Samstag, 25. Januar 2025

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Heli­os Kli­nik führt Kran­ken­seel­sor­ge wie­der ein

Nicht nur mit der Wie­der­ein­füh­rung der Kran­ken­seel­sor­ge knüpft die Heli­os Kli­nik Atten­dorn an sei­ne christ­li­chen Tra­di­tio­nen an. Ab Herbst fin­den wie­der Got­tes­diens­te in der Kran­ken­haus­ka­pel­le statt.

„Wie geht es Ihnen?“

Was die­se ein­fa­che Fra­ge bei Men­schen aus­löst, die in einem Kran­ken­haus sta­tio­när behan­delt wer­den müs­sen, erlebt Bor­ka Mari­ja Rip­pe jeden Mon­tag. Die 40-Jäh­ri­ge eröff­net damit als seel­sor­ge­ri­sche Pati­en­ten­be­glei­te­rin seit dem Früh­som­mer das Gespräch mit den Erkrank­ten. „Fast jeder ent­geg­net mir aus einem ers­ten Reflex her­aus, dass alles gut sei. Aber bei vie­len spü­re ich gleich, es ist nicht so. Sie hal­ten dann kurz inne und rin­gen um Kon­trol­le, aber dann spru­delt es aus Ihnen her­aus“, berich­tet Frau Rip­pe, die haupt­be­ruf­lich als Pfarr­se­kre­tä­rin in Plet­ten­berg arbei­tet.

So wie die älte­re Pati­en­tin, die nach anfäng­li­chem Zögern der Frem­den ein­fach erzähl­te, wie sehr es sie bedrückt, dass sie für ihre berufs­tä­ti­gen Kin­der im Alter zu einer Belas­tung wer­den könn­te – und die­se dar­um nie an ihren Ängs­ten und Pro­ble­men teil­ha­ben lässt. „Es tat der Dame sicht­lich gut, dass da mal eine neu­tra­le Per­son war, die ein­fach zuge­hört hat, ohne groß­ar­tig zu wer­ten oder Rat­schlä­ge zu ertei­len. Und das ist es letzt­lich, wor­um es bei der Kran­ken­haus­seel­sor­ge geht.“

Allein durch ihre Empa­thie und Zuhö­ren tra­gen Kran­ken­haus­seel­sor­ger also zur ganz­heit­li­chen Hei­lung und zum Wohl­be­fin­den der Pati­en­ten bei, indem sie deren kör­per­li­chen, emo­tio­na­len und spi­ri­tu­el­len Bedürf­nis­se in Ein­klang brin­gen.

Zuhö­ren ist Gold

Wann und wie hört man zu? Wann ist es bes­ser zu schwei­gen? Und wie zieht man sich aus einem Gespräch zurück, wenn es einem selbst zu viel wird? Vor dem Start ins Ehren­amt lern­te Bor­ka Mari­ja Rip­pe genau das im Rah­men eines ein­jäh­ri­gen Qua­li­fi­zie­rungs­kur­ses zur Seel­sorg­li­chen Pati­en­ten­be­glei­te­rin des Erz­bis­tums Pader­born. Wel­che Gesprächs­tech­ni­ken die pas­sen­den sind, aber auch, wie man sich die Pro­ble­me der Pati­en­ten und ihrer Ange­hö­ri­gen nicht zu eigen macht, stand dabei im Fokus. „Man muss beson­ders der Ver­su­chung wider­ste­hen, den Men­schen kon­kre­te Lösun­gen anzu­bie­ten. Dafür sind wir Ehren­amt­li­chen auch nicht geschult. Im Zen­trum steht das Zuhö­ren“, so Frau Rip­pe.

Die Ursprün­ge der Heli­os Kli­nik Atten­dorn rei­chen bis weit ins 14. Jahr­hun­dert zurück. Die längs­te Zeit sei­ner Geschich­te betrie­ben katho­li­sche Ordens­schwes­tern das frü­he­re St. Bar­ba­ra-Kran­ken­haus, zuletzt die „Schwes­tern der Christ­li­chen Lie­be“. Dem­entspre­chend gehör­te die Kran­ken­haus­seel­sor­ge als wich­ti­ger Aus­druck der christ­li­chen Nächs­ten­lie­be und Für­sor­ge bis in die jüngs­te Ver­gan­gen­heit wie selbst­ver­ständ­lich zur DNA der Kli­nik in Sachen Pati­en­ten­ver­sor­gung. Bis zur Coro­na-Pan­de­mie.

„Als Covid begann, muss­ten schlag­ar­tig die Besu­che bei den Pati­en­ten ein­stellt wer­den. Auch die Got­tes­diens­te in der Kapel­le konn­ten nicht mehr statt­fin­den.“ Pas­tor Micha­el Lüt­ke­ved­der war vie­le Jah­re als katho­li­scher Reli­gi­ons­leh­rer, Inter­nats­lei­ter und in den Gemein­den des Pas­to­ral­ver­bunds Atten­dorn tätig. Und er schaut nur unger­ne auf die Zeit zurück, die gro­ße Ver­än­de­run­gen in den Kran­ken­haus­ab­läu­fen mit sich brach­te. „Ich woll­te mich nicht damit abfin­den, dass Coro­na zwar über­wun­den ist, aber wir hier im Haus jetzt mit die­ser spi­ri­tu­el­len Lee­re leben müs­sen“, so Lüt­ke­ved­der, der selbst die Seel­sor­ge aktiv mit­be­treibt.

Ist Kran­ken­haus­seel­sor­ge in Atten­dorn des­halb eine rein katho­li­sche Ange­le­gen­heit? Nein. Die zuneh­men­de reli­giö­se und kul­tu­rel­le Viel­falt lässt eine Beschrän­kung auf Ange­hö­ri­ge einer bestimm­ten Kon­fes­si­on gar nicht zu. Und sie wäre auch nicht gewollt. Daher ist es Lüt­ke­ved­der wich­tig zu beto­nen, dass die Seel­sor­ge in der Heli­os Kli­nik Atten­dorn allen Men­schen, gleich wel­che reli­giö­se Über­zeu­gung sie ver­tre­ten, offen­ste­he: „Für uns ist jede Per­son erst­mal ein­fach nur wich­tig. Mei­ne eige­ne reli­giö­se Über­zeu­gung kommt in mei­nen Wor­ten nicht vor.“

Wie­der Got­tes­diens­te in der Kapel­le

Der Pas­tor im Ruhe­stand orga­ni­sier­te den Neu­auf­bau der Kran­ken­haus­seel­sor­ge mit Frei­wil­li­gen und der Unter­stüt­zung der Heli­os Kli­nik. Das Ange­bot wird inzwi­schen gut ange­nom­men wird. „Unse­re Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sind gro­ßen­teils froh, dass es wie­der Men­schen bei uns gibt, denen sie von ihrem oft schwie­ri­gen All­tag in und außer­halb der Kli­nik berich­ten kön­nen“, sagt Hen­rik Cer­mann, stell­ver­tre­ten­der Pfle­ge­di­rek­tor. Das habe sehr gefehlt. Das glei­che trä­fe laut Cer­mann auch auf die Got­tes­diens­te zu. Sie fin­den ab Okto­ber wie­der jeweils am ers­ten und drit­ten Sams­tag im Monat in der Kapel­le statt, mit anschlie­ßen­der Kran­ken­kom­mu­ni­on auf den Zim­mern. „Die Zei­ten, in denen wir unse­re Kapel­le als Coro­na-Test­sta­ti­on nut­zen muss­ten, und nicht für ihren eigent­li­chen Zweck, sind damit hof­fent­lich für immer vor­bei.“

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