Die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel werden oft genutzt, Rückschau zu halten auf das auslaufende Jahr. Diese Rückschau wird bei der Feuer- und Rettungsleitstelle und dem Rettungsdienst des Kreises Olpe in diesem Jahr allerdings etwas anders ausfallen als in den Jahren zuvor. Gerade sie haben die Probleme, die die Corona Pandemie vom ersten telefonischen Kontakt über den Notruf 112 bis hin zur medizinischen Versorgung am Patienten vor Ort und dem Transport ins Krankenhaus hautnah miterlebt.
Als Ende Februar der erste Einsatz gefahren wurde, bei dem der Verdacht auf Covid 19 bestand, wurde zum Schutz des Personals sofort FFP3 Schutzmasken und Schutzkittel standardmäßig im Einsatz getragen. Nach jedem Einsatz mit Verdacht auf Corona wurden durch die Leitstelle Spezialkräfte alarmiert, die das Fahrzeug einer speziellen Desinfektion unterzogen. Diese Desinfektion nahm mehrere Stunden in Anspruch. Ebenfalls wurden Ersatzfahrzeuge durch die Leitstelle organisiert, um die Einsatzbereitschaft des Rettungsdienstes zu gewährleisten.
Jeder Einsatz, ob Feuerwehr oder Rettungsdienst, fängt mit dem Notruf 112 an, bei dem die Kolleginnen und Kollegen der Feuer- und Rettungsleitstelle in Olpe schon mit drei bis fünf gezielten Fragen zum Notfallgeschehen eine Dispositionsentscheidung treffen können und noch während des Gesprächs die Einsatzkräfte alarmieren. Im Anschluss erfolgt eine telefonische Hilfestellung für den Anrufer, der sich in einer Ausnahmesituation befindet und oftmals am Telefon erst wieder „eingefangen“ werden muss, um an alle wichtigen Informationen zu kommen. Nun mussten auch noch Fragen nach Corona-Symptomen gestellt werden, worauf die Anrufer teilweise mit Unverständnis reagierten. Steht für den Anrufer und Patienten die Grunderkrankung im Vordergrund, versteht nicht jeder, warum bei einer bewusstlosen Person auch noch nach einer möglichen Corona-Infektion gefragt wird. Primär ist sicher die Erste Hilfe für den Anrufer und noch mehr für den Patienten wichtig, aber zum Schutz der Einsatzkräfte sind auch mögliche Gefahren durch Corona von Bedeutung. Hin und wieder wurden die Symptome auch tatsächlich am Telefon verschwiegen, damit Nachbarn nicht mitbekommen, wenn der Rettungsdienst mit voller Schutzausrüstung in die Wohnung geht.
Auch die Einsatztaktik musste angepasst werden. Erkundete der Transportführer zunächst die Lage, verblieb der Kollege im größeren Abstand zum Patienten. Danach wurde gemeinsam die weitere Vorgehensweise festgelegt. Problematisch für den Rettungsdienst, dass erst immer die Schutzkleidung angelegt werden musste, vor dem Hintergrund, dass dort jemand dringend medizinische Hilfe benötigt. Im Laufe des Jahres spielte sich eine gewisse „Routine“ im Umgang mit der Pandemie ein, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Man hat Erfahrungen gesammelt und gelernt, mit der Situation umzugehen. Sowohl die Notrufabfrage durch die Leitstelle als auch die Maßnahmen des Rettungsdienstes wurden immer wieder an die aktuellen Empfehlungen angepasst. Heute erfolgt keine Beurteilung mehr, ob ein Patient Symptome hat oder nicht. Diese werden beim Notruf zwar abgefragt, dennoch schützt sich das Personal bei jedem Einsatz mit FFP2 Maske und der Patient bekommt ebenfalls eine Maske auf.
Im Laufe des Jahres nahmen auch die Transporte zu, bei denen nicht nur Patienten mit einem „Verdacht“ transportiert wurden, sondern auch Patienten mit einem bestätigten, positiven Testergebnis. Hier wurden die Schutzmaßnahmen nochmal durch das Anlegen eines Infektionsschutzanzuges verstärkt. Zeitweise wurden für diese Transporte zwei separate Fahrzeuge von den Hilfsorganisationen in Dienst gestellt.
Der Erfolg dieser Maßnahmen zeigt sich daran, dass es lediglich einen Fall gab, wo der Verdacht bestand, dass sich ein Kollege im Einsatz mit Corona infiziert haben könnte, der sichere Nachweis konnte in diesem Fall aber nicht erbracht werden.
Dennoch, der völlig hysterische Anrufer und der Druck auf das Rettungsdienstpersonal, gleich auf einen Covid-Patienten zu treffen, sind bis heute geblieben. Gerade wenn es im engsten Familienkreis der Mitarbeiter selbst Risikopatienten gibt, fährt dieser Gedanke bei fast jedem Einsatz mit.
Auch in Sachen Ausbildung musste man dieses Jahr deutlich zurückschrauben. Die Auszubildenden zum Notfallsanitäter mussten zu Beginn der Pandemie auf ihre Praktika auf den Intensivstationen verzichten, es wurden andere Ausbildungsabschnitte vorgezogen oder teilweise wurde auch Urlaub genommen. Zwischenzeitlich konnten aber alle ihre Ausbildungsabschnitte nachholen. Die regelmäßigen jährlichen 30-Stunden Pflicht-Fortbildungen und Hospitationen mussten ebenfalls größtenteils abgesagt werden. Der Gesetzgeber hat allerdings Möglichkeiten geschaffen, dass diese Situation für niemanden Nachteile mit sich bringt.
Die 23 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Rettungsdienstes sowie die drei Notärzte und vier Feuerwehrbeamte der Leitstelle, die an Heiligabend Dienst versahen, mussten in diesem Jahr auch auf den Weihnachtsbesuch von Landrat Theo Melcher und Fachdienstleiter Patrick Becker verzichten. Diese Tradition wurde ebenfalls ein Opfer der Corona-Pandemie.