Der Pfarrkonvent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg konnte bei seinem Treffen in Valbert einen sehr besonderen Gast willkommen heißen. Auf Einladung von Dr. Christof Grote, Superintendent des heimischen Kirchenkreises, war Dr. h.c. Annette Kurschus, seit 2012 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und seit November 2021 zugleich Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nach Valbert gekommen. Gemeinsam nutzte man das Treffen, um sich über aktuelle und
zukünftige Themen und Herausforderungen auszutauschen.


Der Pfarrkonvent wurde von Superintendent Grote mit der Begrüßung und einem ausdrücklichen Dank an die Präses für ihren Besuch eröffnet. Vor der Andacht gedachten alle Anwesenden an Eckart Link, Pfarrer der Ev. Kreuz-Kirchengemeinde Lüdenscheid. Der 54-Jährige war am 13. Januar unerwartet verstorben. „Es ist für uns immer noch unwirklich und macht uns sehr traurig. Bitte beten Sie weiterhin für die Angehörigen und die Gemeinde von Eckart.“, bat Christof Grote.


Auch Annette Kurschus erinnerte zu Beginn ihrer Ausführungen an Eckart Link und zitierte aus dem Brief, den der Lüdenscheider Pfarrer kurz vor seinem Tod noch geschrieben hatte. „Ich habe euch oft gepredigt, dass der Kontakt zu Jesus nicht zu ersetzen ist durch das Denken über ihn. Das buchstabiere ich jetzt noch mal ganz neu durch. Auch euch bitte ich, dass ihr in allem Sorgen um mich oder die Gemeinde oder euch selbst wirklich diesen Weg zu Jesus geht. Er ist treu und gut, daran ändert sich nie etwas.“ Die EKD-Ratsvorsitzende lobte die Worte von Eckart Link, sei hiermit doch die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens prägnant und persönlich zusammen gefasst: Der wahre, lebendige, persönliche Kontakt zu Jesus und der Glaube an seine Liebe, Gnade und Treue allen Menschen gegenüber.

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Annette Kurschus nutzte man das Treffen mit dem Pfarrkonvent, um sich über aktuellen und zukünftigen Themen und Herausforderungen auszutauschen (Foto: EKKLP)

In ihrem weiteren Redebeitrag ging die leitende Theologin auf verschiedenen Thematiken ein – aus geistlicher und weltlicher Perspektive. Die Corona-Situation habe die Gesellschaft bereits verändert und dieser Prozess werde noch anhalten. Kirche sei hier nicht ausgenommen und müsse sich derzeit und in Zukunft auf Veränderungen einstellen. Es würden neue Herausforderungen aufkommen, es ergäben sich aber auch neue Möglichkeiten. „Es ermöglicht den Blick auf starre Gewohnheiten, deren Überprüfung und damit die Chance passende Neuerungen zu schaffen.“ Bei allen Herausforderungen und Veränderungen stellte die Präses aber klar heraus: „Unsere erste Profession ist von Gott zu sprechen! Wir haben einen einzigartigen Auftrag. Wir sollen und wollen den Menschen weiterhin klar sagen: Du bist gewollt, die bist gesehen, du bist geliebt – von Gott. Auf diese Verheißung hin sollen wir Hoffnung heraussagen und verteidigen. Gerade in einer Welt,
wo die Hoffnungslosigkeit immer stärker zu werden scheint.“


Den zweiten Teil des Nachmittages nutzte der Pfarrkonvent, sich mit Annette Kurschus konkret zu verschiedenen Themen auszutauschen. „In meinen derzeitigen Funktionen bin ich natürlich nicht so nah dran wie Sie in Ihren Gemeinden. Sie sind die Kolleginnen und Kollegen vor Ort und damit direkt bei den Menschen in ihrem Alltag. Ich möchte hören, was Ihre Anliegen und Herausforderungen sind. Da brauche ich auch möglicherweise Ihre Korrekturen. Ein Austausch auf Augenhöhe wäre für mich das Schönste“, machte die Präses zu Beginn der Austauschrunde deutlich.


An Themen und konstruktivem Austausch mangelte es in der Folge nicht. Meinungen und Fragen zu Digitalisierung, Klimagerechtigkeit, Pfarrstellenkorridoren, Zukunft von Ortsgemeinden und Mitgliederentwicklungen, Finanz- und Personalherausforderungen wurden diskutiert.


Die Themen Pfarrstellenkorridore und Zukunft von Ortsgemeinden lagen den Mitgliedern des Pfarrkonvents dabei besonders am Herzen. Denn der Ausblick bei den aktuellen Entwicklungen macht die Herausforderungen deutlich: Nach 2031 wird bei den derzeitigen Überlegungen der Landeskirche – eine volle Pfarrstelle nur noch für jeweils ca. 5.000 Gemeindeglieder freizugeben – im Kirchenkreis nur noch die Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt über eine volle Pfarrstelle verfügen. Die Sorgen der Pfarrerinnen und Pfarrer – besonders derer, die noch nach 2031 im Dienst sind – sind groß. Was passiert dann mit den Ortsgemeinden? Wie kann man dann den vielfältigen
Aufgaben vor Ort noch gerecht werden?


Diese Gesamtthematik hat der Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg schon seit längerem im Blick und arbeitet in einem eigenen Struktur- und Perspektivausschuss bereits an möglichen Lösungsansätzen.


Aufgrund der bedeutenden Thematik werden sich auch die kommenden Pfarrkonvente des heimischen Kirchenkreises mit der Gesamtthematik rund um sinkende Mitgliederzahlen, Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern, Anpassung der Korridorzahlen nach 2031 sowie Einsatz von Interprofessionelle Pastoralteams beschäftigen. Hierzu sind auch Experten der Landeskirche zum konstruktiven Austausch eingeladen. „Uns ist die Komplexität dieser Herausforderungen sehr bewusst. Wir wissen, dass dies eine umfangreiche und vielschichtige Thematik ist. Viele Komponenten müssen hier beachtet und einbezogen werden. Unser Ziel ist und bleibt aber, als Kirche vor Ort zu sein und damit nah bei den Menschen“, blickt Superintendent Christof Grote in Zukunft.

@EKKLP

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