Freitag, 18. April 2025

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Claus Kle­ber erklärt die Kri­sen der Welt und ver­brei­tet Hoff­nung beim Volks­bank Dia­log

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Claus Kle­ber (Foto: Volks­bank Sau­er­land)

Der lang­an­hal­ten­de Applaus täusch­te fast dar­über hin­weg, dass es den 700 Zuhö­rern in der Stadt­hal­le Schmal­len­berg mul­mig wur­de bei dem, was Claus Kle­ber ihnen über die Welt zu sagen hat­te: Russ­land ist nicht zukunfts­fä­hig, der Ein­fluss Euro­pas schwin­det und Chi­na ist auf dem Vor­marsch. Der Gebür­ti­ge Bens­ber­ger, der in jun­gen Jah­ren mit einer Jugend­grup­pe mehr­fach zum Segeln an die Big­ge­tal­sper­re kam, riss das Publi­kum in sei­nen cha­ris­ma­ti­schen Bann.

Bis auf den letz­ten Platz besetzt war am Don­ners­tag­abend (17.11.)  die Stadt­hal­le Schmal­len­berg. Die Volks­bank Sau­er­land hat­te erst­ma­lig nach der erfolg­rei­chen Fusi­on im Sep­tem­ber zum Volks­bank Dia­log gela­den. Die Ver­ant­wort­li­chen hat­ten Kle­ber als Red­ner gewon­nen und eine so gro­ße Nach­fra­ge erzeugt, dass am Vor­tag das Arns­ber­ger Sau­er­land­thea­ter eben­falls bis auf den letz­ten Platz gefüllt war. Alle waren gespannt auf die Welt­sicht des bekann­ten Jour­na­lis­ten, ehe­ma­li­gen Chefs und ers­ten Mode­ra­tors des heu­te jour­nals im ZDF, der 17 Jah­re lang aus Washing­ton berich­te­te und für sei­ne Doku­men­ta­tio­nen die gan­ze Welt bereis­te. Der Medi­en­pro­fi weiß also, wovon er spricht, wenn er sagt “Momen­tan geschieht Grund­le­gen­des, das alles ver­schiebt” und “der Reim, den wir uns bis­her auf die Welt gemacht haben, stimmt so nicht mehr”. “Aber“, so fuhr er fort, „heu­te spre­che ich als Pri­vat­per­son Claus Kle­ber und sage das, was ich als Jour­na­list nicht hät­te sagen kön­nen.“

Am 25. Febru­ar, am Tag nach dem Über­fall der Rus­sen in der Ukrai­ne, sag­te die deut­sche Außen­mi­nis­te­rin Anna­le­na Baer­bock: “Wir sind heu­te in einer ande­ren Welt auf­ge­wacht. Haben wir also zuvor geschla­fen?“ Das mag das Gefühl vie­ler getrof­fen haben. Aber trifft es auch zu? „Ja“, sag­te der renom­mier­te Jour­na­list und Poli­tik­ex­per­te Claus Kle­ber, „er ist ein Wen­de­punkt, der die Zeit in eine Zeit davor und eine Zeit danach teilt. Umstür­zen­des ist pas­siert.“ Der bru­ta­le und völ­ker­rechts­wid­ri­ge Angriff Russ­lands auf die Ukrai­ne sei nicht nur eine gro­ße huma­ni­tä­re Kata­stro­phe, son­dern mar­kie­re einen radi­ka­len Bruch mit der euro­päi­schen Frie­dens­ord­nung nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges, wie wir sie im Wes­ten lan­ge als selbst­ver­ständ­lich vor­aus­ge­setzt hat­ten. Die Zeit nach dem Ende des 2. Welt­krie­ges sei der fried­lichs­te Abschnitt in der Mensch­heits­ge­schich­te, kon­sta­tier­te Kle­ber, „es waren gol­de­ne Jah­re einer uni­po­la­ren Welt, die heu­te zu Ende geht.“ Für Wla­di­mir Putin aber war der Zer­fall der Sowjet­uni­on im Jahr 1991, nach eige­ner Aus­kunft, die größ­te Kata­stro­phe des 20. Jahr­hun­derts. „Die­se Phi­lo­so­phie ist, retro­spek­tiv betrach­tet, die Keim­zel­le für das, was heu­te pas­siert“, sag­te Kle­ber.

Wie konn­te es so weit kom­men? Gab es frü­he­re Anzei­chen für die­sen Angriffs­krieg und hät­te die­ser gar ver­hin­dert wer­den kön­nen? „Ich bin kein bewähr­ter Pro­phet“, sag­te Kle­ber, „eher ein mil­der Rich­ter.“ Spä­tes­tens mit der nebu­lö­sen Anne­xi­on der Krim durch Russ­land im Jahr 2014 hät­ten die EU-Staa­ten und die NATO auf­wa­chen und reagie­ren müs­sen, statt­des­sen folg­ten die lasches­ten Sank­tio­nen in der Geschich­te der Euro­päi­schen Uni­on. „Frie­den bekommt man nicht geschenkt“, attes­tier­te Kle­ber.

Zwei­fels­oh­ne war dies für Putin ein Ermu­ti­gungs­si­gnal, die Ukrai­ne mit unwah­ren Vor­wän­den anzu­grei­fen mit dem per­fi­den Plan, auch sie gewalt­sam Russ­land ein­zu­ver­lei­ben. Womit er aller­dings nicht gerech­net hat­te, so Kle­ber, war: „Ein muti­ger und unbeug­sa­mer ukrai­ni­scher Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj trat nicht die Flucht an, son­dern konn­te die ukrai­ni­sche Bevöl­ke­rung zur Ver­tei­di­gung des Lan­des mobi­li­sie­ren.“ Der Krieg hat zudem eine völ­lig neue Ent­schlos­sen­heit und Einig­keit der west­li­chen Demo­kra­tien und ihrer Alli­ier­ten gegen den Aggres­sor sowie eine mas­si­ve Auf­rüs­tung und Unter­stüt­zung der Ukrai­ne auf den Weg gebracht. Wie weit die­se Unter­stüt­zung im Rah­men des NATO-Ver­tra­ges gehen kann, ohne zur Kriegs­par­tei zu wer­den, ist heu­te Gegen­stand einer hef­ti­gen öffent­li­chen Debat­te.

Was Kle­ber zur­zeit aber am meis­ten Sor­gen berei­te und eine gro­ße Gefahr für den Frie­den dar­stellt, ist die sys­te­ma­ti­sche Ver­un­si­che­rung der Öffent­lich­keit, der sich tota­li­tä­re Regime ger­ne bedie­nen sowie der Zer­fall des demo­kra­ti­schen Modells, beson­ders in den USA. Claus Cle­ber ver­si­cher­te den auf­merk­sa­men Zuhö­rern, dass die heu­ti­ge Fake-News Debat­te unnö­tig sei. „Im öffent­lich- recht­li­chen gibt es kei­ne Fake News!“ Drei Dut­zen­den Redak­teu­re haben über den Tag die Welt­nach­rich­ten ver­folgt und über­legt, wie sie die The­men des Tages ver­ständ­lich und für den Zuschau­er inter­es­sant auf­be­rei­ten kön­nen. „Ich durf­te bestim­men, was im ZDF heu­te jour­nal gesen­det wird und kein Chef der Fern­seh­an­stalt. Das kann ich Ihnen ver­si­chern!“

Vor­stands­mit­glied Andre­as Erm­ecke frag­te in sei­nen Begrü­ßungs­wor­ten danach, wie es wei­ter gehen wird und ob der Krieg noch wei­ter eska­lie­ren wird und wie die zukünf­tig­te Rol­le Deutsch­lands aus­se­hen wird. „Ich bin kein Hell­se­her, aber es wird wei­ter­ge­hen“, so Kle­ber am Ende sei­nes 60 minü­ti­gen Vor­trags. Wir soll­ten posi­tiv in die Zukunft bli­cken. Womög­lich kom­men neue poli­ti­sche Kräf­te an die Macht, viel­leicht müs­se auch Putin am Ende ein­se­hen, dass er sich ver­kal­ku­liert und die NATO wei­ter gestärkt hat. 

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(v.l.) Die Vor­stän­de Micha­el Reitz, Micha­el Grie­se, Andre­as Erm­ecke und Bernd Grie­se dank­ten Claus Kle­ber (Mit­te) für den ein­drucks­vol­len Vor­trag beim dies­jäh­ri­gen Volks­bank-Dia­log
(Foto: Volks­bank Sau­er­land)

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