Fünf sehr intensive Tage der Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten verbrachte die AG Erinnerungskultur des St.-Ursula-Gymnasiums Attendorn kürzlich bei ihrer Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald. Begleitet von den Geschichtslehrern Christoph Schulte und Doris Kennemann nahmen die 22 Teilnehmenden Eindrücke mit, die sie nach eigener Aussage wohl nie vergessen werden.

Schon durch die Unterbringung in einem Gebäude der ehemaligen SS-Kasernen, höchstens 200 m vom Lagertor des Konzentrationslagers entfernt, war die Thematik der Exkursion allzeit präsent. Ein pädagogischer Begleiter von der Gedenkstätte Buchenwald sorgte in seiner umsichtigen Art dafür, dass die Jugendlichen immer wieder aufgefangen wurden und das Erlebte reflektieren konnten. Im Mittelpunkt des Programms stand die Erkundung einzelner Stationen des Lagers, die auf mehrere Tage verteilt war. Die Jugendlichen vollzogen den Weg der Inhaftierten von ihrer Ankunft am Bahnhof über den sogenannten „Caracho-Weg“ zum Lagertor bis zu den Baracken, dem Arbeitseinsatz im Steinbruch und schließlich als letzter Station, dem Krematorium, nach. Spätestens in diesem Moment war ihre tiefe Betroffenheit deutlich spürbar.

Unterbrochen und konstrastiert wurde diese Erkundung durch einen Besuch der nahe gelegenen Stadt Weimar, der Stadt von Goethe und Schiller, dem Gründungsort der ersten demokratischen Republik auf deutschem Boden aber auch einer der Lieblingsstädte Adolf Hitlers. Hier sollte als Prestigeobjekt ein monumentales Gauforum entstehen, von dem heute noch Gebäude existieren. Den Jugendlichen wurde bewusst, dass die Geschehnisse im Lager damals der Bevölkerung nicht verborgen geblieben sein konnten. Erschreckend für sie war die Tatsache, dass noch am Tag vor ihrer Ankunft Schilder der Gedenkstätte mit Hakenkreuzen beschmiert wurden.

Die Frage nach der Verantwortlichkeit vertieften sie in der ehemaligen Fabrik „Topf und Söhne“ in Erfurt, welche die Krematorien u.a. für Buchenwald und das Vernichtungslager Auschwitz produzierte. An diesem heute als Museum eingerichteten Erinnerungsort wurde deutlich, dass es sehr wohl Möglichkeiten des Ungehorsams gegen die Nationalsozialisten gegeben hätte, die aus Gründen des Profits nicht genutzt wurden.

Des Weiteren lernten die Jugendlichen bei einer Stadtführung das jüdische Erfurt kennen und setzten sich in Workshops mit der historischen Aufarbeitung des Themas Antisemitismus und auch mit Musik im Konzentrationslager auseinander.

Als Höhepunkt der Exkursion durften sie Zeuge einer anderen Art der Vergangenheitsbewältigung werden. Die Stadt Weimar verlieh im festlichen Rahmen die Ehrenbürgerwürde an sechs französische Überlebende des Konzentrationslagers, von denen der 99-jährige Raymond Renaud anwesend war und noch mit vier der Schüler sprach. Besonders die letzten Worte seiner Ansprache an die Festgäste beeindruckte die Jugendlichen zutiefst: „Mein Gott, bin ich froh hier zu sein!“

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