Sonntag, 08. Dezember 2024

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Zertifizierung der Jugendreferenten und Gemeindepädagogen geschafft

johannes seidel
In Zukunft sollen regelmäßig Schulungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt für Mitarbeitenden im Kirchenkreis angeboten werden. Johannes Seidel, als neuer Leiter des Kinder- und Jugendreferates im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, ist in die Planungen und Umsetzungen stark eingebunden (Foto: EKKLP)

Die Evangelische Kirche von Deutschland (EKD) hat sich auf den Weg gemacht, eine deutschlandweit einheitliche Standardschulung zu entwickeln, die vor sexualisierter Gewalt schützen soll. Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) sagt dazu: „Schulungen und
Schutzkonzepte sind Bausteine einer umfassenden Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Ob haupt- oder ehrenamtlich tätig: Wer sich in unserer Kirche engagiert, wird durch Schulungen und Kurse im eigenen Handeln gestärkt.“

Nach mehreren Jahren konzeptioneller Arbeit, sind Schulungen und Schulungskonzepte nun ausgearbeitet. Es geht jetzt darum, im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg diese Schulungen für die Ehrenamtlichen im Kinder- und Jugendbereich der Gemeinden umzusetzen.

Im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit wurden zunächst einmal die Hauptamtlichen – also die festangestellten Jugendreferenten und Gemeindepädagogen – des gesamten Kirchenkreises entsprechend zertifiziert. Sie agieren nun als „Profis vor Ort“, ermitteln den Bedarf der zu Schulenden, machen Termine und geben dann ihr Wissen an die Ehrenamtler weiter.

Geleitet wurde die Schulung der hauptamtlichen Mitarbeiter durch Johannes Seidel, dem neuen Leiter des Kinder- und Jugendreferates im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, Jutta Tripp, Präventionsbeauftragte und Multiplikatorin des Kirchenkreises sowie dem
Gemeindepädagogen Stefan Schick, ebenfalls Multiplikator.

Jutta Tripp agiert gleichzeitig als Sekretärin des Superintendenten, kann also viele Absprachen mit ihm direkt und auf dem kurzen Dienstweg erledigen. Präventionsbeauftragte entsprechen dem neuen, gehobenen Standard, um die kirchlichen Räume möglichst sicher zu machen. Jeder Kirchenkreis in der westfälischen Kirche hat eine Präventionskraft eingestellt, die zusammen mit einem Multiplikatoren-Team diese Aufgabe umsetzt.

Die Notwendigkeit und Dringlichkeit von Schulungskonzepten zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und Schulungen der Mitarbeitenden in diesem Bereich wurden in den letzten Jahren immer deutlicher. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist ein großes Thema. Nicht nur in den Kirchen, sondern überall da, wo mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet wird. Gerade dieses Thema erregt – völlig zu Recht – mediales und damit öffentliches Aufsehen, wie kaum ein anderes. Die Evangelische Kirche war bereits vor einigen Jahren der Meinung, dass es wichtig sei, alle Kinder- und Jugendmitarbeitenden verstärkt für dieses Thema zu sensibilisieren. Wie geht man damit um, wenn man den Eindruck hat, ein Kind erlebt sexualisierte Gewalt? Wie kann man angemessen reagieren, wo findet man kompetente Hilfe, was ist generell zu tun? Aber auch: Woran kann man Missbrauch erkennen? Gibt es unmissverständliche Zeichen? Um ihren Mitarbeitenden zu helfen, sich bei solchen Fragen professionell zu verhalten, hat sich die EKD dazu entschlossen, das Schulungssystem für die evangelischen Kirchen deutschlandweit zu entwickeln. Dieses Konzept soll für einheitliche Standards sorgen.

Um diese Präventionsarbeit jetzt in den einzelnen Gemeinden zeitnah umzusetzen, laufen gleich mehrere Prozesse parallel ab. Zusätzlich zu der neuen deutschlandweiten Schulung entwickelt jede Gemeinde ein eigenes, alle internen Bereiche umfassendes Schutzkonzept, das ganz individuell zu der jeweiligen Gemeinde passt. Die gesamte Gemeindestruktur wird mit einer Risikoanalyse auf den Prüfstand gestellt, eventuell neu aufgestellt und den Erfordernissen entsprechend angepasst mit dem Ziel, weniger anfällig für sexualisierte Gewalt in der eigenen Gemeinde zu sein.

Die sogenannte „Basis-Schulung 1 und 2“ der EKD wird für 12- bis 15-jährige und für 15- bis 17- jährige Ehrenamtler durchgeführt. Sie umfasst jeweils drei bzw. acht Stunden und ist verbindlich. Ergänzend wird ab 2025 eine Intensivschulung angeboten, die jedoch nicht gemeindeintern, sondern überregional angeboten wird. Dafür sucht der Kirchenkreis gerade noch nach Orten, an denen diese
Schulungen dann voraussichtlich zweimal im Jahr angeboten werden kann.

Johannes Seidel erklärt: „Bis jetzt haben wir nur eine Idee davon, wie das überregional aussehen könnte. Das Wichtigste für uns ist gerade, dass wir mit den Schulungen vor Ort beginnen können. Dafür nutzen wir die 6 Kooperationsräume des Kirchenkreises, wo 21 Kirchengemeinden zusammengefasst sind um die Ehrenamtlichen so zügig wie möglich sensibilisieren, fortbilden und zertifizieren zu lassen. Grund für die Kooperationsräume ist, dass wir nicht in jeder Kirchengemeinde Hauptamtliche haben. Die Hauptamtlichen führen daher die Schulungen für mehrere Gemeinden gleichzeitig durch. Beispiele dafür sind Kierspe, Meinerzhagen, Valbert und Herscheid als
Kooperationsraum oder Versöhnungskirche, ERlebt Kirchengemeinde, Christuskirche und Johanneskirche, die die Schulung gemeinsam machen. Die Versöhnungs-Kirchengemeinde hat z.B. gerade leider keinen Jugendreferenten. Sie werden trotzdem an Bord geholt, so dass niemand zurückgelassen wird. Auch diejenigen Kinder- und Jugendmitarbeitenden, die älter als 17 Jahre sind, können an den Schulungen teilnehmen. Die Altersgrenze sind lediglich als Orientierungspunkt gedacht. Wenn man z.B. eine ganze Reihe 25-jähriger Mitarbeitender in der Jugendarbeit hat, nimmt man sie mit in die Schulung rein. Auch das richtet sich nach dem Bedarf, den die jeweilige Gemeinde
hat und den sie selbst ermittelt.“

„Ab jetzt laufen diese Schulungen im ganzem Kirchenkreis für die Ehrenamtlichen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an. Wir sind auf einem guten Weg, der für unsere Mitarbeitenden – egal ob haupt- oder ehrenamtlich – umsetz- und anwendbar ist. Wir freuen uns daher sehr über das rege Interesse und die Unterstützung durch unsere MitarbeiterInnen, unsere Gemeinden und Gemeindemitglieder“, so Seidel.

Wen das Thema interessiert und wer mehr darüber wissen will, der kann sich über folgende Webseite zum Thema „Schutzkonzept“ informieren:
www.ev-jugend-westfalen.de/handlungsfelder/sexualisierte-gewalt/schulungskonzept

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