Freitag, 07. Februar 2025

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„Ich habe eine Stim­me und kann was bewe­gen!“

Men­schen mit Down-Syn­drom sind ver­schie­den und ein­zig­ar­tig – wie alle ande­re Men­schen auch. Am 21. März ist der Welt-Down-Syn­drom-Tag.

Das Datum ist nicht zufäl­lig gewählt. Men­schen mit Down-Syn­drom haben, wie Mario Hach­en aus Fin­nen­trop-Fret­ter, das
21. Chro­mo­som drei­mal. Als Zei­chen der Viel­falt tra­gen alle Men­schen an die­sem Tag zwei unter­schied­li­che Socken.

Mario Hach­en stellt sei­nen Arbeits­platz im Metall­be­reich der Atten­dor­ner Abtei­lung der Wert­h­mann-Werk­stät­ten vor und berich­tet begeis­tert über sein Enga­ge­ment im Werk­statt­rat. Frei nach dem Mot­to: „Hier bin ich rich­tig, hier kann ich was tun“, schenkt er sei­nen Mit-Beschäf­tig­ten Gehör für ihre Anlie­gen und ist für sie da.

„Dafür muss Raum und Zeit sein“, sind sich Mario Hach­en und Abtei­lungs­lei­te­rin Mela­nie Klein einig. Auch ein zwei­mal wöchent­li­ches Ange­bot zur Sprech­stun­de hat der enga­gier­te jun­ge Mann zusam­men mit sei­nem vier­köp­fi­gen Team vom Werk­statt­rat ein­ge­führt. „Wir wol­len uns Beschäf­tig­ten eine Stim­me geben und uns sinn­voll in unse­re Arbeits­welt inte­grie­ren, best­mög­li­che Bedin­gun­gen schaf­fen und an der Gemein­schaft dabei sein“, erklärt Mario Hach­en, der seit 2021 dem Werk­statt­rat ange­hört, selbst­be­wusst. Die Teil­ha­be von Men­schen mit Behin­de­rung sei gesamt­ge­sell­schaft­lich wich­tig – sowohl außer­halb der Werk­statt, aber auch inner­halb des 7.000m² gro­ßen Gebäu­de­kom­ple­xes auf dem Askay im Indus­trie­ge­biet Ennest.

Schließ­lich ver­brin­gen hier 300 Men­schen mit den unter­schied­lichs­ten Behin­de­run­gen ihren Arbeits­all­tag in der Abtei­lung, wer­den indi­vi­du­ell geför­dert und gefor­dert. „Da wol­len wir uns natür­lich alle wohl­füh­len“, so der ein­ge­fleisch­te Schal­ke-Fan. Dazu gehö­re es dann auch, Pro­ble­me anzu­spre­chen, Ideen und Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge ein­zu­brin­gen und in den Aus­tausch mit den Ver­ant­wort­li­chen der Wert­h­mann-Werk­stät­ten des Cari­tas­ver­ban­des Olpe zu gehen. „Glück­li­cher­wei­se sto­ßen wir hier bei Mela­nie Klein und Andre­as Mönig, dem Lei­ter der Wert­h­mann-Werk­stät­ten, immer auf offe­ne Ohren“, freut sich der Beschäf­tig­te. Nach dem Hin­ter­grund für sein Enga­ge­ment mit Herz­blut befragt, ant­wor­tet Mario Hach­en: „Ich bin einer, der posi­tiv denkt und ande­ren hel­fen will!“. Sei­ne erneu­te Kan­di­da­tur für den Werk­statt­rat in der nächs­ten Wahl­pe­ri­ode im Jahr 2025 ist somit so gut wie sicher.

Teil einer Gemein­schaft: „Wir wer­den gese­hen und gehört“

Neben den Sprech­stun­den, die den Beschäf­tig­ten aller Abtei­lun­gen die Mög­lich­keit geben, im geschütz­ten Büro des Werk­statt­ra­tes ihre Anlie­gen vor­zu­brin­gen, ist Mario Hach­en nach der Coro­na-Pan­de­mie eine wei­te­re Idee gekom­men, sei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zu errei­chen. „Wir gehen jetzt auch regel­mä­ßig in die Abtei­lun­gen und hören dort nach, ob und was es für The­men gibt“. Die Hür­de, extra ins Büro zu kom­men, fal­le somit weg. „Da traut sich doch mal eher einer zu sagen, was ihm auf dem Her­zen liegt“, weiß der sou­ve­rä­ne Mann, der mit sei­nem jün­ge­ren Bru­der bei sei­nen Eltern lebt. Rele­van­te The­men und Ange­le­gen­hei­ten wer­den auf einer Lis­te notiert und dann in regel­mä­ßi­ge Abstim­mungs­ter­mi­nen mit den Werk­statt-Ver­ant­wort­li­chen vor­ge­bracht. Ver­trau­en und gegen­sei­ti­ge Wert­schät­zung wer­den hier auf bei­den Sei­ten als ent­schei­den­de Fak­to­ren für die gute Zusam­men­ar­beit genannt. „Wir schau­en in die glei­che Rich­tung“, bringt es Mela­nie Klein auf den Punkt.

Ob Pau­sen­re­ge­lun­gen, Essens­wün­sche oder gemein­sa­me Frei­zeit- und För­der­an­ge­bo­te – The­men gebe es immer mal. „Natür­lich sei­en die­se nicht immer sofort umsetz­bar und manch­mal auch mit einem Schmun­zeln abzu­tun, berich­tet Klein. Beson­ders toll und wert­voll fin­det Mario Hach­en die der­zeit statt­fin­den­de „Män­ner­run­de“ zu The­men wie bei­spiels­wei­se dem Umgang mit Freund­schaft, Lie­be und Part­ner­schaft. Zwei­mal jähr­lich tref­fen sich sogar alle Werk­statt­rä­te mit Lei­tung Andre­as Mönig zur „gro­ßen Sit­zung“. „Es ist schön für uns Beschäf­tig­te zu sehen, dass wir ernst­ge­nom­men wer­den und eine Stim­me haben“. Auch das sei geleb­te Teil­ha­be.

Sein Herz schlägt für die Werk­statt

Neben dem Ein­satz im Werk­statt­rat dür­fe sein „Tages­ge­schäft“ natür­lich nicht auf der Stre­cke blei­ben, ver­si­chert Mario Hach­en beim Gang durch den Metall­be­reich. Nach der Ein­gangs­pha­se der beruf­li­chen Bil­dung und einem vier­jäh­ri­gen Abste­cher in die Schrei­ne­rei muss­te mal eine Ver­än­de­rung her. Seit 2016 arbei­tet der jun­ge Mann im Team mit wei­te­ren 20 Beschäf­tig­ten unter fach­li­cher Anlei­tung der Grup­pen­lei­ter Andre­as Mai­worm und Micha­el Drüeke zusam­men – jeder so, wie es sei­ne indi­vi­du­el­len Fer­tig­kei­ten zulas­sen.

„Gera­de arbei­ten wir an einem Dau­er­auf­trag und pro­du­zie­ren täg­lich bis zu 4.800 Nach­stell­mut­tern für Brems­an­la­gen in Wohn­mo­bil­an­hän­gern“, erklärt das bal­di­ge Geburts­tags­kind und lässt kei­nen Zwei­fel dar­an, dass er hier sein beruf­li­ches Zuhau­se gefun­den hat. Musik­hö­ren und Dar­ten gehört neben der Fuß­ball­be­geis­te­rung zu sei­nen gro­ßen Lei­den­schaf­ten. „Da wer­den dann in den Pau­sen auch mal die Dart­pfei­le aus­ge­packt“, freut sich Mario Hach­en.

Info­box:

  • Am 21. März fin­det der jähr­li­che Welt-Down-Syn­drom-Tag statt. Ziel die­ses Tages ist es, mehr Bewusst­sein und Auf­merk­sam­keit für Men­schen mit dem Syn­drom zu schaf­fen und für eine inklu­si­ve Gesell­schaft ein­zu­ste­hen.
  • Aus­ge­löst wird das Down-Syn­drom durch eine Chro­mo­so­men­stö­rung: Betrof­fe­ne haben ein zusätz­li­ches Chro­mo­som 21, also drei statt den übli­chen zwei (die soge­nann­te Tri­so­mie). In ihren Kör­per­zel­len befin­den sich somit ins­ge­samt 47 statt 46 Chro­mo­so­men.
  • Auch die Wahl des jähr­li­chen Datums des Welt-Down-Syn­drom-Tags, am 21. März (also 21 und 3), ist dar­auf zurück­zu­füh­ren.
  • Die Men­schen mit Down-Syn­drom haben von Geburt an ver­schie­dens­te kör­per­li­che und geis­ti­ge Beson­der­hei­ten, wel­che in einer brei­ten Span­ne auf­tre­ten kön­nen. Zusätz­lich sind sie anfäl­li­ger für bestimm­te Erkran­kun­gen.
  • Allei­ne in Deutsch­land leben rund 40.000 Men­schen mit der gene­ti­schen Stö­rung

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