Sonntag, 16. Februar 2025

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Leit­stel­le und Ret­tungs­dienst: Wenn Coro­na zum Tages­ge­schäft wird

Die Weih­nachts­fei­er­ta­ge und der Jah­res­wech­sel wer­den oft genutzt, Rück­schau zu hal­ten auf das aus­lau­fen­de Jahr. Die­se Rück­schau wird bei der Feu­er- und Ret­tungs­leit­stel­le und dem Ret­tungs­dienst des Krei­ses Olpe in die­sem Jahr aller­dings etwas anders aus­fal­len als in den Jah­ren zuvor. Gera­de sie haben die Pro­ble­me, die die Coro­na Pan­de­mie vom ers­ten tele­fo­ni­schen Kon­takt über den Not­ruf 112 bis hin zur medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung am Pati­en­ten vor Ort und dem Trans­port ins Kran­ken­haus haut­nah mit­er­lebt.

Als Ende Febru­ar der ers­te Ein­satz gefah­ren wur­de, bei dem der Ver­dacht auf Covid 19 bestand, wur­de zum Schutz des Per­so­nals sofort FFP3 Schutz­mas­ken und Schutz­kit­tel stan­dard­mä­ßig im Ein­satz getra­gen. Nach jedem Ein­satz mit Ver­dacht auf Coro­na wur­den durch die Leit­stel­le Spe­zi­al­kräf­te alar­miert, die das Fahr­zeug einer spe­zi­el­len Des­in­fek­ti­on unter­zo­gen. Die­se Des­in­fek­ti­on nahm meh­re­re Stun­den in Anspruch. Eben­falls wur­den Ersatz­fahr­zeu­ge durch die Leit­stel­le orga­ni­siert, um die Ein­satz­be­reit­schaft des Ret­tungs­diens­tes zu gewähr­leis­ten.

Jeder Ein­satz, ob Feu­er­wehr oder Ret­tungs­dienst, fängt mit dem Not­ruf 112 an, bei dem die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen der Feu­er- und Ret­tungs­leit­stel­le in Olpe schon mit drei bis fünf geziel­ten Fra­gen zum Not­fall­ge­sche­hen eine Dis­po­si­ti­ons­ent­schei­dung tref­fen kön­nen und noch wäh­rend des Gesprächs die Ein­satz­kräf­te alar­mie­ren. Im Anschluss erfolgt eine tele­fo­ni­sche Hil­fe­stel­lung für den Anru­fer, der sich in einer Aus­nah­me­si­tua­ti­on befin­det und oft­mals am Tele­fon erst wie­der „ein­ge­fan­gen“ wer­den muss, um an alle wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen zu kom­men. Nun muss­ten auch noch Fra­gen nach Coro­na-Sym­pto­men gestellt wer­den, wor­auf die Anru­fer teil­wei­se mit Unver­ständ­nis reagier­ten. Steht für den Anru­fer und Pati­en­ten die Grund­er­kran­kung im Vor­der­grund, ver­steht nicht jeder, war­um bei einer bewusst­lo­sen Per­son auch noch nach einer mög­li­chen Coro­na-Infek­ti­on gefragt wird. Pri­mär ist sicher die Ers­te Hil­fe für den Anru­fer und noch mehr für den Pati­en­ten wich­tig, aber zum Schutz der Ein­satz­kräf­te sind auch mög­li­che Gefah­ren durch Coro­na von Bedeu­tung. Hin und wie­der wur­den die Sym­pto­me auch tat­säch­lich am Tele­fon ver­schwie­gen, damit Nach­barn nicht mit­be­kom­men, wenn der Ret­tungs­dienst mit vol­ler Schutz­aus­rüs­tung in die Woh­nung geht.

Auch die Ein­satz­tak­tik muss­te ange­passt wer­den. Erkun­de­te der Trans­port­füh­rer zunächst die Lage, ver­blieb der Kol­le­ge im grö­ße­ren Abstand zum Pati­en­ten. Danach wur­de gemein­sam die wei­te­re Vor­ge­hens­wei­se fest­ge­legt. Pro­ble­ma­tisch für den Ret­tungs­dienst, dass erst immer die Schutz­klei­dung ange­legt wer­den muss­te, vor dem Hin­ter­grund, dass dort jemand drin­gend medi­zi­ni­sche Hil­fe benö­tigt. Im Lau­fe des Jah­res spiel­te sich eine gewis­se “Rou­ti­ne” im Umgang mit der Pan­de­mie ein, wenn man das über­haupt so bezeich­nen kann. Man hat Erfah­run­gen gesam­melt und gelernt, mit der Situa­ti­on umzu­ge­hen. Sowohl die Not­ruf­ab­fra­ge durch die Leit­stel­le als auch die Maß­nah­men des Ret­tungs­diens­tes wur­den immer wie­der an die aktu­el­len Emp­feh­lun­gen ange­passt. Heu­te erfolgt kei­ne Beur­tei­lung mehr, ob ein Pati­ent Sym­pto­me hat oder nicht. Die­se wer­den beim Not­ruf zwar abge­fragt, den­noch schützt sich das Per­so­nal bei jedem Ein­satz mit FFP2 Mas­ke und der Pati­ent bekommt eben­falls eine Mas­ke auf.

Im Lau­fe des Jah­res nah­men auch die Trans­por­te zu, bei denen nicht nur Pati­en­ten mit einem “Ver­dacht” trans­por­tiert wur­den, son­dern auch Pati­en­ten mit einem bestä­tig­ten, posi­ti­ven Test­ergeb­nis. Hier wur­den die Schutz­maß­nah­men noch­mal durch das Anle­gen eines Infek­ti­ons­schutz­an­zu­ges ver­stärkt. Zeit­wei­se wur­den für die­se Trans­por­te zwei sepa­ra­te Fahr­zeu­ge von den Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen in Dienst gestellt.

Der Erfolg die­ser Maß­nah­men zeigt sich dar­an, dass es ledig­lich einen Fall gab, wo der Ver­dacht bestand, dass sich ein Kol­le­ge im Ein­satz mit Coro­na infi­ziert haben könn­te, der siche­re Nach­weis konn­te in die­sem Fall aber nicht erbracht wer­den.

Den­noch, der völ­lig hys­te­ri­sche Anru­fer und der Druck auf das Ret­tungs­dienst­per­so­nal, gleich auf einen Covid-Pati­en­ten zu tref­fen, sind bis heu­te geblie­ben. Gera­de wenn es im engs­ten Fami­li­en­kreis der Mit­ar­bei­ter selbst Risi­ko­pa­ti­en­ten gibt, fährt die­ser Gedan­ke bei fast jedem Ein­satz mit.

Auch in Sachen Aus­bil­dung muss­te man die­ses Jahr deut­lich zurück­schrau­ben. Die Aus­zu­bil­den­den zum Not­fall­sa­ni­tä­ter muss­ten zu Beginn der Pan­de­mie auf ihre Prak­ti­ka auf den Inten­siv­sta­tio­nen ver­zich­ten, es wur­den ande­re Aus­bil­dungs­ab­schnit­te vor­ge­zo­gen oder teil­wei­se wur­de auch Urlaub genom­men. Zwi­schen­zeit­lich konn­ten aber alle ihre Aus­bil­dungs­ab­schnit­te nach­ho­len. Die regel­mä­ßi­gen jähr­li­chen 30-Stun­den Pflicht-Fort­bil­dun­gen und Hos­pi­ta­tio­nen muss­ten eben­falls größ­ten­teils abge­sagt wer­den. Der Gesetz­ge­ber hat aller­dings Mög­lich­kei­ten geschaf­fen, dass die­se Situa­ti­on für nie­man­den Nach­tei­le mit sich bringt.

Die 23 Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen des Ret­tungs­diens­tes sowie die drei Not­ärz­te und vier Feu­er­wehr­be­am­te der Leit­stel­le, die an Hei­lig­abend Dienst ver­sa­hen, muss­ten in die­sem Jahr auch auf den Weih­nachts­be­such von Land­rat Theo Mel­cher und Fach­dienst­lei­ter Patrick Becker ver­zich­ten. Die­se Tra­di­ti­on wur­de eben­falls ein Opfer der Coro­na-Pan­de­mie.

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Die Mit­ar­bei­ter der Feu­er- und Ret­tungs­leit­stel­le Micha­el Son­der­mann, Kai Hüner­jä­ger und Kars­ten Grob­bel (v.l.) (Foto: Leit­stel­le)

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