Freitag, 24. Januar 2025

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Film und Dis­kus­si­ons­run­de zum Wan­del der Dör­fer

Alle Plät­ze und sogar zusätz­li­che Stüh­le waren besetzt, als Dr. Sil­ke Eilers, Geschäfts­füh­re­rin des West­fä­li­schen Hei­mat­bun­des e. V. (WHB), die Gäs­te im Jac-Kino Atten­dorn begrüß­te. Gemein­sam mit dem Kreis­hei­mat­bund Olpe e. V. und dem LWL-Medi­en­zen­trum für West­fa­len hat­te der WHB zu einem unge­wöhn­li­chen „Hei­mat­abend“ ein­ge­la­den, um den Wan­del der Dör­fer zu dis­ku­tie­ren.

Prof. Dr. Mar­kus Kös­ter vom LWL-Medi­en­zen­trum für West­fa­len führ­te in den Film „Mit­tags­stun­de“ nach dem Roman von Dör­te Han­sen ein. Der Film von Grim­me-Preis­trä­ger Lars Jes­sen erzählt die Geschich­te des 47-jäh­ri­gen Uni-Dozen­ten Ing­wer (Char­ly Hüb­ner), der in sein nord­frie­si­sches Hei­mat­dorf zurück­kehrt, um dort ein Sab­bat­jahr zu ver­brin­gen und sich um sei­ne betag­ten Eltern zu küm­mern. Doch den Ort sei­ner Kind­heit erkennt er kaum wie­der: die Stra­ßen men­schen­leer, kei­ne Schu­le, kein Dorf­la­den, kei­ne alte Kas­ta­nie auf dem Dorf­platz, auf den Fel­dern wächst nur noch Mais, aus gewun­de­nen Land­stra­ßen wur­den begra­dig­te Schnell­stra­ßen – Ver­än­de­run­gen, wie sie auch im Sau­er­land statt­ge­fun­den haben.

Dr. Eilers führ­te durch die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­ons­run­de mit Prof. Dr. Ulrich Har­tei­sen, der an der Hoch­schu­le für Ange­wand­te Wis­sen­schaft und Kunst in Göt­tin­gen Regio­nal­ma­nage­ment und regio­na­le Geo­gra­phie lehrt, Bir­git Haber­hau­er-Kuschel, stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Sau­er­län­der und des West­fä­li­schen Hei­mat­bun­des sowie Andrea Are­ns, Vor­sit­zen­de des Kreis­hei­mat­bun­des Olpe.

Prof. Har­tei­sen arbei­tet der­zeit für die Geo­gra­phi­sche Kom­mis­si­on des LWL an einer mehr­jäh­ri­gen Stu­die, die alle Dör­fer in West­fa­len-Lip­pe erfasst und exem­pla­risch den dörf­li­chen Ver­än­de­rungs- und Gestal­tungs­pro­zes­sen auf den Grund geht. Der For­scher beton­te die Viel­falt und Ver­schie­den­heit der Dör­fer in West­fa­len. In den letz­ten Jah­ren stellt er einen ver­än­der­ten Blick gera­de jun­ger Men­schen auf das Dorf und das dörf­li­che Leben fest: Vor allem die Mög­lich­kei­ten, selbst etwas zu tun und durch sein Tun etwas bewir­ken zu kön­nen, schätz­ten jun­ge Men­schen am Land­le­ben. Bir­git Haber­hau­er-Kuschel wies die Beson­der­hei­ten der sau­er­län­di­schen Dör­fer hin: Der hohe Anteil an fami­li­en­ge­führ­ten Gewer­be­be­trie­ben, letzt­end­lich ent­stan­den durch die Jahr­hun­der­te alte Nut­zung der hie­si­gen Erze und die gewach­se­nen Han­dels­struk­tu­ren, dies alles in einer Land­schaft mit hohem Frei­zeit­wert, schaf­fe gute Vor­aus­set­zun­gen für wei­ter­hin leben­di­ge Dör­fer. Andrea Are­ns stell­te anhand eini­ger aktu­el­ler Bei­spie­le wie dem Euro­pa-Hain in Schön­au-Alten­wen­den und den zahl­rei­chen neu ent­stan­de­nen Dorf­plät­zen her­aus, dass es vor allem die Gemein­schafts­ar­beit ist, wel­che die Dör­fer leben­dig hält. Dazu braucht es immer wie­der Per­sön­lich­kei­ten, die Impul­se geben.

Wie kön­nen Impuls­ge­ber und Dorf­pro­jek­te von den Kom­mu­nen unter­stützt wer­den? Hier bestand unter den Fach­leu­ten Einig­keit, dass neben der grund­sätz­li­chen, deut­li­chen Wert­schät­zung vor allem nie­der­schwel­li­ge För­der­pro­gram­me ohne auf­wän­di­gen Papier­kram, am bes­ten mit fes­ten Ansprech­per­so­nen in den Ver­wal­tun­gen, not­wen­dig und wirk­sam sind.

Sil­ke Eilers schloss, dass die Stär­ke länd­li­cher Räu­me gera­de in der beson­de­ren Anpa­cker-Men­ta­li­tät der hier leben­den Men­schen lie­ge und dass ein geziel­tes Dorf­mar­ke­ting not­wen­dig sei, um die viel­fäl­ti­gen Poten­tia­le der Dör­fer ins rech­te Licht zu rücken.

Beim Publi­kum ist das For­mat „Film mit anschlie­ßen­der Dis­kus­si­ons­run­de“ so gut ange­kom­men, dass die Ver­an­stal­ter über eine Fort­set­zung nach­den­ken.

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Die Ver­an­stal­tung im JAC-Kino Atten­dorn, ver­an­stal­tet von West­fä­li­schem Hei­mat­bund, Kreis­hei­mat­bund Olpe und LWL-Medi­en­zen­trum für West­fa­len, war aus­ver­kauft (Foto: WHB)

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