Dienstag, 01. April 2025

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Dauer­aufgabe: Schutz vor sexua­li­sier­ter Gewalt

christof grote soeren meyer
Sören Mey­er (hier mit Super­in­ten­dent Dr. Chris­tof Gro­te) hat sich zum Mul­ti­pli­ka­tor im The­men­be­reich ‚Prä­ven­ti­on gegen sexua­li­sier­te Gewalt‘ aus­bil­den las­sen und ver­stärkt seit Febru­ar 2024 das Schu­lungs­team im Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg. Er ist haupt­amt­li­cher Jugend­re­fe­rent des CVJM Lüden­scheid-West e.V. (Foto: EKKLP)

Anzüg­li­che Sprü­che oder Ges­ten, heim­li­che Fotos, uner­wünsch­te Berüh­run­gen oder exhi­bi­tio­nis­ti­sche Hand­lun­gen – das alles ver­letzt das sexu­el­le Selbst­be­stim­mungs­recht von Men­schen. „Das darf nicht vor­kom­men“, sagt Jut­ta Tripp. Sie ist die Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­te des Evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses Lüden­scheid-Plet­ten­berg und treibt die Umset­zung der Schu­lungs­kon­zep­te zum Schutz vor sexua­li­sier­ter Gewalt in den Kir­chen­ge­mein­den und Ein­rich­tun­gen des Kir­chen­kreis sowie dem Dia­ko­ni­schen Werk im Kir­chen­kreis vor­an.

„Es ist unse­re gro­ße Auf­ga­be, mög­lichst vie­le Men­schen schnell zu errei­chen“, macht Tripp deut­lich. Jugend­li­che, Frau­en und Män­ner im Kir­chen­kreis und im Dia­ko­ni­schen Werk, ganz gleich ob in haupt­amt­li­cher oder ehren­amt­li­cher Funk­ti­on, müs­sen für alle For­men sexua­li­sier­ter Gewalt sen­si­bi­li­siert wer­den. „Sexua­li­sier­te Gewalt kommt auch in unse­rer Kir­che vor. Davon kön­nen wir uns nicht frei­spre­chen“, stellt die Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­te fest. Die bit­te­ren Erfah­run­gen, die ein Jugend­be­treu­er im Kir­chen­kreis hin­ter­las­sen hat, sind noch frisch. Er hat­te über Jahr­zehn­te Kin­der und Jugend­li­che sexua­li­sier­te Gewalt ange­tan und sich nach Bekannt­wer­den der Vor­fäl­le das Leben genom­men.

„Sol­che Ver­bre­chen dür­fen sich nicht wie­der­ho­len. Dafür brau­chen wir Acht­sam­keit, Sen­si­bi­li­tät und gege­be­nen­falls auch Klar­heit über die not­wen­di­gen Schrit­te, die wir bei einem Ver­dachts­fall ein­lei­ten müs­sen. Aber dafür braucht es vor allem eine sehr gute Prä­ven­ti­ons­ar­beit“, stellt Dr. Chris­tof Gro­te, Super­in­ten­dent des Kir­chen­krei­ses fest.

„Das Schutz­kon­zept ist ein wich­ti­ger Bau­stein unse­rer Prä­ven­ti­ons­ar­beit. Mit der Ein­rich­tung des Arbeits­be­rei­ches ‚Prä­ven­ti­on gegen sexua­li­sier­te Gewalt‘ im Juli 2021 bei uns im Kir­chen­kreis, ist aber der ent­schei­den­de Schritt erfolgt. Fünf haupt­amt­li­che Fach­kräf­te gehö­ren heu­te zum Arbeits­be­reich, sie wer­den von geschul­ten Mul­ti­pli­ka­to­ren unter­stützt.

Gemein­sam hat und wird der Fach­be­reich rund 1000 haupt- und ehren­amt­li­che Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter bei uns im Kir­chen­kreis mit einem Auf­wand von bis zu 25 Stun­den pro Per­son schu­len. Eine Arbeit und Auf­ga­be, die bei uns einen sehr hohen Stel­len­wert hat und in die wir seit Jah­ren sehr hohe Sum­men inves­tie­ren“, macht Chris­tof Gro­te klar.

Zah­len ver­deut­li­chen den Auf­wand, den der Kir­chen­kreis leis­ten muss, um die Anfor­de­run­gen des Kir­chen­ge­set­zes zum Schutz gegen sexua­li­sier­te Gewalt zu erfül­len. So schlug die Ein­rich­tung des Arbeits­be­reichs ‚Prä­ven­ti­on gegen sexua­li­sier­te Gewalt‘ im Juli 2021 mit 50.000 Euro zu Buche. Die Aus­ga­ben für Per­so­nal und Schu­lun­gen belie­fen sich 2022 auf 134.000 Euro und 2023 auf 140.000 Euro. In die­sem Jahr wer­den vor­aus­sicht­lich 112.000 Euro Kos­ten anfal­len. Für 2025 hat der Kir­chen­kreis 156.000 Euro ein­ge­plant. Damit wird der hei­mi­sche Kir­chen­kreis dann deut­lich mehr als eine hal­be Mil­lio­nen Euro für die Prä­ven­ti­on gegen sexua­li­sier­te Gewalt ein­ge­setzt haben.

superintendent dr christof grote ekklp
Super­in­ten­dent Dr. Chris­tof Gro­te macht deut­lich: „Bei uns im Kir­chen­kreis wur­den in der Ver­gan­gen­heit bereits Men­schen sexua­li­sier­te Gewalt ange­tan. Das darf sich nicht wie­der­ho­len! Dafür brau­chen wir eine sehr gute Prä­ven­ti­ons­ar­beit“ (Foto: EKKLP)

Dr. Chris­tof Gro­te weist auf zwei ent­schei­den­de Kom­po­nen­ten hin: „Es geht aber um weit mehr als um die Erfül­lung gesetz­li­cher Vor­ga­ben: Mit die­sem Prä­ven­ti­ons­kon­zept stel­len wir uns der bit­te­ren Ein­sicht, dass sexua­li­sier­te Gewalt auch in der Kir­che vor­kommt. Das haben wir in unse­rem Kir­chen­kreis lei­der in einem Aus­maß erle­ben müs­sen, das uns unver­än­dert stark betrof­fen macht. Die­se schreck­li­chen Miss­brauchsta­ten in unse­rer Kir­che, in unse­rem Kir­chen­kreis, in einer unse­rer Gemein­den erschüt­tern und ent­set­zen mich immer noch. Ich kann die Betrof­fe­nen nur noch ein­mal um Ent­schul­di­gung bit­ten, dass sie sol­che ent­setz­li­chen Erfah­run­gen in unse­ren Räu­men machen muss­ten, die doch eigent­lich siche­re Orte des Ver­trau­ens sein sol­len. Das Kir­che in sei­nem gan­zen Aus­maß wie­der ein siche­rer Ort wird, dafür
enga­gie­ren wir uns mit unse­re Prä­ven­ti­ons­ar­beit – inklu­si­ve unse­res Schutz­kon­zep­tes – in einem ganz hohen Maße.“

„Hier sind wir auf einem guten Weg“, erklärt Jut­ta Tripp. Die Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­te Tripp agiert gleich­zei­tig als Sekre­tä­rin des Super­in­ten­den­ten und kann so vie­le Abspra­chen mit ihm direkt und auf dem kur­zen Dienst­weg erle­di­gen.

Was ist bis­her geschafft? „Von 2020 bis zum 1. Juli 2021 haben wir mit der Ein­rich­tung der Prä­ven­ti­ons­ar­beit zwei Schu­lun­gen mit 43 Teil­neh­men­den durch­ge­führt“, blickt Jut­ta Tripp zurück. 2021 folg­te eine wei­te­re Schu­lung für zehn Per­so­nen. 2022 nahm die Arbeit mit 32 Schu­lun­gen und 614 Teil­neh­men­den Fahrt auf. 2023 folg­ten 46 Schu­lun­gen mit 673 Teil­neh­men­den. In die­sem Jahr waren es bis zum 1. Okto­ber 22 Schu­lun­gen mit 283 Teil­neh­men­den. Das Schutz­kon­zept des Kir­chen­krei­ses wur­de von der Syn­ode 2023 ver­ab­schie­det, bis heu­te stän­dig erwei­tert und ange­passt und steht nun allen Kir­chen­ge­mein­den und Ein­rich­ten des Kir­chen­krei­ses sowie der Öffent­lich­keit zur Ver­fü­gung. Das Kon­zept ist als Down­load auf der Home­page des Kir­chen­krei­ses ver­füg­bar (s. QR-Code).

„Damit ist das Ende aber nicht erreicht“, stellt Jut­ta Tripp fest. Es ent­wi­cke­le sich immer wie­der neu­er Schu­lungs­be­darf, bei­spiels­wei­se durch die Per­so­nal­wech­sel nach den Pres­by­te­ri­ums­wah­len. Aber auch das Schutz­kon­zept muss stän­dig über­prüft, ange­passt und erwei­tert wer­den. Damit ist die Prä­ven­ti­ons­ar­beit des Kir­chen­krei­ses eine Dau­er­auf­ga­be.

Jut­ta Tripp ist sich sicher, dass ihre Arbeit und die der Mul­ti­pli­ka­to­ren-Teams dabei deut­li­che Spu­ren hin­ter­lässt. Und: „Alle Teil­neh­men­den sind hoch moti­viert.“ Das ist für die wei­te­re Arbeit wich­tig, denn alle Ein­rich­tun­gen des Kir­chen­krei­ses müs­sen nach den Schu­lun­gen ihre eige­nen Schutz­kon­zep­te ent­wi­ckeln. Dr. Chris­tof Gro­te dazu: „Mit dem Schutz­kon­zept des Kir­chen­krei­ses liegt ein guter Rah­men vor, an dem sich unse­re Kir­chen­ge­mein­den und wei­te­re Ein­rich­tun­gen und Diens­te bei der Erstel­lung ihrer eige­nen Schutz­kon­zep­te ori­en­tie­ren kön­nen.“ Zum Schu­lungs­team gehö­ren Jut­ta Tripp, Andrea Becker, Moni­ka Trif­fo, Ste­fan Schick und Sören Mey­er (CVJM).

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