Mittwoch, 14. Mai 2025

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Insek­ten­gift kann All­er­gien aus­lö­sen

DRK-Kin­der­kli­nik Sie­gen

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Bei nach­ge­wie­se­ner Insek­ten­gift­all­er­gie mit schwe­ren Reak­tio­nen auf einen Bie­nen- oder Wes­pen­stich rät Andrea Klaas zu einer Aller­genim­mun­the­ra­pie, frü­her Hypo­sen­si­bi­li­sie­rung genannt (Foto: DRK Kin­der­kli­nik Sie­gen)

Mit stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren und der ver­mehr­ten Akti­vi­tät von Insek­ten nimmt auch die Zahl der all­er­gi­schen Reak­tio­nen durch Insek­ten­gift bei Kin­dern und Jugend­li­chen zu. Das zeigt sich jedes Jahr wie­der in der DRK-Kin­der­kli­nik Sie­gen. Aber: Vie­le Eltern sind sich der mög­li­chen Gefah­ren nicht bewusst. „Das Gute vor­ab: Die über­wie­gen­de Zahl der Bie­nen- und Wes­pen­sti­che ist zwar schmerz­haft, aber nicht bedroh­lich“, erläu­tert Andrea Klaas. Die Ober­ärz­tin ist an der Sie­ge­ner Kin­der­kli­nik Fach­ärz­tin für Kin­der- und Jugend­me­di­zin, Kin­der- und Jugend­pneu­mo­lo­gie sowie Neo­na­to­lo­gie. „Meist bleibt es bei einer Rötung und Schwel­lung an der Stich­stel­le. Aller­dings kön­nen auch all­er­gi­sche Reak­tio­nen auf­tre­ten, die sich meist nicht auf die Ein­stich­stel­le beschrän­ken.“

Bei uns in Deutsch­land sind haupt­säch­lich Bie­nen und Wes­pen der Aus­lö­ser all­er­gi­scher Reak­tio­nen, sel­te­ner sind Hum­meln oder Hor­nis­sen für ent­spre­chen­de Reak­tio­nen ver­ant­wort­lich. Die Reak­tio­nen kön­nen von einem mil­den Ver­lauf bis zu einer lebens­be­droh­li­chen Situa­ti­on rei­chen. „An der Stich­stel­le tre­ten eine Rötung, Schwel­lung und Juck­reiz auf“, schil­dert Andrea Klaas häu­fi­ge Beschwer­den. „Dies ist nach den meis­ten Insek­ten­sti­chen der Fall und oft unan­ge­nehm, aber glück­li­cher­wei­se harm­los. Sel­te­ne Aus­nah­men sind Schwel­lun­gen nach einem Stich in den Rachen. Zum Bei­spiel durch eine in der Geträn­ke­do­se ver­steck­te Wes­pe. Dies kann zu Luft­not füh­ren.“ Aber auch Haut­aus­schlag, Nes­sel­aus­schlag oder Schwel­lun­gen an ande­ren Kör­per­stel­len kön­nen die Fol­ge eines Insek­ten­sti­ches sein. Bei schwe­ren all­er­gi­schen Reak­ti­on kommt es sogar zu Hei­ser­keit, Atem­not, Erbre­chen, Durch­fall, schnel­lem Puls­schlag oder Blut­druck-Abfall bis hin zum Kreis­lauf-Still­stand. „In die­sen Fäl­len spricht man von einem all­er­gi­schen Schock“, geht die Ober­ärz­tin ins Detail. Sie gibt aber gleich­zei­tig ein Stück weit Ent­war­nung: „Todes­fäl­le nach Insek­ten­sti­chen sind bei Kin­dern extrem sel­ten.“

Doch was kann man tun, um sei­nen Nach­wuchs zu schüt­zen oder ers­te Hil­fe zu leis­ten? An ers­ter Stel­le steht hier die Prä­ven­ti­on. Kin­der soll­ten Insek­ten­nes­ter mei­den und lan­ge Ärmel oder Hosen tra­gen, um die Haut zu schüt­zen. Auch müs­sen süße Geträn­ke und Essen im Frei­en abge­deckt wer­den, um Insek­ten gar nicht erst anzu­lo­cken. Tritt dann doch der Ernst­fall ein – sprich das Insekt hat zuge­sto­chen – gilt es Ruhe zu bewah­ren. „Ein even­tu­ell ver­blie­be­ner Sta­chel soll­te mit einer Kratz­be­we­gung ent­fernt wer­den, um wei­te­res Ein­drin­gen von Insek­ten­gift zu ver­mei­den“, erläu­tert Andrea Klaas. „Eine sofor­ti­ge Küh­lung kann die Schwel­lung mil­dern. Anti­hist­ami­ni­ka – bei­spiels­wei­se Ceti­ri­zin – soll­ten hel­fen, den Juck­reiz und die Schwel­lung zu redu­zie­ren. Ist die Haut­re­ak­ti­on stär­ker, kann auch eine Kor­ti­son­creme, die auf die Stich­stel­le auf­ge­tra­gen wird, Lin­de­rung schaf­fen.“ In beson­ders schwe­ren Fäl­len emp­fiehlt die Kin­der­ärz­tin die Ein­nah­me von Kor­ti­son.

„Was häu­fig ver­wech­selt wird, ist der Unter­schied zwi­schen einer gestei­ger­ten Lokal­re­ak­ti­on und einer all­er­gi­schen Reak­ti­on“, geht Andrea Klaas ins Detail. Ist nur der betrof­fe­ne Arm geschwol­len oder tritt an einer ganz ande­ren Kör­per­stel­le plötz­lich der Aus­schlag, die Rötung oder etwas Ähn­li­ches auf? Bei beson­ders star­ken, wie­der­keh­ren­den Beschwer­den rät sie zu einer Aller­genim­mun­the­ra­pie, frü­her Hypo­sen­si­bi­li­sie­rung genannt. Per Über­wei­sung vom Kin­der­arzt kom­men die klei­nen Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten zur Kin­der­kli­nik zwecks Bera­tung durch die ent­spre­chen­den Spe­zia­lis­ten. Zwei Tage mit Über­nach­tung soll­ten für die Ein­lei­tung einer Aller­geni­munn­the­ra­pie ein­ge­plant wer­den. Am ers­ten Tag ste­hen sie­ben Sprit­zen mit unter­schied­li­chen Dosie­run­gen von Insek­ten-Gif­ten auf dem Medi­ka­men­ten-Plan. Am zwei­ten Tag fol­gen wei­te­re zwei Dosen. „Dar­an schließt sich eine drei- bis fünf­jäh­ri­ge The­ra­pie mit regel­mä­ßi­gen Sprit­zen für die Mäd­chen und Jun­gen an. Die ambu­lan­te Wei­ter­be­hand­lung kann auch durch ent­spre­chend erfah­ren­de Kin­der­ärz­te fort­ge­führt wer­den.“ Dabei kann die Erfolgs­quo­te der All­er­gen-Immun­the­ra­pie sich durch­aus sehen las­sen. Sie liegt bei Kin­dern mit einer Bie­nen- und Wes­pen­gift-All­er­gie bei etwa 95 Pro­zent.

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