Samstag, 15. Februar 2025

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Ehren­amt ein Motor der Demo­kra­tie

Ralf Kron­feld war erfolg­reich im Beruf. Zu Beginn sei­nes Stu­di­ums sag­te ein Dozent zu den Erst­se­mes­tern: „Ihr gehört jetzt zur Eli­te. Aber denkt dar­an: Es gibt auch ande­re.“ Dar­an hat sich der Wer­doh­ler immer wie­der erin­nert. Als er sich in den Ruhe­stand ver­ab­schie­de­te, beschloss er, sich ehren­amt­lich zu enga­gie­ren.

„Wenn es einem gut geht, soll­te man der Gesell­schaft etwas zurück­ge­ben“, sagt er in einer Gesprächs­run­de anläss­lich des 25-jähi­gen Bestehens der Frei­wil­li­gen­zen­tra­le. Ralf Kron­feld ist einer von rund 300 Frei­wil­li­gen, die im Dia­ko­ni­schen Werk des Kir­chen­krei­ses Lüden­scheid-Plet­ten­berg unent­gelt­li­che Arbeit leis­ten. Und er meint: „Das soll­ten noch viel mehr Men­schen machen.“ Er hat sich in den Dienst der Wer­doh­ler Tafel gestellt. Nicht aus Lan­ge­wei­le, son­dern aus Über­zeu­gung. Nicht nur neh­men, auch geben – die­ser Satz gehört zu sei­nen Leit­sprü­chen. Für ihn ist das Ehren­amt ein Motor der Demo­kra­tie.

Ralf Kron­feld ist ein offe­ner zugäng­li­cher Mensch. Mit Kon­zep­ten, Orga­ni­sa­ti­on und Pla­nung hat­te der Mann, der als Füh­rungs­kraft eines Wer­doh­ler Unter­neh­mens tätig war, sein Leben lang zu tun. Das kommt ihm jetzt noch ein­mal zugu­te. Er schreibt die Ein­satz­plä­ne fürs Tafel­team. Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie orga­ni­sier­te er die kon­takt­lo­se Lebens­mit­tel­aus­ga­be. Und er packt mit an. „Solan­ge es die Gesund­heit zulässt“, schmun­zelt Ralf Kron­feld.

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Mela­nie Seibt, Ralf Kron­feld, Hel­ga Zim­mer und Vik­to­ria Yeki­mo­va tra­fen sich zur Gesprächs­run­de mit Anne Jahn und Hei­ke Schae­fer von der Frei­wil­li­gen­zen­tra­le Plet­ten­berg (Foto: Wolf­gang Tei­pel)

Auch Hel­ga Zim­mer gehört zum gro­ßen Frei­wil­li­gen-Team. Sie hat in den ver­schie­dens­ten Pro­jek­ten der Frei­wil­li­gen­zen­tra­le mit­ge­ar­bei­tet. „Hel­ga war immer zur Stel­le“, sagt Hei­ke Schae­fer, Lei­te­rin der Frei­wil­li­gen­zen­tra­le. Hel­ga Zim­mer ist Mut­ter und war Leh­re­rin. Die Arbeit mit Kin­dern hat sie nicht ver­las­sen. Als ihr eige­ner Nach­wuchs groß genug war, betreu­te sie schon 1990 Kin­der und Jugend­li­che in der Plet­ten­ber­ger Flücht­lings­un­ter­kunft. Spä­ter stieg sie in den Oma­Hilfs­dienst der Frei­wil­li­gen­zen­tra­le ein und küm­mer­te sich unter ande­rem um Müt­ter mit Klein­kin­dern im Stadt­teil Eschen. Ihre Moti­va­ti­on? „Nächs­ten­lie­be“, sagt Hel­ga Zim­mer. Ihr war es auch immer wich­tig, nach dem Berufs­le­ben neue Her­aus­for­de­run­gen zu suchen. Das hat der ehe­ma­li­gen Leh­re­rin blei­ben­de Erin­ne­run­gen ver­schafft. Nicht nur die, an den inter­na­tio­na­len Kon­gress in Paris, bei dem ähn­li­che Orga­ni­sa­tio­nen aus aller Welt ihre Erfah­run­gen aus­tausch­ten.

Mela­nie Seibt las vor unge­fähr einem Jahr eine Zei­tungs­mel­dung, mit der die Frei­wil­li­gen­zen­tra­le Fah­re­rin­nen und Fah­rer such­te. Sofort mel­de­te sie sich. „Ich habe nach einem schwe­ren Schick­sals­schlag auch über die Dia­ko­nie Hil­fe erfah­ren“, berich­tet sie. „Das war die Chan­ce, etwas davon zurück­zu­ge­ben.“ Jetzt unter­stützt sie den Ein­kaufs- und Besuchs­dienst der Frei­wil­li­gen­zen­tra­le. „Das hat gleich gepasst und gibt mir immer wie­der ein gutes Gefühl“, berich­tet sie. „Auch weil mei­ne Fahr­gäs­te immer gut drauf sind“, lacht Mela­nie Seibt. Irgend­wie besit­ze ihre Fami­lie aber auch eine sozia­le Ader. Ihre Toch­ter absol­vie­re gera­de ein Bun­des­frei­wil­li­gen­jahr (Buf­di) beim Deut­schen Roten Kreuz.

Vik­to­ria Yeki­mo­va ist mit ihrem Sohn und ihrer Mut­ter vor dem rus­si­schen Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne geflüch­tet. Sie trau­ert um ihre zer­bomb­te Hei­mat­stadt Char­kiw. „Zum Glück bin ich in Plet­ten­berg gelan­det“, sagt die ehe­ma­li­ge Bank­ma­na­ge­rin, die wäh­rend ihres kur­zen Auf­ent­halts in Deutsch­land schon erfolg­reich die B1-Deutsch­prü­fung absol­viert hat. Im B2-Kurs arbei­tet sie jetzt am nächst­hö­he­ren Sprach­le­vel. „Ich habe jetzt ein neu­es Leben“, sagt Vik­to­ria Yeki­mo­va. Sie will nicht in die Ukrai­ne zurück­keh­ren, son­dern in Plet­ten­berg fest Fuß fas­sen. Dazu gehört ihre ehren­amt­li­che Mit­ar­beit im wöchent­li­chen Frau­en­ca­fé im Gemein­de­haus an der Chris­tus­kir­che. „Ich bin dank­bar für die­se Arbeit“, stellt sie fest. So kön­ne sie neue Kon­tak­te knüp­fen, ihre Sprach­kennt­nis­se wei­ter ver­bes­sern und ihre Fähig­kei­ten ein­brin­gen. „Vik­to­ria ist ein Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent“, lobt Hei­ke Schae­fer.

Ralf Kron­feld, Hel­ga Zim­mer, Mela­nie Seibt und Vik­to­ria Yeki­mo­va: Sie treibt der Wunsch an, zu hel­fen und Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. „Der Staat, das sind wir alle“, stellt Ralf Kron­feld fest. „Man kann selbst vie­les bewe­gen und ein gutes Gefühl dabei haben.“ Und für Hel­ga Zim­mer ist eins ganz klar: „Dabei darf das Geld für einen selbst kei­ne Rol­le spie­len.“

Text und Fotos: Wolf­gang Tei­pel

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