Nach­be­richt zum Bei­trag des Kul­tur­rin­ges der Stadt Atten­dorn zum 800-jäh­ri­gen Stadt­ju­bi­lä­um

Konzert mit dem Mariani Klavierquartett am 21.05.2022 in der Aula des Rivius Gymnasiums

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Feins­te Kam­mer­mu­sik dar­ge­bo­ten vom Maria­ni Kla­vier­quar­tett been­de­te die Kon­zert­rei­he 2021/22 des Atten­dor­ner Kul­tur­rin­ges.

Wie bereits bei ihrem 1. Auf­tritt 2017 begeis­ter­ten die Künst­ler erneut durch ihre über­ra­gen­de musi­ka­li­sche Aus­drucks­kraft, ihre tech­ni­sche Bril­lanz und ihre unge­heu­re Spiel­freu­de. Sie schie­nen fast noch mehr zu einer musi­ka­li­schen Ein­heit ver­schmol­zen zu sein als sie es schon vor 5 Jah­ren waren, so selbst­ver­ständ­lich und teil­wei­se augen­zwin­kernd reich­ten sie musi­ka­li­sche The­men von einem Instru­ment zum ande­ren wei­ter, über­nah­men neue Tem­pi und inter­pre­tier­ten in fas­zi­nie­ren­der, sel­ten so zu erle­ben­der Homo­ge­ni­tät.

Ger­hard Viel­ha­ber, der als Sohn der Stadt der Ein­la­dung des Kul­tur­rin­ges für ein Kon­zert im Rah­men des 800-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums sehr ger­ne gefolgt war, freu­te sich, dem Atten­dor­ner Publi­kum sein neu­es­tes Pro­gramm in der Gegen­über­stel­lung von Kla­vier­quar­tet­ten von Fried­rich Gerns­heim und Johan­nes Brahms vor­stel­len zu dür­fen. Es sei loh­nens­wert, die Freund­schaft zwi­schen dem lei­der in Ver­ges­sen­heit gera­te­nen jüdi­schen Kom­po­nis­ten Gerns­heim und dem gro­ßen Kom­po­nis­ten Johan­nes Brahms wie­der auf­le­ben zu las­sen und so mache er Wer­ke bei­der Musi­ker zum Inhalt sei­ner Kon­zert­aben­de mit dem Quar­tett und einer 3‑teiligen CD-Pro­duk­ti­on.

Phil­ipp Boh­nen, Vio­li­ne, Bar­ba­ra Bunt­rock, Vio­la, Peter-Phil­ipp Staemm­ler, Cel­lo, und Ger­hard Viel­ha­ber, Kla­vier, eröff­ne­ten ihre Rei­se in die Roman­tik mit dem Kla­vier­quar­tett c‑moll op. 20 von Fried­rich Gerns­heim. Die­ses Quar­tett gefiel auf Anhieb durch sei­nen bal­la­den­mä­ßi­gen Cha­rak­ter, der Ein­gangs­satz etwas düs­ter, aber sehr far­ben­reich, das Ada­gio can­ta­bi­le mit roman­tisch schwel­gen­den Melo­dien und das abschlie­ßen­de Ron­do über­aus erfri­schend, fast wie ein Tanz auf dem Eis.

Im Kon­trast dazu stand Brahms‘ Kla­vier­quar­tett A‑Dur op. 26, wel­ches allein durch sei­ne enor­me Län­ge – mit gut 50 Minu­ten eines der längs­ten Kam­mer­mu­sik­wer­ke der Lite­ra­tur – aber auch durch die vier anspruchs­vol­len Sät­ze das Quar­tett vor beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen stell­te. Lei­den­schaft­lich und kraft­voll gestal­te­ten sie mit gro­ßer Sou­ve­rä­ni­tät bereits den ers­ten, zuwei­len recht pathe­tisch klin­gen­den Alle­gro-Satz und stei­ger­ten sich bis zum raum­fül­len­den For­tis­si­mo, wäh­rend sie ande­re, eher melo­die­be­ton­te Pas­sa­gen sofort umschal­tend wun­der­bar ent­spannt und dif­fe­ren­ziert gefühl­voll zu musi­zie­ren wuss­ten. Melan­cho­lisch schön erklang dann das Haupt­the­ma des Ada­gios, vom Kla­vier vor­ge­tra­gen und von den ande­ren Stim­men mit beson­de­rer Zart­heit über­nom­men, wobei die ein­ge­streu­ten Seuf­zer-Figu­ren das Trau­rig-Schmerz­li­che die­ses Sat­zes unter­stri­chen. Nach einem ener­gi­schen Scher­zo ende­te Brahms tän­ze­risch schwung­voll mit sei­nem im unga­ri­schen Stil gehal­te­nen Schluss­satz – ein jubeln­der Abschluss sei­nes Kla­vier­quar­tetts und eine Glanz­leis­tung der bes­tens auf­ge­leg­ten, tol­len Musi­ker.

Das Publi­kum dank­te ste­hend für die­sen gro­ßen Abend der Kam­mer­mu­sik in Atten­dorn und erklatsch­te sich als Zuga­be das Andan­te aus Brahms Kla­vier­quar­tett Nr. 3 c‑moll.

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