Samstag, 15. Februar 2025

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Apo­the­ken im Kreis Olpe weh­ren sich gegen Reform­plä­ne

Die Reform des Apo­the­ken­we­sens, die das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um der­zeit plant, wird von den Apo­the­ke­rin­nen und Apo­the­kern auch im Kreis Olpe kate­go­risch abge­lehnt. „Wenn der Gesund­heits­mi­nis­ter sei­ne Plä­ne umsetzt, bedeu­tet dies über kurz oder lang das Ende der bewähr­ten wohn­ort­na­hen Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung und der Apo­the­ke vor Ort“, warnt Ulf Ullen­boom, Vor­sit­zen­der der Bezirks­grup­pe Olpe im Apo­the­ker­ver­band West­fa­len-Lip­pe (AVWL).

Schmerz­mit­tel nur auf Ter­min?

Denn der Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter will Apo­the­ken ohne Apo­the­ker schaf­fen. Künf­tig soll ein Phar­ma­zeut nur noch weni­ge Stun­den pro Woche per­sön­lich in der Apo­the­ke anwe­send sein müs­sen. „Wie soll das funk­tio­nie­ren?“, fragt Ulf Ullen­boom. „Vie­le Leis­tun­gen kön­nen nur von einer Apo­the­ke­rin oder einem Apo­the­ker erbracht wer­den, zum Bei­spiel die Abga­be von star­ken Schmerz­mit­teln. Sol­len wir die­se künf­tig nur noch ein­mal pro Woche mit Ter­min abge­ge­ben? So lan­ge kann ein Schmerz­pa­ti­ent nicht war­ten“, kri­ti­siert Ulf Ullen­boom. „Das Minis­te­ri­um kürzt damit Leis­tun­gen für Pati­en­ten.“

Auch die per­sön­li­che Bera­tung der Pati­en­ten wer­de lei­den, fürch­tet er. Denn ohne das beson­de­re Fach­wis­sen der Apo­the­ker gebe es kei­ne umfas­sen­de Medi­ka­ti­ons­be­ra­tung. „Das bedeu­tet für die Pati­en­ten weni­ger The­ra­pie­si­cher­heit und weni­ger Hil­fe, um Neben- und Wech­sel­wir­kun­gen zu ver­mei­den. Das führt zu Fol­ge­er­kran­kun­gen und am Ende auch zu höhe­ren Kos­ten im Gesund­heits­sys­tem.“

Auch will das Minis­te­ri­um die Aus­stat­tung der Apo­the­ken ein­schrän­ken, sodass künf­tig nicht mehr alle Betrie­be Rezep­tu­ren her­stel­len, also indi­vi­du­el­le Arz­nei­mit­tel für Pati­en­ten wie Sal­ben und Cremes oder im Fal­le von Eng­päs­sen Fie­ber- und Anti­bio­ti­ka­säf­te.

Wei­te­re Schlie­ßun­gen dro­hen

Fer­ner fin­de der Minis­ter mit sei­nem Ent­wurf kei­ne Lösung für die durch die Poli­tik ver­ur­sach­te wirt­schaft­lich schwie­ri­ge Lage der Apo­the­ken, son­dern ver­schär­fe sie sogar noch zusätz­lich, kri­ti­siert Ulf Ullen­boom. Die Ver­gü­tung der Apo­the­ken ist staat­lich gere­gelt und seit mehr als elf Jah­ren nicht mehr erhöht, son­dern zuletzt sogar gekürzt wor­den. „Wir brau­chen drin­gend einen Infla­ti­ons­aus­gleich“, for­dert Ulf Ullen­boom. Vor einem Jahr bereits sind er und sei­ne Kol­le­gen erst­mals auf die Stra­ße gegan­gen und haben gegen die Unter­fi­nan­zie­rung der Apo­the­ken pro­tes­tiert: „Seit­dem hat sich nichts

ver­bes­sert, die Lage ist nur noch schlim­mer gewor­den. Ein Vier­tel der Apo­the­ken ist bun­des­weit mitt­ler­wei­le wirt­schaft­lich stark gefähr­det. Die Zahl der Schlie­ßun­gen wird wei­ter zuneh­men.“ Seit Beginn des Jah­res 2022 bis heu­te sind rund 1.200 Apo­the­ken bun­des­weit geschlos­sen wor­den. Das ent­spricht nahe­zu 70 Pro­zent der Apo­the­ken in West­fa­len-Lip­pe. Die Situa­ti­on droht sich durch die Reform­plä­ne
noch zuzu­spit­zen: Das Minis­te­ri­um will Hono­rar­an­tei­le umver­tei­len, ver­meint­lich zuguns­ten klei­ner Apo­the­ken. „Die­se wer­den aber nur in homöo­pa­thi­scher Dosis pro­fi­tie­ren, dafür gera­ten wei­te­re Apo­the­ken in Schief­la­ge, die bis jetzt noch wirt­schaft­lich sind“, so Ulf Ullen­boom. „Das wohn­ort­na­he Netz wird aus­dün­nen und gera­de im Nacht- und Not­dienst wer­den die Wege für die Pati­en­ten immer wei­ter.“

Ulf Ullen­boom for­dert daher von sei­nen Kom­mu­nal­po­li­ti­kern sowie Bun­des- und Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten drin­gend zu ver­hin­dern, dass die­se Plä­ne umge­setzt wer­den. Er bit­tet auch die Pati­en­ten, sich für den Erhalt der Apo­the­ken vor Ort ein­zu­set­zen. „Wenn es kei­ne Apo­the­ken vor Ort mehr gibt“, betont Ulf Ullen­boom, „führt dies nicht nur zu einer für jeden Bür­ger deut­lich spür­ba­ren Ver­schlech­te­rung der Gesund­heits­ver­sor­gung, son­dern das Gesund­heits­sys­tem wird sich für die Gesell­schaft enorm ver­teu­ern. Eine gute Gesund­heits­ver­sor­gung ist zudem ein wich­ti­ger Stand­ort­fak­tor, der dann ins­be­son­de­re zulas­ten klei­ne­rer, länd­li­cher Kom­mu­nen ver­lo­ren geht. Fer­ner wer­den vie­le wohn­ort­na­he und fami­li­en­freund­li­che Arbeits­plät­ze ver­nich­tet.“

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