„Happy Birthday“ der Stadt Attendorn zum 800. und dem Kammerorchester zum 70. – so lautete der Titel des festlichen Abends. Die Orchestervorsitzende, Barbara Wilkmann, hatte in ihrer Begrüßung nicht zu viel versprochen, als sie den zahlreich erschienenen Zuhörern mehr als ein reines Geburtstagsständchen in Aussicht stellte. Es war ein abendfüllendes Festprogramm, bei dem sich die musikalischen Höhepunkte nur so aneinanderreihten.

Begeisternd die überaus gelungene Mischung der gewählten Musikstücke zwischen festlich und virtuos, schwungvoll und heiter, dargeboten mit einigen musikalischen Überraschungen. Ein Orchester, das unter dem souveränen Dirigat seines musikalischen Leiters Anar Bramo wieder einmal über sich hinauswuchs und ein Niveau zeigte, welches für ein Liebhaberorchester wirklich bemerkenswert ist.

Bereits die von Anar Bramo bearbeitete Fassung der Bach – Kantate „Schafe können sicher weiden“ für Streicher, Oboen und Hörner ließ aufhorchen. Mit ihr entfaltete sich ein sehr homogener, angenehm weicher Streicherklang in der Stadthalle, über den sich festlich heiter die Melodieführung der Oboen legte.

Auf diese Weise hervorragend eingestimmt, wurde der aus der Ukraine stammende Geiger Aleksey Semenenko, der noch in den ersten Tagen des Krieges in seiner Heimat konzertiert hatte, mit großem Beifall auf der Attendorner Bühne willkommen geheißen. In den bekannten Konzerthäusern Deutschlands und des Auslands zuhause, sorgte er für den absoluten Höhepunkt des Abends. Mit jugendlichem Charme, höchster Virtuosität und Musikalität, über jede technische Anforderung erhaben, interpretierte er Mozarts Violinkonzert Nr. 4 auf eine Art und Weise, die dem Publikum die Sprache verschlug und unvergessen bleiben wird. Durch seine Zugewandtheit an das Orchester übertrug sich die Leichtigkeit seines Musizierens auf die Orchestermusiker, die bravourös zu begleiten wussten und den vom Solisten vorgegebenen hohen Tempi bestens gewachsen waren.

Frenetischer, nicht enden wollender Applaus mit Standing Ovation folgte den letzten Tönen des Rondeaus, bis Aleksey Semenenko seine Zugabe ankündigte, die Serenade für Violine Solo von Valentin Silvestrov. Ruhe und Stille in Gedanken an seine ukrainischen Landsleute strahle sie immer für ihn aus, wenn er die Serenade spiele – das galt im Konzert auch für das Publikum – es herrschte absolute Ruhe.

Der zweite Konzertteil wurde zu einem Feuerwerk der Musik. Frisch und flott der Auftakt mit Haydns 1. Sinfonie D-Dur, bevor sich mit der bekannten Thais Meditation von Massenet eine völlig andere Stimmung entfaltete – andächtiges Zuhören. Anar gelang es durch sein präzises und einfühlsames Dirigat ganz hervorragend, Solist, Orchester und Klavierbegleitung (Klavier Christian Pospischil) in Einklang zu bringen. Diese Interpretation rührte an – spätestens jetzt hatte der Geiger Aleksey Semenenko die Herzen des Publikums erobert.

Erneuter Stimmungswechsel mit Brahms Ungarischem Tanz Nr. 1 g-moll; Dirigent und Orchester zeigten sich bestens aufgelegt und rissen die Zuhörer durch ihre ungeheure Spielfreude mit in die schwungvolle Musik.

Ein eigens zum Geburtstag der Stadt vom Orchester beim ukrainischen Musiker Andrei Pushkarev in Auftrag gegebenes Musikstück „Alles Gute zum Geburtstag“ bildete den krönenden Abschluss des Konzerts. Am Klavier Bürgermeister Pospischil, der sichtlich Freude daran hatte, mit dem Kammerorchester die bekannte Melodie „Zum Geburtstag viel Glück“ und deren Variationen mit Anklängen an große Komponisten wie Vivaldi, Mozart und Tschaikowsky zu Gehör zu bringen, teilweise als Walzer oder im Tango – Rhythmus mit dem Dirigenten selbst an seiner Violine.

Die Zuhörer riss es erneut von den Stühlen. Zwei Zugaben waren erforderlich – Brahms Ungarischer Tanz Nr.5 und erneut das soeben uraufgeführte Geburtstagsstück, bis schließlich das Orchester und der Dirigent nach einem langen Abend entlassen wurden.

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