrer Gäste – jede Menge Würstchen und Koteletts unter freiem Himmel. Pfarrer Dickel begrüßte die insgesamt 37 Gäste des Abends in fließendem Englisch, der Posaunenchor des CVJM Halver spielte auf und Superintendent Dr. Christof Grote hielt eine kleine Rede. Auch die Indonesier ließen es sich nicht nehmen, durch Dr. Serapina Sitanggang noch einmal die lange gemeinsame Zeit in der Partnerschaft mit dem EvKLP Revue passieren zu lassen und die eine oder andere Anekdote zu erzählen. An diesem Abend wurde viel gelacht und gemeinsame Erinnerungen geteilt. An den Tischen, im Garten und natürlich am Büffet herrschte reges Treiben. Viele Pfarrer und Pfarrerinnen aus dem Kreis hatten sich auf den Weg in den Pfarrgarten gemacht und wurden mit großem Hallo begrüßt. Darunter Superintendent Dr. Christof Grote, Assessor Martin Pogorzeski, Superintendent i.R. Klaus Majoress, Pfarrer Michael Siol, Pfarrer Christoph Dickel und Pfarrerin Sabine Drescher. Ein wahres Treffen der „Eminenzen“ wie einige Gäste die Anwesenheit so vieler kirchlicher Würdenträger scherzhaft nannten.

Die Gemeinschaft machte Spaß, das Wetter spielte mit und der Ort hätte nicht besser gewählt sein können. Die indonesische Delegation fuhr am Montag weiter nach Bonn zu einer Partnerschaftskonsultation. Danach ging es zurück in den Märkischen Kreis, wo ein weiteres ausgefülltes Programm auf sie wartete.

Pfarrer Christoph Dickel, der die Gruppe während der ganzen Zeit begleitete, erzählte, nach seinen Eindrücken zu dieser Zeit befragt: „Es gab vier Schwerpunkte, die diesen Besuch prägten. Zum einen die „Zentrale Partnerschaftskonsultation“, eine fünftägige Tagung in Bonn, mit Referaten, Bibelabenden und Kultur. Insgesamt 28 Delegierte aus Indonesien trafen sich dort mit fast genauso vielen Abgeordneten aus den Rheinischen und Westfälischen Kirchenkreisen. Thema war u.a, wie sich die Situation für die Kirche dort wie hier gerade gestaltet und was dies für die weitere Partnerschaft bedeutet. Schwerpunkt zwei waren die Begegnungen mit den Ortsgemeinden. Wir haben die Gruppe dafür geteilt und insgesamt acht Gemeinden des Kreises besucht. Diese Zeit wurde dafür genutzt, sich gegenseitig kennenzulernen und neue Beziehungen zu knüpfen. Durch Corona sind viele davor geplante Aktivitäten weggebrochen. Sie werden nun wieder aufgenommen und neu durchdacht. Schwerpunkt drei lag auf den diakonischen Begegnungen. Wir haben dazu das Diakonische Sozialzentrum in Plettenberg besucht und waren auch in Werdohl. Ebenfalls spannend für unsere Gäste: Die Migrationsstelle der Diakonie in Lüdenscheid. Angedacht ist ein Austausch zwischen den Diakonissen aus Sumatra und diakonischen Mitarbeitern aus Deutschland. Ein Projekt, das beiden Seiten zum Segen gereichen dürfte. Der vierte Schwerpunkt und eines der Highlights war dann sicher die Fahrt nach Nordstrand, dem Geburtsort des Gründers Missionar Ludwig Ingwer Nommensen. Das hat unsere Gäste schon sichtbar berührt und die Freude über diese Fahrt war groß.

Mein Resümee unserer gemeinsamen Zeit: Es war außerordentlich wichtig, sich nach Corona endlich wieder persönlich zu treffen, da dies uns noch einmal deutlich vor Augen geführt hat, wie bedeutend diese Partnerschaft für uns alle ist. Der Kontakt zum Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg wurde dadurch wieder enger und teilweise ganz neu aufgestellt. Unsere Entscheidung: Wir wollen auch weiterhin gemeinsam in die Zukunft gehen, da wir erleben durften, wie eng wir miteinander in Freundschaft und geschwisterlichen Beziehungen verbunden sind. Da ist einfach etwas zusammengewachsen, was nicht getrennt werden soll.“

Als die indonesischen Gäste am 1. Juni nach Sumatra zurückflogen, nahmen sie jede Menge neue Eindrücke, Freundschaften und Geschenke aus den vielen Gemeinden, die sie besucht hatten, im Gepäck mit. Sie erzählten in einem weit entfernten Land in Asien von ihren Freunden in Deutschland, die sich mit so viel Engagement, Freude und Wertschätzung um sie gekümmert hatten. Und von der lebendigen Hoffnung auf beiden Seiten, diese Freundschaft auch weiterhin vertiefen zu können.
©EKKLP

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