Wie bereiten sich der Kreis Olpe und seine Städte und Gemeinden auf Starkregen und Hochwasser vor? Was kann vor Ort und was kann gemeinsam auf Kreisebene getan werden, um die Bevölkerung und wichtige Infrastruktur bestmöglich vor Schäden durch Wasser zu schützen? Zum Austausch zu diesen Fragen konnte Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum kürzlich Vertreter:innen aller kreisangehörigen Städte und Gemeinden im Kreishaus begrüßen.

Die Vorbereitungen fangen keineswegs bei Null an, wie Susanne Krahn vom Fachdienst Umwelt des Kreises Olpe betonte. Besonders wichtig sind die Prävention und eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten, um Schäden so gering wie möglich zu halten. Eine Gefahr stellen oft auch Bäche dar, die so klein sind, dass bei ihnen kaum jemand an Hochwasser denkt.

Bei der Prävention können Kreis und Kommunen auf Leitfäden und Kartenmaterial des Landes NRW zurückgreifen, darunter Pläne für Hochwasser- und Starkregen-Risikomanagement, Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten. Diese stehen auf www.flussgebiete.nrw.de auch öffentlich zur Verfügung. Denn ein wichtiger Faktor bei der Prävention ist eine sensibilisierte und zur Selbsthilfe fähige Bevölkerung: Wenn Bürger:innen gefährdete Bereiche kennen; wenn sie auf mögliche Gefahrenstellen achten – wie zum Beispiel große Gegenstände in Fließgewässern und Abwasserkanälen, Mauern in Ufernähe –; wenn sie Warnungen und Sirenentöne richtig einschätzen können und vorsorglich einige Sandsäcke zu Hause parat haben, kann das in vielen Fällen Schäden vermeiden.

Wichtig sind auch Maßnahmen, um dem Wasser Ausweichräume zu öffnen, also Auen zu renaturieren und Retentionsbecken anzulegen. Oft führt dies aber zu Konflikten mit den Eigentümer:innen oder Pächter:innen geeigneter Flächen.

Patrick Becker, Leiter des Fachdienstes Brand- und Bevölkerungsschutz/Rettungsdienst erläuterte, wie eng er, seine Mitarbeiter:innen und der Kreisbrandmeister bei entsprechenden Wetterlagen die Vorhersagen und Pegelstände im Auge behalten. „So können wir je nach Situation reagieren, Rettungsmittel einplanen und beispielsweise veranlassen, dass die Feuerwehrgerätehäuser in den Kommunen besetzt werden.“ Vor Ort werden dann die Einsatzkräfte aktiv und nehmen die Aufgaben der Gefahrenabwehr wahr.

Ein herausragendes Projekt auf kommunaler Ebene schilderte Projektleiterin Stephanie Fischer vom Tiefbauamt der Kreisstadt Olpe. Dort ist – gefördert von der Bezirksregierung – seit 2018 ein Starkregen-Risiko-Management-System für das Stadtgebiet entstanden. Es beinhaltet unter anderem präzise Geländemodelle mit Gefährdungs- und Risikoanalysen – bildet also ab, welche Bereiche bei Starkregen besonders gefährdet sind und ob erhöhte Gefahr für besonders wichtige Einrichtungen wie Schulen, Krankenhaus, Feuerwehrhäuser und Verwaltung besteht.

Die Ergebnisse des Projekts sollen in ein Online-Auskunftsportal für Bürger:innen einfließen, auf dem es auch Vorsorge- und Notfall-Checklisten für Privatpersonen und Firmen geben wird. „Ein wichtiges Ziel des Projekts ist es, die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu informieren sowie ihre Eigenvorsorge zu stärken, damit sie auf mögliche Großschadenslagen besser vorbereitet sind“, so Fischer. Die Ergebnisse des Projekts sollen in Kürze präsentiert werden und danach online gehen.

In der abschließenden Diskussion sprachen die Teilnehmenden unter anderem über die Auswirkungen der Borkenkäfer-Kalamität auf den Hochwasserschutz. Die Kahlflächen stellen ein Risiko dar: Herumliegende Zweige und Rinde setzen Abläufe zu; zudem kann der Boden weniger Wasser speichern als Waldboden und auf den Kahlflächen fehlen derzeit die Pflanzen, welche bereits eine gewisse Wassermenge aufnehmen können.

Auch aufgrund dieser Herausforderungen waren sich die Kommunen und der Kreis einig, auch im kommenden Jahr eine Hochwasserkonferenz durchzuführen. So soll der interkommunale Austausch rund um das wichtige Thema Hochwasserschutz weiter intensiviert werden.

Anderen empfehlen

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein