Menschen mit Down-Syndrom sind verschieden und einzigartig – wie alle andere Menschen auch. Am 21. März ist der Welt-Down-Syndrom-Tag.

Das Datum ist nicht zufällig gewählt. Menschen mit Down-Syndrom haben, wie Mario Hachen aus Finnentrop-Fretter, das
21. Chromosom dreimal. Als Zeichen der Vielfalt tragen alle Menschen an diesem Tag zwei unterschiedliche Socken.

Mario Hachen stellt seinen Arbeitsplatz im Metallbereich der Attendorner Abteilung der Werthmann-Werkstätten vor und berichtet begeistert über sein Engagement im Werkstattrat. Frei nach dem Motto: „Hier bin ich richtig, hier kann ich was tun“, schenkt er seinen Mit-Beschäftigten Gehör für ihre Anliegen und ist für sie da.

„Dafür muss Raum und Zeit sein“, sind sich Mario Hachen und Abteilungsleiterin Melanie Klein einig. Auch ein zweimal wöchentliches Angebot zur Sprechstunde hat der engagierte junge Mann zusammen mit seinem vierköpfigen Team vom Werkstattrat eingeführt. „Wir wollen uns Beschäftigten eine Stimme geben und uns sinnvoll in unsere Arbeitswelt integrieren, bestmögliche Bedingungen schaffen und an der Gemeinschaft dabei sein“, erklärt Mario Hachen, der seit 2021 dem Werkstattrat angehört, selbstbewusst. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung sei gesamtgesellschaftlich wichtig – sowohl außerhalb der Werkstatt, aber auch innerhalb des 7.000m² großen Gebäudekomplexes auf dem Askay im Industriegebiet Ennest.

Schließlich verbringen hier 300 Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen ihren Arbeitsalltag in der Abteilung, werden individuell gefördert und gefordert. „Da wollen wir uns natürlich alle wohlfühlen“, so der eingefleischte Schalke-Fan. Dazu gehöre es dann auch, Probleme anzusprechen, Ideen und Verbesserungsvorschläge einzubringen und in den Austausch mit den Verantwortlichen der Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe zu gehen. „Glücklicherweise stoßen wir hier bei Melanie Klein und Andreas Mönig, dem Leiter der Werthmann-Werkstätten, immer auf offene Ohren“, freut sich der Beschäftigte. Nach dem Hintergrund für sein Engagement mit Herzblut befragt, antwortet Mario Hachen: „Ich bin einer, der positiv denkt und anderen helfen will!“. Seine erneute Kandidatur für den Werkstattrat in der nächsten Wahlperiode im Jahr 2025 ist somit so gut wie sicher.

Teil einer Gemeinschaft: „Wir werden gesehen und gehört“

Neben den Sprechstunden, die den Beschäftigten aller Abteilungen die Möglichkeit geben, im geschützten Büro des Werkstattrates ihre Anliegen vorzubringen, ist Mario Hachen nach der Corona-Pandemie eine weitere Idee gekommen, seine Kolleginnen und Kollegen zu erreichen. „Wir gehen jetzt auch regelmäßig in die Abteilungen und hören dort nach, ob und was es für Themen gibt“. Die Hürde, extra ins Büro zu kommen, falle somit weg. „Da traut sich doch mal eher einer zu sagen, was ihm auf dem Herzen liegt“, weiß der souveräne Mann, der mit seinem jüngeren Bruder bei seinen Eltern lebt. Relevante Themen und Angelegenheiten werden auf einer Liste notiert und dann in regelmäßige Abstimmungsterminen mit den Werkstatt-Verantwortlichen vorgebracht. Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung werden hier auf beiden Seiten als entscheidende Faktoren für die gute Zusammenarbeit genannt. „Wir schauen in die gleiche Richtung“, bringt es Melanie Klein auf den Punkt.

Ob Pausenregelungen, Essenswünsche oder gemeinsame Freizeit- und Förderangebote – Themen gebe es immer mal. „Natürlich seien diese nicht immer sofort umsetzbar und manchmal auch mit einem Schmunzeln abzutun, berichtet Klein. Besonders toll und wertvoll findet Mario Hachen die derzeit stattfindende „Männerrunde“ zu Themen wie beispielsweise dem Umgang mit Freundschaft, Liebe und Partnerschaft. Zweimal jährlich treffen sich sogar alle Werkstatträte mit Leitung Andreas Mönig zur „großen Sitzung“. „Es ist schön für uns Beschäftigte zu sehen, dass wir ernstgenommen werden und eine Stimme haben“. Auch das sei gelebte Teilhabe.

Sein Herz schlägt für die Werkstatt

Neben dem Einsatz im Werkstattrat dürfe sein „Tagesgeschäft“ natürlich nicht auf der Strecke bleiben, versichert Mario Hachen beim Gang durch den Metallbereich. Nach der Eingangsphase der beruflichen Bildung und einem vierjährigen Abstecher in die Schreinerei musste mal eine Veränderung her. Seit 2016 arbeitet der junge Mann im Team mit weiteren 20 Beschäftigten unter fachlicher Anleitung der Gruppenleiter Andreas Maiworm und Michael Drüeke zusammen – jeder so, wie es seine individuellen Fertigkeiten zulassen.

„Gerade arbeiten wir an einem Dauerauftrag und produzieren täglich bis zu 4.800 Nachstellmuttern für Bremsanlagen in Wohnmobilanhängern“, erklärt das baldige Geburtstagskind und lässt keinen Zweifel daran, dass er hier sein berufliches Zuhause gefunden hat. Musikhören und Darten gehört neben der Fußballbegeisterung zu seinen großen Leidenschaften. „Da werden dann in den Pausen auch mal die Dartpfeile ausgepackt“, freut sich Mario Hachen.

Infobox:

  • Am 21. März findet der jährliche Welt-Down-Syndrom-Tag statt. Ziel dieses Tages ist es, mehr Bewusstsein und Aufmerksamkeit für Menschen mit dem Syndrom zu schaffen und für eine inklusive Gesellschaft einzustehen.
  • Ausgelöst wird das Down-Syndrom durch eine Chromosomenstörung: Betroffene haben ein zusätzliches Chromosom 21, also drei statt den üblichen zwei (die sogenannte Trisomie). In ihren Körperzellen befinden sich somit insgesamt 47 statt 46 Chromosomen.
  • Auch die Wahl des jährlichen Datums des Welt-Down-Syndrom-Tags, am 21. März (also 21 und 3), ist darauf zurückzuführen.
  • Die Menschen mit Down-Syndrom haben von Geburt an verschiedenste körperliche und geistige Besonderheiten, welche in einer breiten Spanne auftreten können. Zusätzlich sind sie anfälliger für bestimmte Erkrankungen.
  • Alleine in Deutschland leben rund 40.000 Menschen mit der genetischen Störung
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