Samstag, 25. Januar 2025

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Bara­da­ri im Gespräch mit Ver­tre­tern der Land­wirt­schaft

Auch der Erhalt der Kfz-Steu­er-Befrei­ung und ein Aus­lau­fen der Agrar­die­sel­ver­gü­tung über drei Stu­fen mit Abbau­schrit­ten von 40, 30 und 30 Pro­zent pro Jahr konn­ten die Land­wir­te nicht über­zeu­gen. In einer ein­wö­chi­gen Akti­ons­wo­che mach­ten die Land­wir­te im Kreis Olpe und spä­ter in Ber­lin mit Kon­vois und Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen auf ihre Nöte auf­merk­sam.

Grund genug für die SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, das Gespräch mit Georg Jung, Geschäfts­füh­rer des Kreis­ver­ban­des Olpe des WLV (West­fä­lisch-Lip­pi­scher Land­wirt­schafts­ver­band e. V.) und des­sen Vor­sit­zen­den Micha­el Richard zu suchen. Über­ra­schend für man­chen Beob­ach­ter: In vie­len Punk­ten waren sich die Abge­ord­ne­te und die Ver­tre­ter der Land­wirt­schaft einig. Auch dar­über, dass die Sub­ven­tio­nen am Ende nur zum Teil im Porte­mon­naie der Bau­ern lan­den, son­dern bei den Lebens­mit­tel­kon­zer­nen wie Aldi, Lidl, Rewe und Co, die sehr star­ken Ein­fluss auf die Pro­dukt­prei­se der Land­wirt­schaft neh­men.

Auch wenn die Abge­ord­ne­te im schritt­wei­sen Abbau der Steu­er­ver­güns­ti­gung für Agrar­die­sel eine Mög­lich­keit sieht, den Betrie­ben mehr Pla­nungs­si­cher­heit zu geben, zeigt sie sich unzu­frie­den mit dem Zustan­de­kom­men, da die Abge­ord­ne­ten von der ein­sa­men Ent­schei­dung der drei Ampel-Regie­rungs­chefs selbst über­rascht wur­den. “Wir wur­den lei­der in kei­ner Wei­se vor­ab kon­tak­tiert und in die­se kurz­fris­ti­ge Hau­ruck-Ent­schei­dung auf­grund des Ver­fas­sungs­ge­richts­ur­teils zur Haus­halts­pla­nung ein­be­zo­gen”, so Bara­da­ri. Den­noch sei sie froh, dass durch die Pro­tes­te der Land­wir­te und die Inter­ven­ti­on der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten die Rück­nah­me der Kfz-Steu­er­ermä­ßi­gung trotz der schwie­ri­gen Haus­halts­la­ge nun doch nicht kom­me.

Vor allem die über­bor­den­de Büro­kra­tie und die Unsi­cher­heit über poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen und damit die Plan­bar­keit brin­gen die Land­wir­te auf die Pal­me. In wei­ten Tei­len zu Recht, stimmt Bara­da­ri zu. Jung erwar­tet “Rah­men­be­din­gun­gen, mit denen wir leben kön­nen”, ins­ge­samt sei es “eine Fra­ge der Ver­läss­lich­keit. Gesetz­ge­bung und Rah­men­be­din­gun­gen müs­sen zur Ver­läss­lich­keit bei­tra­gen und nicht das Gegen­teil bewir­ken”.

Alle drei sind sich einig: Die Gesamt­be­las­tung durch Büro­kra­tie und ein gro­ßes Bün­del von Auf­la­gen und Nach­weis­pflich­ten ist zu hoch, es gibt berech­tig­ten Ärger über man­geln­de Kom­mu­ni­ka­ti­on, die Schnel­lig­keit vie­ler Ent­schei­dun­gen wirkt unaus­ge­go­ren. Ins­ge­samt und mit­tel­fris­tig sei ein Neu­start in der Land­wirt­schaft mit Pla­nungs­si­cher­heit für die Land­wir­te und Ernäh­rungs­si­cher­heit für die Bevöl­ke­rung das Ziel, mög­lichst im Ein­klang mit ver­bes­ser­tem Tier- und Natur­schutz. Die dazu not­wen­di­gen sehr umfäng­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­mit­tel wür­den zwar immer wie­der in Aus­sicht gestellt, errei­chen die Land­wirt­schaft aber nicht im not­wen­di­gen Umfang. Der gewünsch­te Wett­be­werb in der EU funk­tio­nie­re zuneh­mend schlech­ter, da Tier­wohl­an­sprü­che aber auch Bau- und Betriebs­kos­ten in Deutsch­land erheb­lich höher sei­en als in vie­len Nach­bar­staa­ten. Klei­ne und mitt­le­re Betrie­be müss­ten gestärkt wer­den und ein nach­hal­ti­ger Umbau ohne die bis­he­ri­ge Form der Sub­ven­tio­nie­rung wün­schens­wert. Dabei dür­fe nicht ver­ges­sen wer­den, dass die Land­wirt­schaft in Deutsch­land in sich hete­ro­gen sei. Von Euro­pa ganz zu schwei­gen. Die Land­wirt­schaft in Ost­deutsch­land unter­schei­det sich deut­lich von der im Müns­ter­land. Und bei­de unter­schei­den sich erheb­lich vom Sau­er­land. Das müs­se man berück­sich­ti­gen.

Zumin­dest was den schritt­wei­sen Aus­stieg aus der Agrar­die­sel-Sub­ven­tio­nie­rung angeht, hat Bara­da­ri kei­ne gro­ßen Hoff­nun­gen, dass die­se Ent­schei­dung zurück­ge­nom­men wird.

Am Ende des Gesprächs bedank­te sich die Abge­ord­ne­te aus­drück­lich bei den Ver­tre­tern der Land­wirt­schaft und den Land­wir­ten aus dem Kreis Olpe: “Ich freue mich, dass die Demons­tra­tio­nen im Kon­voi unter größ­ter Rück­sicht­nah­me auf den Stra­ßen­ver­kehr statt­ge­fun­den haben und dass unse­re Land­wir­te den Ver­su­chen bestimm­ter Grup­pen aus dem rech­ten Spek­trum, die Pro­tes­te für ihre Zwe­cke zu miss­brau­chen, eine kla­re Absa­ge erteilt haben”. Es wur­de ver­ein­bart, dass sich Poli­tik und Land­wirt­schaft auch im Kreis Olpe in regel­mä­ßi­gen Abstän­den eng aus­tau­schen.

Nach dem gemein­sa­men Gespräch und nach der ers­ten Sit­zungs­wo­che im Bun­des­tag berich­te­te die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, dass ein Ent­schlie­ßungs­an­trag ver­ab­schie­det wur­de, wonach bis zum Som­mer in einem gemein­sa­men inten­si­ven Dia­log kon­kre­te Vor­schlä­ge zur Ent­las­tung der Land­wirt­schaft erar­bei­tet wer­den sol­len. Ermu­ti­gend sei, dass für die natio­na­le Agrar­struk­tur­för­de­rung in die­sem Jahr mehr als eine Mil­li­ar­de Euro zur Ver­fü­gung stün­den. Trotz der har­ten Spar­vor­ga­ben konn­ten in den Haus­halts­be­ra­tun­gen die geplan­ten Kür­zun­gen bei der Gemein­schafts­auf­ga­be Agrar­struk­tur und Küs­ten­schutz (GAK) fast voll­stän­dig zurück­ge­nom­men wer­den.
“Mit 907 Mil­lio­nen Euro in der GAK und zusätz­li­chen 125 Mil­lio­nen Euro für die GAK-Wald­maß­nah­men haben wir eine gute Grund­la­ge, um die inte­grier­te länd­li­che Ent­wick­lung zu för­dern, unse­re deut­schen Wäl­der zu stär­ken und die gesell­schaft­li­chen Leis­tun­gen der Bäue­rin­nen und Bau­ern in unse­rem Land zu hono­rie­ren. Die För­de­rung star­ker länd­li­cher Räu­me bleibt gesi­chert”, so Bara­da­ri abschlie­ßend.

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