Samstag, 15. Februar 2025

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Nach Jah­ren vol­ler Angst Hil­fe im PSZ

Mos­ta­fa Base­ri Salehi lebt seit Jah­ren in gro­ßer Unsi­cher­heit. Der heu­te 45-jäh­ri­ge Ira­ner ist 2018 aus sei­nem Hei­mat­land geflüch­tet, weil er um sein Leben fürch­ten muss­te. Nach Jah­ren vol­ler Angst und Sor­gen lebt er heu­te im Mär­ki­schen Kreis. Das Psy­cho­so­zia­le Zen­trum für Geflüch­te­te (PSZ) des Dia­ko­ni­schen Wer­kes wur­de zu einer wich­ti­gen Stüt­ze in sei­nem neu­en Leben.

„Es ist für mich ein ruhi­ger Platz, der mir Per­spek­ti­ven bie­tet“, zieht er Bilanz. Ein gro­ßes Pro­blem berei­tet dem ehe­ma­li­gen TV- und Radio­mo­de­ra­tor aber wei­ter­hin vie­le Sor­gen. Sein ers­ter Asyl­an­trag wur­de abge­lehnt. Zur­zeit läuft ein Wie­der­auf­nah­me­an­trag für das Ver­fah­ren. Lan­ge hat er vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge nichts mehr gehört. Sein Leben ist wei­ter in der Schwe­be.

Des­halb ist die sozia­le und psy­cho­lo­gi­sche Bera­tung durch das PSZ-Team für ihn wei­ter von gro­ßer Bedeu­tung. Das PSZ gehört, wie das gesam­te Dia­ko­ni­sche Werk, zum Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg.

Mos­ta­fa Base­ri Salehi ist als 13-Jäh­ri­ger zum Chris­ten­tum kon­ver­tiert. Im Iran konn­te er sei­nen Glau­ben nicht offen leben. Sei­ne Kar­rie­re als Jour­na­list ende­te, als er sich gegen das Mul­lah-Regime stell­te. Er wur­de ver­schleppt, gefan­gen gehal­ten und gefol­tert und wie­der frei gelas­sen. Als er spä­ter eine Vor­la­dung vor Gericht erhielt, wur­de ihm klar: Dein Leben ist gefähr­det. Zusam­men mit sei­ner ehe­ma­li­gen Freun­din ent­schloss er sich zur Flucht. Mit viel Glück konn­ten bei­de den Iran ver­las­sen.

Über sei­ne Ankunft in Deutsch­land berich­tet er: „Wir waren mit 15 wei­te­ren Per­so­nen auf der Lade­flä­che eines Lkw zusam­men­ge­pfercht. Nach unge­fähr zwölf Stun­den wur­den wir in einem Wald­stück raus­ge­wor­fen“, erin­nert er sich. „Es war dun­kel und kalt. Wir wuss­ten nicht, wo wir waren, und hat­ten gro­ße Angst.“ Über einen Han­dy­kon­takt fand er schließ­lich her­aus, dass sie sich in der Nähe von Nürn­berg befan­den. Dann begann die Odys­see durch Deutsch­land. Sie schlu­gen sich zu einem Bekann­ten nach Essen durch. Von dort aus ging’s in ein Erst­auf­nah­me­la­ger nach Bochum. Wei­te­re Sta­tio­nen waren Köln und Eus­kir­chen.

Mos­ta­fa und sei­ner Freun­din ging es sehr schlecht. Die Lage spitz­te sich zu, als sei­ne Freun­din abge­scho­ben wer­den soll­te. Sie unter­nahm einen Selbst­mord­ver­such und muss­te im Kran­ken­haus behan­delt wer­den. Er selbst lan­de­te im Mär­ki­schen Kreis und bat schließ­lich im PSZ um Sozi­al­be­ra­tung und psy­cho­lo­gi­sche Beglei­tung, um mit sei­nen Erfah­run­gen bes­ser klar­zu­kom­men. „Ich wur­de sehr nett auf­ge­nom­men. Alle haben mir viel gehol­fen“, erin­nert er sich.

„In Deutsch­land leben Men­schen, die aus Län­dern kom­men, in denen sie Krieg, Fol­ter, Ver­ge­wal­ti­gung und ande­re For­men von Gewalt erle­ben muss­ten“, sagt Daph­ne Rem­ke, Diplom-Psy­cho­lo­gin im PSZ. „Für vie­le von ihnen set­zen sich die schlim­men Erleb­nis­se auf einer oft
Mona­te dau­ern­den Flucht fort.“ Sol­che extrem belas­ten­den Erfah­run­gen führ­ten häu­fig zu psy­chi­schen Sym­pto­men wie Schlaf­stö­run­gen, Alb­träu­men und Ruhe­lo­sig­keit. „Die Betrof­fe­nen lei­den unter Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen und wer­den von belas­ten­den Erin­ne­run­gen über­flu­tet.
Dar­aus resul­tie­ren oft auch Gefüh­le von Ver­zweif­lung, Hoff­nungs­lo­sig­keit und unkon­trol­lier­te Angst – und damit ein­her­ge­hend Schwie­rig­kei­ten, den eige­nen All­tag zu bewäl­ti­gen“, erläu­tert die Diplom-Psy­cho­lo­gin.

Das Team des PSZ ver­fol­ge ver­schie­de­ne metho­di­sche Ansät­ze, um Kli­en­tin­nen und Kli­en­ten zu sta­bi­li­sie­ren. Psy­cho­lo­gi­sche und sozia­le Bera­tung stün­den dabei eben­bür­tig neben­ein­an­der.

Sei­nen All­tag hat Mos­ta­fa Base­ri Salehi zur­zeit im Griff. Er arbei­tet bei einem Plet­ten­ber­ger Unter­neh­men und besucht Got­tes­diens­te der Evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de Wer­dohl. „Hier wur­de ich herz­lich auf­ge­nom­men“, berich­tet er. Auch die Arbeits­kol­le­gen in Plet­ten­berg sei­en sehr nett. Einer habe ihn sogar im Kran­ken­haus besucht und ihn spä­ter zur Sil­ves­ter­fei­er ein­ge­la­den.

Aller­dings fühlt er sich wei­ter vom Regime im Iran beob­ach­tet. „Auf mei­nem Insta­gram-Account fol­gen mir vie­le Fake-Pro­fi­le“, sagt Mos­ta­fa Base­ri Salehi. Aber er hat den Mut, auch in Deutsch­land gegen das Mul­lah-Regime zu pro­tes­tie­ren. Jetzt wünscht er sich instän­dig, dass sein zwei­ter Antrag auf Asyl in Deutsch­land erfolg­reich ist. Ein Fun­ken Hoff­nung ist noch vor­han­den. Schließ­lich hat sich Mos­ta­fa Base­ri Salehi gut inte­griert. Neben sei­nem Job in Plet­ten­berg hat er den Ret­tungs­schwim­mer-Schein erwor­ben und hilft seit­dem in einem Schwimm­bad aus. Auch an sei­nen Deutsch­kennt­nis­sen hat der Mann aus dem Iran gear­bei­tet. Den letz­ten Sprach­kurs und den soge­nann­ten Ori­en­tie­rungs­kurs, in dem Wis­sen über Deutsch­land ver­mit­telt wird, hat er par­al­lel zu sei­ner Arbeit besucht und mit einer Prü­fung erfolg­reich abge­schlos­sen. Nun besitzt er das für den Auf­ent­halt wich­ti­ge B1-Zer­ti­fi­kat.

„Wir müs­sen wei­te­re Gesprä­che füh­ren“, sagt Lum­ni­je Kras­ni­qi vom Psy­cho­so­zia­len Zen­trum. Das Team habe die Hoff­nung noch nicht auf­ge­ge­ben. „Viel­leicht gibt es ja noch eine Chan­ce. Dar­auf hof­fen wir.“

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