Mittwoch, 12. Februar 2025

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Hil­fe­ruf der AWO fin­det bei hei­mi­scher SPD-Abge­ord­ne­ten Gehör

Die hei­mi­sche SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Neza­hat Bara­da­ri reagier­te unmit­tel­bar auf einen Brief des AWO-Kreis­ver­ban­des Sie­gen-Witt­gen­stein/Ol­pe mit der Über­schrift: “Hil­fe­ruf –  Grund­be­trag Werk­stät­ten für behin­der­te Men­schen Coro­na-bedingt nicht mehr zahl­bar!” 
In einer Video­kon­fe­renz tausch­ten sich Neza­hat Bara­da­ri und der Geschäfts­füh­rer des AWO-Kreis­ver­ban­des, Dr. Andre­as M. Neu­mann, zur aktu­el­len Pro­ble­ma­tik aus.

Men­schen mit Behin­de­rung in Werk­stät­ten für behin­der­te Men­schen (WfbM) haben der­zeit kei­nen Anspruch auf Kurz­ar­bei­ter­geld, weil sie gesetz­lich nicht als Arbeit­neh­mer, son­dern als arbeit­neh­mer­ähn­lich ein­ge­stuft wer­den. Sie erhal­ten einen Werk­statt­lohn, der sich aus einem Grund­be­trag und einem leis­tungs­ab­hän­gi­gen Stei­ge­rungs­be­trag zusam­men­setzt. Je nach Ein­stu­fung liegt die Ober­gren­ze des Stei­ge­rungs­be­tra­ges bei maxi­mal 400 Euro monat­lich. Die Grund­löh­ne lie­gen dage­gen bei 99 Euro.

Die Werk­stät­ten für behin­der­te Men­schen sei­en in der zwei­ten Wel­le der Pan­de­mie unter­schied­lich stark betrof­fen gewe­sen. Über kurz oder lang wür­den aber alle Werk­stät­te in gro­ße finan­zi­el­le Pro­ble­me gera­ten, berich­tet Dr. Neu­mann. Daher brau­che es eine flä­chen­de­cken­de finan­zi­el­le  Lösung, so die For­de­rung des Kreis­ver­bands der AWO Sie­gen-Witt­gen­stein/Ol­pe, denn sie hät­ten mas­si­ve die Löh­ne der behin­der­ten Men­schen zu bezah­len.

Auf­grund der Pan­de­mie und deren finan­zi­el­len Fol­gen für die Werk­stät­ten wer­den die Stei­ge­rungs­be­trä­ge beim AWO-Kreis­ver­band Sie­gen-Witt­gen­stein/Ol­pe ab Janu­ar 2021 ent­fal­len, da dem Ver­band die Mit­tel des Stei­ge­rungs­be­trags nicht mehr zur Ver­fü­gung ste­hen. Betriebs­schlie­ßun­gen wäh­rend des Lock­downs und Qua­ran­tä­ne­fäl­le führ­ten dazu, dass die Pro­duk­ti­on in die­sem Jahr ca. 70% zurück­ge­gan­gen ist. Alle Rück­la­gen sei­en bereits  auf­ge­braucht. Kon­kret wür­de dies bedeu­ten, dass die Stei­ge­rungs­be­trä­ge für Men­schen mit Behin­de­rung auf 0 Euro sin­ken wer­den und die Beschäf­tig­ten nur noch den Grund­lohn von 99 Euro erhal­ten. “Die Pan­de­mie deckt ein struk­tu­rel­les Pro­blem auf”, so AWO-Geschäfts­füh­rer Dr. Neu­mann. Um auf die­se Pro­ble­ma­tik auf­merk­sam zu machen, hat­te der Geschäfts­füh­rer des AWO-Kreis­ver­ban­des sich mit einem Schrei­ben an die Lan­des­re­gie­rung und an die Bun­des­tags­frak­tio­nen gewandt. “Wir sind gezwun­gen, die Stei­ge­rungs­be­trä­ge aus­zu­set­zen, weil uns die Pro­duk­ti­ons­er­lö­se feh­len und Werk­statt­be­schäf­tig­te kei­nen Zugang zum Kurz­ar­bei­ter­geld haben”, so Dr. Neu­mann wei­ter.

Die Poli­tik habe bis­her vie­le finan­zi­el­le Maß­nah­men getrof­fen, um die Fol­gen der Pan­de­mie abzu­fe­dern, so die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Neza­hat Bara­da­ri. Hier­bei wur­den bei­spiels­wei­se die Kos­ten der Unter­kunft von 50 Pro­zent auf 75 Pro­zent erhöht und die Kom­mu­nen dadurch mas­siv finan­zi­ell ent­las­tet. 
Jedoch wur­de die arbeit­neh­mer­ähn­li­che Grup­pe in die­ser schwie­ri­gen Zeit nicht aus­rei­chend berück­sich­tigt, ent­geg­ne­te der AWO-Geschäfts­füh­rer. “Dass es wei­ter­hin kei­ne gesetz­li­che Defi­ni­ti­on für arbeit­neh­mer­ähn­li­che Grup­pen oder Per­so­nen gibt und dass sie von den finan­zi­el­len Maß­nah­men der Regie­rung wie Kurz­ar­bei­ter­geld recht­lich nicht pro­fi­tie­ren kön­nen, bedarf einer drin­gen­den Lösung”, gab die Abge­ord­ne­te Bara­da­ri zu.

Die Anwen­dung der Para­gra­phen 56 bis 57 im Infek­ti­ons­schutz­ge­setz auch auf die arbeit­neh­mer­ähn­li­chen Grup­pen oder die Erhö­hung der Aus­gleichs­ab­ga­be wür­de den Werk­statt­an­ge­hö­ri­gen schon sehr hel­fen, beton­te Dr. Neu­mann. Auch wäre lang­fris­tig die voll­stän­di­ge Gleich­stel­lung  von Werk­statt­be­schäf­tig­ten mit Arbeit­neh­mern hilf­reich. “Ich den­ke nicht, dass die Poli­tik so schnell die­se umfas­sen­den Geset­zes­än­de­run­gen bereits in 5 Wochen auf den Weg brin­gen kann. Aber Fakt ist, dass ein schnel­les Han­deln not­wen­dig ist”, so die hei­mi­sche Abge­ord­ne­te wei­ter. In Ver­net­zung mit ande­ren Fach­po­li­ti­kern wür­de sie hel­fen, das The­ma in die Bun­des- und Lan­des­ebe­ne zu trans­por­tie­ren, ver­sprach die Poli­ti­ke­rin.

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