Montag, 17. Februar 2025

Top 5 der Woche

Ähnlich

„Der größ­te Ein­satz in unse­rer Geschich­te!“

Zu einem beein­dru­cken­den Erfah­rungs­aus­tausch nach dem Ein­satz in den Hoch­was­ser-Kri­sen­ge­bie­ten traf sich Atten­dorns Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pospi­schil im Rat­haus mit Ver­tre­tern der Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen aus der Han­se­stadt.

Zug­füh­rer Patric Vogl vom THW-Orts­ver­band Atten­dorn, Rot­kreuz­lei­ter Mar­co Stein­ro­de vom DRK-Orts­ver­ein Atten­dorn, Lei­ter Fach­diens­te Manu­el Plug­ge von der DLRG-Orts­grup­pe Atten­dorn und der Stell­ver­tre­ten­de Lei­ter der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr Atten­dorn Peter Heu­el waren der Ein­la­dung ins Rat­haus gefolgt.

Das Quar­tett berich­te­te aus ers­ter Hand über die oft wochen­lan­gen Ein­sät­ze der Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen in den Hoch­was­ser­ge­bie­ten. Trotz ihrer lang­jäh­ri­gen Erfah­rung im Ret­tungs­we­sen war den vier Ver­ant­wort­li­chen die Ein­sät­ze, die zahl­rei­che Hel­fe­rin­nen und Hel­fer aus Atten­dorn in den Ein­satz­ge­bie­te an ihre Gren­zen gebracht hat­ten, unter die Haut gegan­gen.

„Das war der größ­te Ein­satz in der über 50-jäh­ri­gen Geschich­te unse­res Orts­ver­ban­des“ fass­te es Patric Vogl vom THW zusam­men.

Als Mit­te Juli die ers­ten Alar­mie­run­gen bei den ver­schie­de­nen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen ein­tra­fen, beschränk­ten sich die Ein­satz­ge­bie­te zunächst auf den Kreis Olpe. Ins­be­son­de­re am Fret­ter­bach­tal und in Len­hau­sen, aber auch über die Kreis­gren­zen hin­aus in Frön­den­berg und Hagen.

Was bereits einen Tag spä­ter mit den ers­ten Ein­sät­zen im Ahrtal folg­te, spreng­te dann alle bis­he­ri­gen Dimen­sio­nen. So half das DRK Atten­dorn bei der Eva­ku­ie­rung von Kran­ken­häu­sern und Alten­hei­men, sorg­te für Medi­ka­men­ten-Nach­schub und küm­mer­te sich um die Ver­pfle­gung und Betreu­ung der Betrof­fe­nen und der Hilfs­kräf­te. „Das ging allen Hel­fen­den an die Nie­ren!“, wird auch Rot­kreuz­lei­ter Mar­co Stein­ro­de die Ein­drü­cke nicht ver­ges­sen. Bis zu 40 Rot­kreuz-Hel­fe­rin­nen und ‑hel­fer aus dem gesam­ten Kreis­ge­biet, dar­un­ter 15 aus Atten­dorn, waren im Ein­satz.

Eine in etwa gleich gro­ße THW-Ein­heit aus Atten­dorn war für das Absi­chern von Häu­sern und die Not­in­fra­struk­tur ver­ant­wort­lich. Die Ein­hei­ten waren unter ande­rem in einer Zelt­stadt im Phan­ta­sia­land in Brühl unter­ge­bracht, von wo es dann in die ver­schie­de­nen Ein­satz­ge­bie­te ging.

Auch die DLRG-Orts­grup­pe Atten­dorn war vom ers­ten Tag an im Ein­satz. Die aus­ge­bil­de­ten Strö­mungs­ret­ter sicher­ten die Ein­satz­kräf­te im Was­ser und ver­bau­ten Sand­sä­cke. „In Len­hau­sen haben wir eini­ge Men­schen aus ihren Häu­sern ret­ten kön­nen“, schil­dert Manu­el Plug­ge die Ein­drü­cke des ers­ten Ein­satz­ta­ges, dem noch zahl­rei­che in Bles­sem und Erft­stadt fol­gen soll­ten. Und das alles als zusätz­li­cher Dienst neben dem som­mer­li­chen Wach­dienst-All­tag an Big­ge­see und Lis­ter­see.

Im Rah­men der „Mobi­len Füh­rungs­un­ter­stüt­zung“ waren Füh­rungs­kräf­te der Feu­er­weh­ren aus dem Kreis Sie­gen-Witt­gen­stein und dem Kreis Olpe in Erft­stadt eben­falls im Ein­satz. So auch Peter Heu­el. „Am Sams­tag haben wir noch mit dem neu­en Abroll­con­tai­ner Bespre­chung geübt, am Sonn­tag kam er dann bereits zum Ein­satz.“

Die vier Ver­tre­ter der Atten­dor­ner Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen berich­te­ten alle­samt ins­be­son­de­re von den mas­si­ven Kom­mu­ni­ka­ti­ons­schwie­rig­kei­ten im Ein­satz­ge­biet. „Kein Strom, kein Digi­tal­funk und der Ana­log­funk war auch nur beschränkt ein­satz­be­reit. Das war die kom­mu­ni­ka­ti­ve Stein­zeit. Aus­fall­si­cher waren am Ende nur Papier und Blei­stift!“

Die gute Nach­richt: die zahl­rei­chen Hel­fer und Hel­fe­rin­nen der vier Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen aus Atten­dorn kehr­ten alle­samt unver­sehrt aus den oft tage­län­gen Ein­sät­zen zurück.

Mit dem Abstand von eini­gen Wochen bli­cken die vier Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen zurück auf eine kräf­te­zeh­ren­de und anspruchs­vol­le Zeit. Gleich­zei­tig geht der Blick nach vor­ne. So hat die Feu­er­wehr einen Not­strom­ag­gre­gat-Anhän­ger in Auf­trag gege­ben. Bei der DLRG wird man nun noch mehr Strö­mungs­ret­ter aus­bil­den. Beim DRK wer­den auf Lan­des­ebe­ne zahl­rei­che lang bewähr­te Uni­mogs ange­schafft, die sich in die­sem Ein­satz bewährt haben. Auch das THW wird bei der Mate­ri­al­be­schaf­fung vom Bund aus­ge­stat­tet.

Atten­dorns Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pospi­schil hör­te auf­merk­sam zu und sicher­te allen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen unbü­ro­kra­ti­sche Unter­stüt­zung zu, soll­te die­se nötig sein: „Egal, ob bei der Aus­rüs­tung, beim Mate­ri­al und nicht zuletzt beim Men­schen selbst: Bit­te las­sen Sie mich wis­sen, wenn irgend­wo der Schuh drückt. Es ist im Inter­es­se der Stadt und der Men­schen in Atten­dorn, dass die Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen vor Ort best­mög­lich aus­ge­stat­tet sind.“

Neben dem Dank an alle Ret­tungs­ge­rä­te rich­te­te Chris­ti­an Pospi­schil einen Appell an alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Han­se­stadt Atten­dorn: „Bit­te unter­stüt­zen sie unse­re Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, wo Sie nur kön­nen. Ent­we­der als pas­si­ves Mit­glied oder sogar selbst im akti­ven Dienst. Las­sen Sie sich aus­bil­den und machen Sie mit!“

Die Han­se­stadt Atten­dorn selbst wird Kon­se­quen­zen aus der Hoch­was­ser-Kata­stro­phe zie­hen. Neben der Opti­mie­rung des Kri­sen­sta­bes für außer­ge­wöhn­li­che Ein­sät­ze (SAE) liegt der Fokus auf dem Stark­re­gen-Risi­ko­ma­nage­ment und der Kli­ma­fol­gen-Anpas­sungs­stra­te­gie.

Nach einem äußerst bemer­kens­wer­ten Erfah­rungs­aus­tausch ver­ab­schie­de­te Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pospi­schil das Quar­tett mit den Wor­ten „Sie alle haben Groß­ar­ti­ges geleis­tet. Ich bin stolz auf die Atten­dor­ner Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen!“.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Beliebte Beiträge