Freitag, 24. Januar 2025

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Auf­bruch aus dem zuneh­men­den Abseits

Man­cher hat schon genug vom neu­en Jahr, ehe es begon­nen hat. Geschafft vom drit­ten her­aus­for­dern­den Jahr in Fol­ge ver­lie­ren
vie­le Men­schen den Glau­ben, dass es bald bes­ser wer­den könn­te. Jah­res­wech­sel-Opti­mis­mus ist kaum zu spü­ren, als größ­ter Wunsch wird
„weni­ger Stress“ for­mu­liert. Da der Kalen­der-Umsprung vom 31. Dezem­ber auf den 1. Janu­ar nur ein sym­bo­li­scher Neu­an­fang ist, sind für einen nach­hal­ti­gen Auf­bruch mehr als nur gute Vor­sät­ze not­wen­dig. Ein nach­hal­ti­ger Auf­bruch im Jahr 2023 statt ein „wei­ter ins Abseits“ ist auch des­halb bedeut­sam, weil das Jahr Poten­ti­al dafür birgt, die Wei­chen für das nächs­te Jahr­zehnt zu stel­len.


Ehr­lich­keit und Klar­heit als Grund­la­ge
Wir spü­ren, dass es ein „wei­ter so wie bis­her“ nicht mehr geben wird. Das gilt für die Kon­flik­te in der Welt, für unse­ren Lebens­stan­dard und
Kon­sum, den Umgang mit Kli­ma­ver­än­de­rung und Ener­gie wie auch für unse­re Ant­wor­ten auf die altern­de Gesell­schaft mit Aus­wir­kun­gen auf
den Arbeits­markt und die Ver­sor­gungs­struk­tur in der Pfle­ge. Dazu ganz kon­kret: Wir wis­sen als Cari­tas­ver­band schon jetzt, dass uns im Jahr
2040 nur noch 50% der benö­tig­ten Per­so­nal-Res­sour­cen zur Abde­ckung der Bedar­fe in der Sozi­al­wirt­schaft zur Ver­fü­gung ste­hen. Der Fach-
kräf­te- und Per­so­nal­man­gel wird die Löh­ne und Gehäl­ter in die­sen Berei­chen sicher wei­ter beflü­geln, muss aber auch zu mehr Inno­va­tio­nen
und Inves­ti­tio­nen in arbeits­spa­ren­de Tech­no­lo­gien füh­ren, auch im sozia­len Bereich. Dar­an arbei­ten wir als Cari­tas.


Beschei­den­heit als Maxi­me
Wenn wir wäh­rend der Coro­na-Zeit von einer „ande­ren Nor­ma­li­tät“ gespro­chen haben, ist jetzt eine „neue neue Nor­ma­li­tät“ zu erwar­ten. Ein­fluss auf die­se Nor­ma­li­tät haben Erfah­run­gen aus der Coro­na-Zeit wie eine ver­än­der­te Ein­stel­lung zum The­ma „Gesund­heit“, die gefühl­ten und tat­säch­li­chen Unsi­cher­hei­ten aus den nahen und fer­nen Kon­flikt­her­den die­ser Welt und auch die glo­ba­le Kli­ma-Zukunfts­fra­ge, die uns mit Sor­ge umtreibt. Ben­ja­min Frank­lin hat gesagt: „Nach Lei­den und Ver­lus­ten wer­den die Men­schen beschei­de­ner und wei­ser.“ Hof­fen wir und tra­gen wir dazu bei, dass es die­ser Erfah­run­gen gar nicht erst bedarf. Der römi­sche Kai­ser und Phi­lo­soph Marc Aurel gibt uns dazu mit auf den Weg: „Den­ke nicht so oft an das, was dir fehlt, son­dern an das, was du hast.“ Stolz und dank­bar sind wir für die enga­gier­ten Cari­tas-Mit­ar­bei­ten­den im Haupt­be­ruf und Ehren­amt. Ler­nen müs­sen wir, uns nur das zuzu­mu­ten, was wir auch per­so­nell leis­ten kön­nen.


Nach­hal­tig­keit als ers­ter Maß­stab
Nach­hal­tig­keit ist in aller Mun­de und gewinnt an Bedeu­tung. Dazu gehö­ren bei Pro­duk­ten Aspek­te wie natür­li­che Inhalts­stof­fe, Tier­woh­l­aspek­te, umsich­ti­ger Res­sour­cen­ein­satz, regio­na­le Erzeu­gung oder fai­rer Han­del. Der Bedeu­tungs­ge­winn ist jedoch grö­ßer als die Bereit­schaft dafür ins Porte­mon­naie zu grei­fen, der Anteil der Men­schen hat sich inner­halb eines Jah­res hal­biert. Nach­hal­tig­keit im Sin­ne der 17 Nach­hal­tig­keits­zie­le der ver­ein­ten Natio­nen ist sehr umfas­send ange­legt, dazu gehört bei­spiel­wei­se auch Zugang zu Was­ser und Bil­dung. Das Ver­hält­nis Mensch-Natur ist neu zu klä­ren. Wir wis­sen spä­tes­tens jetzt, dass die völ­li­ge Kon­trol­le über die Natur eine tota­le Illu­si­on ist. Es geht nicht um Inbe­sitz­nah­me, son­dern um ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Nut­zung. Es geht nicht nur um Ver­zicht und schlech­tes Gewis­sen, son­dern um bewusst zukunfts­fä­hi­ge Lösun­gen. Lebens­qua­li­tät meint „nach­hal­tig bes­ser“ und nicht „immer mehr“. Als Cari­tas ori­en­tie­ren wir uns an den 17 UN-Nach­hal­tig­keits­zie­len und set­zen seit Jah­ren bewuss­te Akzen­te mit dem Ziel, bis zum Jahr 2030 kli­ma­neu­tral zu sein.


Einig­keit und Gemein­sam­keit als gesell­schaft­li­ches Fun­da­ment
Die Spal­tung unse­rer Gesell­schaft ent­lang der Bruch­li­ni­en jun­ge und alte Men­schen, Migra­ti­ons­kri­ti­ker und Will­kom­mens­be­für­wor­ter, Unge­impf­te und Geimpf­te, Geg­ner und Befür­wor­ter einer Kli­ma­wen­de, aber auch beson­ders auch zwi­schen arm und reich hat ein beacht­li­ches Aus­maß erreicht, ein Ende ist nicht abseh­bar. Die Pole der Posi­tio­nen lie­gen extrem weit aus­ein­an­der, dage­gen befin­den sich katho­li­sche und evan­ge­li­sche Chris­ten schon qua­si in reins­ter Öku­me­ne. In den poli­ti­schen Extre­men und sozia­len Spal­tun­gen lau­ern laten­te Gefah­ren. Gera­de des­halb sind Einig­keit über die grund­le­gen­de Aus­rich­tung und gemein­sa­me Anlie­gen wich­tig. Eine sozi­al aus­ge­rich­te­te Gesell­schaft auf christ­li­cher Grund­la­ge ist zu för­dern, wir müs­sen stär­ker für demo­kra­ti­sche Wer­te und Soli­da­ri­tät ein­tre­ten. Gerecht ver­teil­te Bei­trä­ge, loh­nen­de Arbeit und Befä­hi­gung statt Ali­men­tie­rung, ein sozia­les Netz für Hil­fe­be­dürf­ti­ge und eine geziel­te För­de­rung bür­ger­schaft­li­chen Enga­ge­ments sind exis­ten­ti­ell für die nächs­ten Jah­re. Cari­tas sagt: Sozi­al ist, was Men­schen ver­bin­det, schützt und sie zugleich stärkt!


Inno­va­ti­ons­freu­dig­keit als Motor statt Lebens­mü­dig­keit als Brem­ser
Wir spü­ren, dass ein per­sön­li­cher und gesell­schaft­li­cher Neu­an­fang fäl­lig ist. Wenn wir mer­ken, dass wir mehr kri­ti­sie­ren statt zu initi­ie­ren -
dann ist es höchs­te Zeit. Die Zeit zu begin­nen ist jetzt – heißt es in einem jün­ge­ren Kir­chen­lied. Wer ist schon davon begeis­tert, wie­der neu
anfan­gen zu müs­sen? Es passt ja eigent­lich nie. Aber die Zei­chen zei­gen uns, dass es so weit ist. War­ten auf den per­fek­ten Zeit­punkt, der nie kom­men wird, macht kei­nen Sinn! Dadurch ver­lie­ren wir Mona­te oder Jah­re. Len­ken wir also nega­ti­ve Ener­gien in posi­ti­ve Akti­vi­tä­ten, die uns gemein­sam wei­ter­brin­gen. Unse­re deut­sche Men­ta­li­tät bringt uns oft dahin, bei jeder Gele­gen­heit ins Prin­zi­pi­el­le aus­zu­wei­chen. Das hin­dert zu begin­nen, des­halb ein kla­res Plä­doy­er für Prag­ma­tis­mus: Damit star­ten wir jetzt kon­kret! Mit die­ser Ein­stel­lung kön­nen wir immer wie­der neu an fan­gen – zum Jah­res­wech­sel und sogar an jedem neu­en Mor­gen. In die­sem Sin­ne wünscht der Cari­tas­ver­band Olpe einen zuver­sicht­li­chen Jah­res­wech­sel und einen gelin­gen­den Auf­bruch in das Jahr 2023!
Chris­toph Becker (Vor­stand)

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