Dienstag, 03. Dezember 2024

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Leitsystem weist Rettern an den St.-Ursula-Schulen den Weg

Notfallsituationen stellen jede Schule vor eine besondere Herausforderung: Sei es ein Sportunfall oder eine körperliche Bedrohung, seien es austretende Giftstoffe oder ein Brand. Besonders in extremen Bedrohungssituationen, wie z.B. bei einem Amoklauf, kann jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden. Damit die eingesetzten Polizisten und Rettungskräfte keine wertvolle Zeit verlieren, ist es wichtig, dass sie sich im Schulgebäude schnell und sicher orientieren können – und zwar am besten bereits vor oder bei der Anfahrt.

sus beschilderung innen
Ein Beispiel für die neue Beschilderung im Inneren ist der Zugang zum Gymnasium vom Forum aus. (Fotos: Doris Kennemann)

Der Amoklauf an einer Realschule in Emsdetten im Jahr 2006 veranlasste den damaligen Kriminalhauptkommissar Dieter Jung zu der Idee, in Kooperation mit Polizei, Feuerwehr und Kreisverwaltung die Sicherheitslage an Schulen zu reflektieren. Entstanden ist dabei das „Orientierungssystem Gütersloher Modell (OGM)“, das sich unter Berücksichtigung der eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit der unter Einsatzstress stehenden Polizisten und Rettungskräfte auf wenige wichtige Informationen beschränkt. Ein Verlaufen in unübersichtlichen, nicht gekennzeichneten Gebäuden wird damit ausgeschlossen.

Die Dringlichkeit des Themas wurde durch die Amokdrohungen vom Frühsommer 2020 an den St.-Ursula-Schulen Attendorn noch einmal besonders deutlich, so dass nun auch dort das OGM umgesetzt wurde. Damit gelten die Schulen als Referenzmodell für den Kreis Olpe. Vor dem Hintergrund, dass es sich um einen großen Komplex bestehend aus Realschule, Gymnasium und einem Gebäude für die Naturwissenschaften handelt, ist ein Leitsystem, besonders auch für ortsfremde Einsatzkräfte, zwingend erforderlich. „Wir freuen uns, dass das Erzbistum Paderborn als Schulträger die Umsetzung des Projekts ermöglicht hat. Das gibt uns allen ein noch größeres Gefühl der Sicherheit“, sagen Christiane Eickhoff und Markus Ratajski, die jeweiligen Schulleitungen, zu der Innovation. Alle Eingänge, Notausgänge und Treppen sind außen und innen weit sichtbar in weißer, nachleuchtender Schrift auf blauem Grund mit den Buchstaben E, N oder T – bei Treppen auch immer mit dem jeweiligen Geschoss – gekennzeichnet. Schilder machen zudem deutlich, wohin Gänge und Türen führen, wo sich markante Orte wie Verwaltung, Lehrerzimmer oder Cafeteria befinden. Die Nummerierung aller Räume erfolgt ebenso systematisch, wobei der Gebäudeteil und das Geschoss erkennbar werden. G 121 entspricht dabei z.B. dem Raum 21 im 1. Obergeschoss des Gymnasiums. Die Kennzeichnung vor Ort wurde in die Einsatzunterlagen (Objektakten) der Leitstellen der Polizei Olpe und der Feuerwehr übertragen, was das gezielte Führen der Einsatzkräfte schon bei der Anfahrt ermöglicht.

Kriminalhauptkommissar Michael Meinerzhagen, Angehöriger der Kriminalpolizei in Olpe, hat bei der Erstauflage des Orientierungssystems im Kreis Olpe fachlich unterstützt und alle beteiligten Akteure an einen Tisch gebracht. Die Zusammenarbeit der Schule mit dem Brandschutz, der Feuerwehr, der Polizei und dem Ingenieurbüro war unbedingt erforderlich, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wichtig ist, dass die Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Polizei und des Rettungsdienstes in den unterschiedlichsten Einsatzlagen schnell und gezielt an den Einsatzort gelangen. Dabei darf es in verschiedenen Gebäudeteilen nicht zu Verwechslungen kommen und die Beschilderung muss eindeutig zu lesen sein. Durch die nachleuchtende Schrift ist dies nun auch in der Dunkelheit möglich, falls der Strom ausgefallen ist.

Michael Meinerzhagen ist sehr froh, dass dieses Projekt an den St.-Ursula-Schulen als Referenzmodell im Kreis Olpe jetzt umgesetzt wurde. Weitere Schulen befinden sich bereits in der Planungsphase und werden zukünftig mehr Sicherheit für Schüler, Lehrer und Einsatzkräfte durch das Orientierungssystem bieten.

Zuletzt hob NRW-Innenminister Herbert Reul im Februar 2023 das Projekt auf der Jubiläumsveranstaltung des Netzwerks „Sicher im Dienst“ noch ausdrücklich hervor.

Das „Gütersloher Modell“ ist vor einigen Jahren bei der örtlichen Polizei entstanden, wurde im Zuge von „Sicher im Dienst“ weiterentwickelt und im Land NRW noch publiker.

Das Orientierungssystem hat sich allein im Bereich Gütersloh schon an über 60 Schulen etabliert. Auch in weiteren Gebäuden von Jobcentern, Finanzämtern, Kreis- und Stadtverwaltungen wurde das System schon eingeführt und sorgt nun auch dort für mehr Sicherheit.

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