Kaum lockt das gute Wetter in die Freibäder und an die Seen, kann es im Ernstfall zu tragischen Badeunfällen kommen. Für die Rettungsschwimmer der DLRG Ortsgruppe Attendorn bedeutet dies, für mehr Sicherheit und Sensibilität gegenüber Gefahren im Wasser zu sorgen.


„Mit großer Sorge sehen wir jeden Tag, das die einfachen Baderegeln, die man früher mal gelernt hat, nicht beachtet werden“, so Henrik Cermann, Leiter Einsatz der DLRG in Attendorn. „Natürlich ist es verlockend, wenn einem im Freibad oder am See der Geruch von Waffeln oder frischen Pommes in die Nase steigt. Doch direkt nach dem Essen ins Wasser zu gehen, darauf sollte man doch besser verzichten und lieber eine halbe Stunde warten“. Doch was ist wirklich dran an den Baderegeln der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft?


Dr. Jan Sieg, Chefarzt der Anästhesie in der Helios Klinik in Attendorn bestätigt, wie wichtig das Einhalten der Baderegeln ist. „Diese einfachen Regeln sind lebenswichtig. Wer mit vollem Magen ins Wasser geht, mutet seinem Körper zu, Energie zu verbrauchen, die eigentlich für die Verdauung benötigt wird. Somit ist der Körper schnell überfordert und erschöpft. Es wird keine Energie mehr für das Schwimmen aufgebracht. Das Herz-Kreislaufsystem ist schlicht und ergreifend überfordert“. Dr. Sieg ergänzt: „Genauso gefährlich ist es aber auch, mit ganz leerem Magen ins Wasser zu gehen. Auch dann fehlt dem Körper Energie, die für das Schwimmen dringend benötigt wird“.


Im Wasserrettungsdienst der DLRG ist das Wachen an den Badestränden und Eingreifen in Notsituationen eine der wichtigsten Aufgaben. „Wir wollen niemanden kontrollieren und auch niemanden einschränken, aber wenn wir die Chance sehen, ein großes Unglück zu verhindern, nutzen wir diese auch“, sagt Henrik Cermann.

findet in den allermeisten Fällen leise statt. Hilferufe, wie in Filmen gibt es nicht. „Der Körper eines ermüdeten Schwimmers schaltet sozusagen in den Notbetrieb und setzt nur noch für das Nötigste Kraft frei und das ist in dem Fall an der Wasseroberfläche Luft zu holen“, so Dr. Sieg.


Wird jemand im Wasser vermisst, ist die Chance, denjenigen lebend aufzufinden sehr gering, selbst dann, wenn sofort alle Suchmaßnahmen eingeleitet werden“, erklärt Henrik Cermann. Daher ist die Aufklärung durch die Lebensretter von hoher
Bedeutung. „So konnten alleine durch das konsequente Ansprechen der Badegäste im letzten Jahr etliche Unglücke am Biggesee durch die Rettungsschwimmer des DLRG Bezirks Südsauerland verhindert werden. Besonders geprägt hat uns die Rettung zweier Kinder, welche bereits deutliche Erschöpfungserscheinungen aufwiesen. Das hätte ganz anders ausgehen können“, berichtet er.


Dr. Sieg stellt ebenfalls die Bedeutung der Baderegeln dar. „Für diese Regeln gibt es sehr gute Gründe, denn sie beruhen auf medizinischen und physikalischen Grundlagen. Sie retten Menschenleben! Gerade Eltern sind in der Pflicht, vor jedem
Badeausflug mit den Kindern die Gefahren zu besprechen und das richtige Verhalten im Wasser zu üben. Wenn jeder das Bewusstsein dafür entwickelt, ist es ein Leichtes, sich nicht vom eigenen Leichtsinn leiten zu lassen“.


Henrik Cermann und Dr. Jan Sieg fassen die Baderegeln zusammen:
? Gehe nur Baden, wenn du dich wohl fühlst. Kühle dich vorher ab, um dein
Herz-Kreislaufsystem nicht zu stark zu belasten und einen Kälteschock zu
vermeiden.
? Gehe als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser.
? Überschätze dich und deine Kraft nicht. Die Entfernung zwischen zwei Ufern
ist oft viel weiter, als es im ersten Moment scheint.
? Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich, da Wasser Blitzeinschläge in Strom
umwandelt.
? Aufblasbare Schwimmhilfen geben keine Sicherheit im Wasser, da diese Luft
verlieren können.
? Rufe nie um Hilfe, wenn du nicht in Gefahr bist, aber helfe anderen, wenn
sie in Gefahr sind, zum Beispiel durch Anreichen eines Auftriebskörpers.
? Insbesondere das Absetzen eines Notrufs sollte jedem geläufig sein.
? Bade nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren. Auch Stand-Up-Paddler sollten
die Fahrrinne von Ausflugsschiffen etc. vermeiden, da hier gefährliche
Strömungen und Soge entstehen.
? Halte das Wasser und seine Umgebung sauber. Häufige Verletzungen sind
Schnittwunden durch Scherben von kaputten Flaschen.
? Springe nur ins Wasser, wenn es frei und tief genug ist.

Unter https://www.dlrg.de/informieren/freizeit-im-wasser/baderegeln/ findet man sämtliche Baderegeln in über 40 Sprachen übersetzt, sowie Malvorlagen für Kinder und ein Baderegellied zum Mitsingen.“ Dies ist eine gelungene Möglichkeit, sich bei
schlechtem Wetter zuhause auf den nächsten Ausflug an den See oder ans Meer zu freuen. Mit diesen Sicherheitstipps steht dem ausgelassenen Badespaß nichts mehr im Wege“, sind sich Henrik Cermann und Dr. Jan Sieg sicher.

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