Die Evangelische Kirchengemeinde Rönsahl musste bereits Anfang dieses Jahres mitteilen, dass sie den Kindergarten in Rönsahl aus finanziellen Gründen nicht mehr weiterführen kann. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die in der Zusammenarbeit mit der Stadt Kierspe, dem Jugendamt des Märkischen Kreises und dem Ev. Trägerverbund für Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg erläutert und diskutiert wurden, konnten diese Entscheidung leider nicht abwenden.


Der Hauptgrund für diese Entscheidung lag vor allem in den immer größer werdenden Herausforderungen der Finanzierung des Betriebs der Kindertagesstätte. Ungefähr ein Drittel der jährlichen Kirchensteuerzuweisungen für die Kirchengemeinde Rönsahl mussten in die Kindergartenarbeit investiert werden. Bei vielen weiteren Kosten für die Gemeinde, wie u.a. für die Pfarrstelle, das Gemeindehaus und natürlich die Servatiuskirche, konnte die Kirchengemeinde den Betrieb der Kindertagesstätte in den letzten Jahren nur noch aus eigenen Rücklagen finanzieren.

Erschwert wurde die Gesamtsituation dadurch, dass das Gebäude ‚Am Stade‘ grundlegend sanierungsbedürftig ist. Die Verantwortlichen waren somit gezwungen zu entscheiden, wie es langfristig mit der Kindertagesstätte weitergehen kann. Die hohen Kosten für die Trägerschaft, mögliche Ausgaben für eine notwendige Gebäudesanierung und alles bei immer geringeren Eigenmitteln, machten die
finanzielle Belastung für die Kirchengemeinde insgesamt zu groß und führten zu Beginn des Jahres zur Entscheidung des Presbyteriums den Kindergarten zum Sommer nicht mehr weiterzuführen.


„Wir haben uns damals die Entscheidung alles andere als leicht gemacht und es auch sehr bedauert, diesen Schritt gehen zu müssen.“, macht Brigitte Denda, Vorsitzende des Presbyteriums der Ev. Kirchengemeinde Rönsahl, noch einmal deutlich. „Unsere Kirchengemeinde unterliegt aber auch wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, auf die wir nur sehr bedingt Einfluss nehmen können.“


Bevor die Kirchengemeinde aber diese weitreichende Entscheidung getroffen hat, habe man in enger Abstimmung mit dem Trägerverbund für Kindertageseinrichtungen, bei dem die Kirchengemeinde mit ihrer Kita Mitglied war, viele Gespräche mit verschiedenen Stellen und Entscheidungsträgern geführt. Wenn hierbei eine zielführende Lösung für die Gesamtproblematik herausgekommen wäre, hätte man sicher nicht so entscheiden müssen, gibt Brigitte Denda an.


„Unsere Kirchengemeinde hat Anfang der 60er-Jahre das Gebäude gebaut und seitdem die Kindertagesstätte voller Überzeugung betrieben. Uns war es immer wichtig, für die Kinder da zu sein und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten. Daher haben wir uns auch sehr gefreut, dass die Stadt Kierspe und der Märkische Kreis mit der Firma Sentiris und ihrem Geschäftsführer Herrn Hamm einen neuen
Träger gefunden haben. Unsere Kirchengemeinde ist Herrn Hamm dankbar, dass er diese Aufgabe hier in Rönsahl übernommen hat“, so die Vorsitzende des Presbyteriums weiter.


Nachdem bekannt wurde, dass die Immobilie ‚Am Stade‘ ab dem Sommer dieses Jahres anderweitig nutzbar ist, kamen mehrere Investoren auf die Kirchengemeinde zu, die das Gebäude erwerben wollten. „Wir hätten die Immobilie schon zum Sommer verkaufen können. Aber als die Firma Sentiris nach Prüfung anderer Alternativen am Ende doch die Räumlichkeiten fehlten, um mit der Kita dort einziehen zu können,
haben wir uns bewusst entschieden hier für eine Übergangszeit von 12 Monaten zu helfen. Uns war es wichtiger die Kinder und Eltern in dieser Übergangsphase nicht allein zu lassen, als das Gebäude schnell zu verkaufen“, blickt Brigitte Denda zurück.


So wurde das Gebäude für die Übergangszeit von 12 Monaten an die Firma Sentiris vermietet. Für diese Übergangsphase tätigte der Ev. Trägerverbund für Kindertageseinrichtungen auch noch neue Investitionen, um den Fortbetrieb der Kita zu gewährleisten. So erhielt das Gebäude unter anderem ein neues Dach. „Wie die Kirchengemeinde und der Trägerverbund in dieser – für alle Seiten – schwierigen
Gesamtsituation gehandelt haben, finde ich bemerkenswert“, blickt Christof Grote, Superintendent des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, auf die Situation. „Nicht nur, dass man den Verkauf der Immobilie verschoben hat, um die Kinder und Eltern in der Übergangsphase nicht allein zu lassen und damit den Kita-Betrieb in Rönsahl zu sichern. Auch, dass man für die absehbare Zeit von einem Jahr noch mehr investiert hat, als man durch die Vermietung dafür bekommen hat, unterstreicht die Intention und das Handeln der Verantwortlichen.“


Im Sommer 2023 läuft die Übergangsphase und der Mietvertrag mit der Firma Sentiris nun aus. „Ein potenzieller Käufer hat uns kontaktiert und sein Interesse an der Immobilie jetzt noch einmal bekräftigt. Natürlich werden wir den Mietvertrag mit der Firma Sentiris deswegen nicht vorzeitig kündigen“, sagt Brigitte Denda ganz deutlich. „Wir stehen zu unserer Zusage für die Übergangsphase und uns ist es wichtig, dass die Kinder bis zum Ende dieses Kindergartenjahres weiter in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Aber nach der Übergangsphase werden wir den Mietvertrag nicht verlängern und müssen das Gebäude dann verkaufen. Wir hoffen sehr, dass die gesamte Übergangszeit von dann 12 Monaten zielgerichtet genutzt wird, um für die Kinder zukunftsfähige Räumlichkeiten zu schaffen und damit in
Rönsahl ein Kindergarten entsteht, der für die nächsten Jahrzehnte den Kindern hier ein passendes Zuhause bietet“, so Brigitte Denda. @EKKLP/EKR

Anderen empfehlen

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein