Mittwoch, 18. September 2024

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Ehrenamt ein Motor der Demokratie

Ralf Kronfeld war erfolgreich im Beruf. Zu Beginn seines Studiums sagte ein Dozent zu den Erstsemestern: „Ihr gehört jetzt zur Elite. Aber denkt daran: Es gibt auch andere.“ Daran hat sich der Werdohler immer wieder erinnert. Als er sich in den Ruhestand verabschiedete, beschloss er, sich ehrenamtlich zu engagieren.

„Wenn es einem gut geht, sollte man der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt er in einer Gesprächsrunde anlässlich des 25-jähigen Bestehens der Freiwilligenzentrale. Ralf Kronfeld ist einer von rund 300 Freiwilligen, die im Diakonischen Werk des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg unentgeltliche Arbeit leisten. Und er meint: „Das sollten noch viel mehr Menschen machen.“ Er hat sich in den Dienst der Werdohler Tafel gestellt. Nicht aus Langeweile, sondern aus Überzeugung. Nicht nur nehmen, auch geben – dieser Satz gehört zu seinen Leitsprüchen. Für ihn ist das Ehrenamt ein Motor der Demokratie.

Ralf Kronfeld ist ein offener zugänglicher Mensch. Mit Konzepten, Organisation und Planung hatte der Mann, der als Führungskraft eines Werdohler Unternehmens tätig war, sein Leben lang zu tun. Das kommt ihm jetzt noch einmal zugute. Er schreibt die Einsatzpläne fürs Tafelteam. Während der Corona-Pandemie organisierte er die kontaktlose Lebensmittelausgabe. Und er packt mit an. „Solange es die Gesundheit zulässt“, schmunzelt Ralf Kronfeld.

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Melanie Seibt, Ralf Kronfeld, Helga Zimmer und Viktoria Yekimova trafen sich zur Gesprächsrunde mit Anne Jahn und Heike Schaefer von der Freiwilligenzentrale Plettenberg (Foto: Wolfgang Teipel)

Auch Helga Zimmer gehört zum großen Freiwilligen-Team. Sie hat in den verschiedensten Projekten der Freiwilligenzentrale mitgearbeitet. „Helga war immer zur Stelle“, sagt Heike Schaefer, Leiterin der Freiwilligenzentrale. Helga Zimmer ist Mutter und war Lehrerin. Die Arbeit mit Kindern hat sie nicht verlassen. Als ihr eigener Nachwuchs groß genug war, betreute sie schon 1990 Kinder und Jugendliche in der Plettenberger Flüchtlingsunterkunft. Später stieg sie in den OmaHilfsdienst der Freiwilligenzentrale ein und kümmerte sich unter anderem um Mütter mit Kleinkindern im Stadtteil Eschen. Ihre Motivation? „Nächstenliebe“, sagt Helga Zimmer. Ihr war es auch immer wichtig, nach dem Berufsleben neue Herausforderungen zu suchen. Das hat der ehemaligen Lehrerin bleibende Erinnerungen verschafft. Nicht nur die, an den internationalen Kongress in Paris, bei dem ähnliche Organisationen aus aller Welt ihre Erfahrungen austauschten.

Melanie Seibt las vor ungefähr einem Jahr eine Zeitungsmeldung, mit der die Freiwilligenzentrale Fahrerinnen und Fahrer suchte. Sofort meldete sie sich. „Ich habe nach einem schweren Schicksalsschlag auch über die Diakonie Hilfe erfahren“, berichtet sie. „Das war die Chance, etwas davon zurückzugeben.“ Jetzt unterstützt sie den Einkaufs- und Besuchsdienst der Freiwilligenzentrale. „Das hat gleich gepasst und gibt mir immer wieder ein gutes Gefühl“, berichtet sie. „Auch weil meine Fahrgäste immer gut drauf sind“, lacht Melanie Seibt. Irgendwie besitze ihre Familie aber auch eine soziale Ader. Ihre Tochter absolviere gerade ein Bundesfreiwilligenjahr (Bufdi) beim Deutschen Roten Kreuz.

Viktoria Yekimova ist mit ihrem Sohn und ihrer Mutter vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geflüchtet. Sie trauert um ihre zerbombte Heimatstadt Charkiw. „Zum Glück bin ich in Plettenberg gelandet“, sagt die ehemalige Bankmanagerin, die während ihres kurzen Aufenthalts in Deutschland schon erfolgreich die B1-Deutschprüfung absolviert hat. Im B2-Kurs arbeitet sie jetzt am nächsthöheren Sprachlevel. „Ich habe jetzt ein neues Leben“, sagt Viktoria Yekimova. Sie will nicht in die Ukraine zurückkehren, sondern in Plettenberg fest Fuß fassen. Dazu gehört ihre ehrenamtliche Mitarbeit im wöchentlichen Frauencafé im Gemeindehaus an der Christuskirche. „Ich bin dankbar für diese Arbeit“, stellt sie fest. So könne sie neue Kontakte knüpfen, ihre Sprachkenntnisse weiter verbessern und ihre Fähigkeiten einbringen. „Viktoria ist ein Organisationstalent“, lobt Heike Schaefer.

Ralf Kronfeld, Helga Zimmer, Melanie Seibt und Viktoria Yekimova: Sie treibt der Wunsch an, zu helfen und Verantwortung zu übernehmen. „Der Staat, das sind wir alle“, stellt Ralf Kronfeld fest. „Man kann selbst vieles bewegen und ein gutes Gefühl dabei haben.“ Und für Helga Zimmer ist eins ganz klar: „Dabei darf das Geld für einen selbst keine Rolle spielen.“

Text und Fotos: Wolfgang Teipel

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