Mittwoch, 12. Februar 2025

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„Sor­ge tra­gen, dass die Apo­the­ken nicht ver­schwin­den“

Apo­the­ke? Ist für Chris­tin-Marie Stamm mit 31 Jah­ren und gesund­heit­lich in bes­ter Ver­fas­sung eigent­lich kein The­ma. Jeden­falls pri­vat. Als Poli­ti­ke­rin jedoch hat sich die SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te aus dem Kreis Olpe nun in der Atten­dor­ner Apo­the­ke von Jörg Leh­mann ein Bild von den aktu­el­len Pro­ble­men in der Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung gemacht. „Nur wer weiß, was die Apo­the­ke vor Ort leis­tet, kann sich vor­stel­len, was es bedeu­tet, wenn es eines Tages kei­ne Apo­the­ke mehr in der Nähe gibt“, begrüßt Jörg Leh­mann die­ses Enga­ge­ment der Poli­ti­ke­rin.

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Blick hin­ter die Kulis­sen: Chris­tin-Marie Stamm zu Besuch in der Atten­dor­ner Apo­the­ke von Jörg Leh­mann. (Foto: AVWL)


Ein Sze­na­rio, das Leh­mann, der berufs­po­li­tisch im Apo­the­ker­ver­band West­fa­len-Lip­pe (AVWL) enga­giert ist, für nicht völ­lig unwahr­schein­lich hält. Denn zu Febru­ar sei die Ver­gü­tung der Apo­the­ken durch den Bun­des­ge­setz­ge­ber gekürzt wor­den, um die Finan­zie­rungs­lü­cke der gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen zu decken, erläu­tert er der Abge­ord­ne­ten. Das Apo­the­ken­ho­no­rar sei aber in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren nur ein ein­zi­ges Mal erhöht wor­den – um gera­de ein­mal drei Pro­zent. Bei stei­gen­den Kos­ten und hoher Infla­ti­on sei das Hono­rar mit­hin real deut­lich geschrumpft. „Die zusätz­li­che Kür­zung der Ver­gü­tung wird eini­ge Apo­the­ken nun in Schief­la­ge brin­gen“, warnt Leh­mann.

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Zumal sie für hoch­prei­si­ge Arz­nei­mit­tel teils fünf­stel­li­ge Waren­ein­sät­ze pro Arz­nei­mit­tel­pa­ckung vor­fi­nan­zie­ren müss­ten – und oben­drein das Risi­ko trü­gen, dass die Kran­ken­kas­sen die­se Beträ­ge am Ende nicht erstat­te­ten, son­dern die Apo­the­ken wegen kleins­ter Form­feh­ler auf dem Rezept in Regress näh­men. „Und das, obgleich die Pati­en­ten genau das vom Arzt ver­schrie­be­ne Arz­nei­mit­tel erhal­ten haben“, so Leh­mann.


Zugleich müss­ten die Apo­the­ken vor Ort eini­ge Leis­tun­gen unent­gelt­lich erbrin­gen – nicht zuletzt das Manage­ment der Arz­nei­mit­tel­lie­fer­eng­päs­se. Leh­mann rech­net vor, dass eine Fach­kraft in sei­ner Apo­the­ke nicht sel­ten etwa eine Stun­de Zeit auf­wen­den muss, um eine Lösung für Pati­en­ten zu fin­den, deren Arz­nei­mit­tel nicht ver­füg­bar sind: vom Anruf in der Arzt­pra­xis, der Zeit in der Tele­fon­war­te­schlei­fe, dem Gespräch mit dem Pra­xis­team über die Abho­lung des neu­en Rezep­tes aus der Pra­xis, Bestel­lung des alter­na­ti­ven Prä­pa­ra­tes beim Groß­han­del bis hin zur Lie­fe­rung per Boten an den Pati­en­ten.


Fach­kräf­te aller­dings sind in den Apo­the­ken vor Ort eben­falls knapp. „An der Uni­ver­si­tät Müns­ter, dem ein­zi­gen Stu­di­en­stand­ort in West­fa­len-Lip­pe, kön­nen für den Per­so­nal­be­darf in den Apo­the­ken vor Ort nicht genü­gend Phar­ma­zeu­ten aus­ge­bil­det wer­den. Wir brau­chen daher drin­gend einen zwei­ten Stu­di­en­stand­ort in West­fa­len-Lip­pe“, for­dert AVWL-Geschäfts­füh­rer Bernd Rade­ma­cher.

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Vor lee­ren Schub­la­den: Chris­tin-Marie Stamm lässt sich von Apo­the­ker Jörg Leh­mann über die aktu­el­len Lie­fer­eng­päs­se ins Bild set­zen. (Foto: AVWL)


Denn nahe­zu jeder drit­te Apo­the­ken­in­ha­ber in West­fa­len-Lip­pe ist älter als 60 Jah­re und geht in den kom­men­den Jah­ren in Ruhe­stand. „Nach­fol­ger zu fin­den, ist sehr schwie­rig, gera­de im länd­li­chen Süd­west­fa­len“, so Rade­ma­cher. „Die Apo­the­ken brau­chen des­halb eine aus­kömm­li­che Ver­gü­tung, ver­läss­li­che Rah­men­be­din­gun­gen und Pla­nungs­si­cher­heit“, for­dert er.


Sor­gen, die die SPD-Poli­ti­ke­rin Chris­tin-Marie Stamm mit in ihre Frak­ti­on nach Düs­sel­dorf tra­gen will. „Die Apo­the­ken vor Ort sind ein unver­zicht­ba­rer Teil unse­res Gesund­heits­sys­tems“, erklärt sie. „Sie sind zudem in unse­ren süd­west­fä­li­schen Kom­mu­nen wich­ti­ge Kno­ten­punk­te des sozia­len Netz­wer­kes und Aus­tauschs. Wir müs­sen daher Sor­ge dafür tra­gen, dass sie nicht ver­schwin­den.“

Der Apo­the­ker­ver­band West­fa­len-Lip­pe e.V. (AVWL):
Die Apo­the­ken in West­fa­len-Lip­pe ver­sor­gen die Bevöl­ke­rung mit lebens­wich­ti­gen Arz­nei­mit­teln, sie bera­ten die Men­schen kom­pe­tent und ver­trau­lich und erbrin­gen wohn­ort­nah phar­ma­zeu­ti­sche Dienst­leis­tun­gen. Der AVWL ver­tritt die Inter­es­sen von mehr als 1.300 Apo­the­ken­in­ha­bern mit annä­hernd 1800 Haupt- und Fili­al­apo­the­ken. Er ver­steht sich als Zweck­ver­band für die wirt­schaft­li­chen, recht­li­chen und berufs­po­li­ti­schen Inter­es­sen sei­ner Mit­glie­der und ver­tritt die­se nach außen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter www.apothekerverband.de

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