Freitag, 24. Januar 2025

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Was tun, wenn die Kno­chen brü­chig wer­den?

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Ali Alja­wa­deh, Lei­ten­der Ober­arzt und Sek­ti­ons­lei­ter der Wir­bel­säu­len­chir­ur­gie an der Heli­os Kli­nik Atten­dorn (Copy­right: Heli­os Kli­nik Atten­dorn)

350.000. So hoch schät­zen Exper­ten die Zahl der osteo­po­ro­ti­schen Frak­tu­ren in Deutsch­land. Die­se tre­ten haupt­säch­lich bei Senio­ren auf. Der Grund: Im Alter nimmt die Dich­te und damit die Wider­stands­fä­hig­keit der Kno­chen ab. Betrof­fen sind meis­tens Frau­en.

Der Tag Mit­te Mai, an dem Frau M. die Rücken­schmer­zen nicht mehr aus­hielt und sie sich in der Not­auf­nah­me der Heli­os Kli­nik Atten­dorn mel­den muss­te, hat­te zwei Gesich­ter. Zum einen waren die Schmer­zen nicht mehr zu ertra­gen und das Lau­fen kaum noch mög­lich, zum ande­ren bedeu­te­te ihr Ent­schluss, end­lich etwas zu unter­neh­men, der Anfang vom Ende ihres Lei­dens.

Beim Rönt­gen wur­de eine Frak­tur eines Len­den­wir­bels fest­ge­stellt. Für Frau M. über­ra­schend, denn sie war weder gestürzt noch konn­te sie sich an einen Unfall erin­nern. Eine anschlie­ßen­de Kno­chen­dich­te­mes­sung kam zu dem Resul­tat, dass die Pati­en­tin über einen viel zu gerin­gen Mine­ral­salz­ge­halt in den Kno­chen ver­füg­te, und damit an Osteo­po­ro­se litt. Die­se häu­fi­ge Alters­er­kran­kung schrei­tet lang­sam vor­an und führt zu einer zuneh­men­den „porö­sen“ und damit wei­chen Kno­chen­struk­tur. Gleich nach der Dia­gno­se mit­tels MRT und Com­pu­ter­to­mo­gra­phie sowie sorg­fäl­ti­ger Indi­ka­ti­ons­stel­lung und Aus­wahl eines geeig­ne­ten The­ra­pie­ver­fah­rens erfolg­te zeit­nah die Ope­ra­ti­on. Der betrof­fe­ne Wir­bel wur­de mit spe­zi­el­len Bal­lons auf­ge­rich­tet und mit Kno­chen­ze­ment auf­ge­füllt. Da der Ein­griff mini­mal­in­va­siv durch­ge­führt wur­de, das heißt, durch die Haut mit mikro­sko­pisch klei­nen Instru­men­ten ohne tie­fe Schnit­te, konn­te die Pati­en­tin bereits nach weni­gen Tagen das Kran­ken­haus wie­der ver­las­sen und sich bei ihrem Haus­or­tho­pä­den in die Nach­be­hand­lung bege­ben.

Östro­gen­man­gel ver­ur­sacht Insta­bi­li­tät der Kno­chen

Für Ali Alja­wa­deh, Lei­ten­der Ober­arzt und Sek­ti­ons­lei­ter der Wir­bel­säu­len­chir­ur­gie an der Heli­os Kli­nik Atten­dorn, bei­na­he schon ein all­täg­li­cher Fall: „Ab einem bestimm­ten Alter nimmt bei Frau­en schon wäh­rend der ein­set­zen­den Wech­sel­jah­re der Östro­gen­spie­gel im Blut ab. Das Hor­mon wird jedoch zum Auf­bau und der Stär­kung der Kno­chen benö­tigt“, erklärt Herr Alja­wa­deh. Das sei gera­de für eine altern­de Gesell­schaft wie der deut­schen, ein wach­sen­des Pro­blem, so der Wir­bel­säu­len­spe­zia­list, der seit dem Früh­jahr im Sau­er­land prak­ti­ziert.

Die Zah­len spre­chen eine deut­li­che Spra­che: Schät­zungs­wei­se vier bis sechs Mil­lio­nen Men­schen sind in Deutsch­land von Osteo­po­ro­se betrof­fen. 350.000 Men­schen erlei­den jähr­lich eine osteo­po­ro­ti­sche Frak­tur, dar­un­ter sind cir­ca zwei Drit­tel Frau­en. Man ver­mu­tet, dass etwa 40 Pro­zent aller 50-jäh­ri­gen Frau­en und 13 Pro­zent aller 50-jäh­ri­gen Män­ner im Lau­fe ihres wei­te­ren Lebens einen osteo­po­ro­se-beding­ten Kno­chen­bruch erlei­den. Oft­mals kann schon ein star­kes Hus­ten oder das Heben einer schwe­ren Ein­kaufs­ta­sche die­sen ver­ur­sa­chen.

Doch soweit müss­te es in vie­len Fäl­len nicht kom­men. „Ab einem gewis­sen Alter und bei vor­lie­gen­den Risi­ko­fak­to­ren raten wir zur Kno­chen­dich­te­mes­sung, die in vie­len Fäl­len auch von den Kas­sen über­nom­men wird. Die so genann­te DEXA-Mes­sung, die Dual-Rönt­gen-Absorp­tio­me­trie, funk­tio­nie­re abso­lut schmerz­frei und sei der Gold­stan­dard, um die Schwe­re einer mög­li­chen Kno­chen­dich­te­min­de­rung zu bestim­men. Der Ober­arzt rät daher, Schmer­zen im Wir­bel­säu­len­be­reich nicht auf die leich­te Schul­ter zu neh­men und einen Spe­zia­lis­ten auf­zu­su­chen, beson­ders wenn es schein­bar kei­nen kon­kre­ten Anlass dafür gibt und sie lang­an­hal­tend sind.

„Bestä­tigt sich dann der Ver­dacht auf Osteo­po­ro­se, kön­nen Kno­chen­schä­den durch geziel­tes kör­per­li­ches Trai­ning und medi­ka­men­tö­se The­ra­pie ver­hin­dert wer­den“, betont der Wir­bel­säu­len-Fach­mann, war­um Prä­ven­ti­on so wich­tig ist. Aber trotz bes­ter Vor­beu­gung kann eine Frak­tur nie ganz aus­ge­schlos­sen wer­den, beson­ders nach Stür­zen. Je nach Schwe­re­grad emp­feh­le sich dann eine kon­ser­va­ti­ve The­ra­pie oder ein ope­ra­ti­ver Ein­griff als Behand­lungs­an­satz. Doch zu bewer­ten, wel­ches Behand­lungs­ver­fah­ren letzt­lich das rich­ti­ge ist, liegt an vie­len indi­vi­du­el­len Fak­to­ren und ist sehr kom­plex. „Wir wen­den an der Heli­os Kli­nik Atten­dorn erfolg­reich alle gän­gi­gen Behand­lungs­ver­fah­ren an und arbei­ten eng mit den nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten in der Umge­bung zusam­men, um für den Pati­en­ten zur opti­ma­len Lösung zu kom­men.“

Bei Frau M. ist das gelun­gen. Die 81-jäh­ri­ge Senio­rin ist inzwi­schen wie­der schmerz­frei und legt bereits kür­ze­re Stre­cken wie­der zu Fuß zurück.

Zusatz­in­fo

Um die Zusam­men­ar­beit noch wei­ter zu ver­tie­fen, fin­det im Okto­ber eine Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung in der Heli­os Kli­nik Atten­dorn zum The­ma „Wie umge­hen mit Rücken­schmer­zen?“ statt. Die­se Fort­bil­dung rich­tet sich an die nie­der­ge­las­se­nen Ärz­te der Umge­bung und stellt die neus­ten Dia­gno­se- und The­ra­pie­mög­lich­kei­ten rund um die Wir­bel­säu­le vor.

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