Der Attendorner „Friedensweg der Religionen“ fiel in diesem Jahr auf einen besonderen Tag: den Weltkindertag. Und so stand die Veranstaltung auch ganz im Zeichen der Kinder. Unter dem Thema „Gott wohnt an vielen Orten unserer Stadt – ich zeige dir wo ich bete“ hatten Kinder der Klasse 6 c des St.-Ursula-Gymnasiums unter der Leitung ihrer Religionslehrer Sebastian Springob und Kevin Risch drei Stationen des Weges vorbereitet. Das Besondere: dieser Klasse gehören katholische, evangelische und muslimische Kinder an.
Die Schülerinnen und Schüler gaben den gut 100 Teilnehmenden die Gelegenheit, die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, die evangelische Erlöserkirche und die Moschee durch Kinderaugen zu betrachten. Nach der Begrüßung auf dem Attendorner Marktplatz durch Angela Selter vom Franziskuskreis, der den Friedensweg jährlich initiiert, zogen die Versammelten unter Orgelklängen in die Pfarrkirche ein. Die Kinder verteilten sich auf einzeln ausgewählte Lieblingsorte in der Kirche und trugen, begleitet von Pater Sebastian Springob, selbst verfasste Impulstexte vor. Sichtlich beeindruckt ließen die Versammelten, die im Kirchenschiff Platz genommen hatten, ihre Blicke an die unterschiedlichen Orte im Gotteshaus lenken.
Am Minna-Ursell-Platz zog Tom Kleine die Teilnehmenden in seinen Bann, wo er als Vertreter der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ im Heimatverein Attendorn auf anschauliche Weise Interessantes aus dem Lebens- und Glaubensalltag jüdischer Kinder und Jugendlicher vermittelte. Am Rathaus ergriff Bürgermeister Christian Pospischil das Wort und machte anhand der unlängst errichteten Skulptur „Sich begegnende Hände“ deutlich, wie wichtig es für ein friedvolles Miteinander ist, dass die Menschen einer Stadt offen aufeinander zugehen, und gedachte der weltweiten Opfer von Kriegsverbrechen und Gewalt.
Auf dem Weg zur nächsten Station passierte die Gruppe den Attendorner Friedensmahner, eine Holzstele im Innenhof des Rathauses, die in vier Sprachen die Aufschrift „Friede auf Erden“ trägt. Gerne folgten die Kinder der Einladung, mit kräftigem Schwung an der Stele zu drehen, um die verschiedenen Sprachen sichtbar zu machen. An der evangelischen Erlöserkirche ging Prädikant Kevin Risch zunächst am Beispiel des Wichernkranzes auf die Bedeutung des Lichtes im Christentum ein, bevor auch hier Kinder mit selbst verfassten Texten zu Wort kamen. Im Kirchenraum antworten die Versammelten, wie bereits in der Pfarrkirche, mit dem Lied „Oh Lord hear my prayer“ auf die Wortbeiträge.
Zum Abschluss wurde die Moschee an der Kölner Straße aufgesucht. Hier erklang zunächst eine von Imam Faruk Demir vorgetragene Sure aus dem Koran, dann lenkten die Kinder den Blick der Versammelten auf den eindrucksvollen Kronleuchter im Gebetsraum. Die neu nach Attendorn zugezogene Religionsbeauftragte Meliz Yesilyurt betonte in ihrer Ansprache den Wert der Vielfalt, der am Attendorner Friedensweg deutlich geworden sei, und dass jedes Kind auf der Welt das Recht habe, in Frieden zu leben.
Die Veranstaltung endete mit einem gemeinsamen Imbiss und einem lebhaften Austausch in den Räumen der Moschee. Der Friedensweg hat einmal mehr die bemerkenswerte interreligiöse Begegnungskultur in Attendorn gezeigt. So bewahrheitete sich auch bei der diesjährigen Veranstaltung, was Angela Selter bei ihren Begrüßungsworten gesagt hatte: „Heute öffnen wir nicht nur die Türen unserer Gotteshäuser, sondern wir öffnen auch unsere Herzen – für Gott und füreinander. Wo Gott in die Herzen einzieht, dort ziehen Frieden und Toleranz immer auch mit ein.“