Die Welt in der wir leben unterliegt einem steten Wandel, auch in Bezug auf unsere Arbeitsplätze. Vor allem die Corona-Krise hat die Arbeitswelt massiv verändert. Homeoffice, virtuelle Teams, Videokonferenzen statt Reisen, vermehrte Digitalisierung- all das stellt uns täglich vor neue Aufgaben, schafft aber auch neue Möglichkeiten.

Auch in den Werthmann-Werkstätten im Caritasverband Olpe stellt man sich die Frage: Wie wird die Arbeit mit Menschen mit Behinderung in Zukunft aussehen?

Dieses komplexe Thema hat nun einen ersten Ansatz in der Industriemontage am Standort Olpe hervorgebracht: der digitalisierte Arbeitsplatz.

Marc Schnüttgen, der hier als Fachkraft tätig ist, erklärt: „Bisher haben wir in der Montage unsere Arbeitspläne auf Papier. Hier werden die einzelnen Schritte der Montage von Bauteilen fotografisch erklärt. Und natürlich sitzt auch jemand daneben, der dann zeigt wie es zusammengebaut wird. In Zeiten von Corona ist diese Nähe natürlich nicht immer gewünscht, da viele Beschäftigte Angst vor einer Ansteckung haben.“ So entstand die Idee, Videos zur Hilfe einzusetzen, um an komplexe Arbeitsschritte heranzuführen und diese trainieren zu können.

An einem Arbeitsplatz wurde diese Idee nun testweise installiert. Es sieht so aus, dass ein mobiler Beamer über dem Arbeitsplatz des Beschäftigten hängt und sein Bild direkt auf die Tischplatte wirft. Im ersten Schritt sieht man, wo die einzelnen Komponenten hingelegt werden sollen. Links und rechts vom Beschäftigten gibt es jeweils einen Buzzer, mit dem man „weiter“ (auf der rechten Seite) oder „zurück“ (auf der linken Seite) drücken kann, um zum nächsten Arbeitsschritt, oder wenn etwas unklar ist, zum vorherigen springen kann. Drückt man „weiter“ gelangt man zum zweiten Schritt. Hier wird ein Video auf die Tischplatte projiziert, in dem gezeigt wird, wie die zuvor bereitgelegten Komponenten richtig zusammengefügt werden. Je komplexer das Bauteil, desto mehr Arbeitsschritte und Videos werden aneinandergereiht, bis das Bauteil fertig ist. So kann ein Beschäftigter stressfrei und fast ohne Hilfe von außen erlernen, was er zu tun hat.
Die erste Entwicklung dieses Arbeitsplatzes wurde mit der Universität Siegen in Angriff genommen und nun zusammen mit den Beschäftigten immer weiter ausgebaut. „Das schürt natürlich die Begeisterung für das System, wenn man selber mitwirken kann und nimmt auch die Angst vor dem Neuen,“ erzählt Schnüttgen. Der Beschäftigte Jonas Schulte ist auf jeden Fall Feuer und Flamme für den digitalisierten Arbeitsplatz und führt den Zusammenbau eines Bauteils voller Elan vor. „Das mit den Buzzern ist total einfach und nach ein paar Durchgängen braucht man die Fotos und Videos auch nicht mehr und kann es schnell ohne Anleitung zusammenbauen.“

Doch nicht nur Arbeitsschritte sollen über den digitalisierten Arbeitsplatz erlernt werden, es soll auch eine Lernsoftware installiert werden. „Die Beschäftigten arbeiten hier momentan mit „Cogpack“, einem computergestütztem kognitiven Training, das der Verbesserung von Konzentrations-, Leistungs- und Motivationsstörungen dient. Es ist denkbar, das Allgemeinwissen demnächst über die Arbeitsplätze anhand des Systems mit dem Beamer erweitert werden kann,“ berichtet Abteilungsleiter Achim Scheckel, „weiter ist es denkbar, dass dieses System auch bei der Arbeit an Maschinen eingesetzt werden kann, aber als ersten Schritt wollen wir all unsere gedruckten Arbeitspläne modernisieren und digitalisieren. Das ist noch ein ganzes Stück Arbeit.“ Aber ein erster Schritt ist gemacht, weitere werden folgen und damit ist der digitalisierte Arbeitsplatz als Raum für neue Möglichkeiten auch in der Arbeit mit und von Menschen mit Behinderung keine Zukunftsmusik mehr.

Weitere Informationen unter: www.werthmann-werkstätten.de

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