Dienstag, 04. Februar 2025

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Das Kreuz mit Knie, Hüf­te und Co.

All­zeit­hoch für Endo­pro­the­tik

Die Zahl der ein­ge­setz­ten künst­li­chen Gelen­ken hat in Deutsch­land mit rund 380.000 im ver­gan­ge­nen Jahr einen Höchst­stand erreicht. Die Alte­rung der Gesell­schaft und stei­gen­de Akzep­tanz von Implan­ta­ten sind die Trei­ber die­ser Ent­wick­lung.

Chris­toph Klein ver­dient sei­nen Lebens­un­ter­halt mit dem, was man gemein­hin einen „Kno­chen­job“ nennt. Seit über 40 Jah­ren arbei­tet er in einer Olper Gie­ße­rei, vie­le Stun­den davon ver­brach­te er mit einer anstren­gen­den knien­den Tätig­keit, bevor er sich ver­set­zen ließ. Bereits vor zwei Jahr­zehn­ten begin­nen die Schmer­zen in den Knien. Lan­ge Zeit geht er mit Kraft­sport und Schwim­men dage­gen an, trai­niert ver­bis­sen, um sich fit zu hal­ten. Die Anstren­gun­gen zögern das Unver­meid­li­che noch lan­ge hin­aus. Als er kaum noch lau­fen kann, behilft er sich mit Schmerz­mit­teln – bis auch die­se nicht mehr wir­ken.

„Es fühlt sich an, als ob einer bei jedem Schritt mit einer Nadel in mein rech­tes Knie sticht“, schil­dert er Dr. Moham­mad Ahmad im Novem­ber sei­ne Situa­ti­on. Für den Lei­ten­den Ober­arzt und erfah­re­nen Haupt-Ope­ra­teur beim Endo­pro­the­tik-Zen­trum (EPZ) an der Heli­os Kli­nik Atten­dorn ein all­täg­li­cher Fall, wenn­gleich der Groß­teil sei­ner Pati­en­ten nor­ma­ler­wei­se älter ist. Doch Herr Kleins Arthro­se ist bereits so weit fort­ge­schrit­ten, dass bei dem 63-Jäh­ri­gen nur noch eine Knie­pro­the­se in Fra­ge kommt, um wie­der zurück in ein schmerz­frei­es und mobi­les Leben zu fin­den.

„Als Arbei­ter in der Indus­trie war sein Knie star­ken Belas­tun­gen aus­ge­setzt, sodass mit nicht-ope­ra­ti­ven oder nur gelenk­er­hal­ten­den Behand­lungs­me­tho­den nichts mehr zu machen war“, berich­tet Dr. Ahmad und fügt an: Zunächst schau­en wir immer erst, ob man mit geziel­tem Mus­kel­auf­bau oder Medi­ka­men­ten Abhil­fe schaf­fen kann. Kommt das nicht mehr infra­ge, ver­su­chen wir das alte Gelenk zu repa­rie­ren. Erst dann kom­men Implan­ta­te ins Spiel“. Für Herrn Klein kei­ne Alter­na­ti­ven mehr. Bereits weni­ge Tage nach der Ein­gangs­un­ter­su­chung wird ihm ein künst­li­ches Knie­ge­lenk ein­ge­setzt.

pm endoprothetik
Dr. Moham­mad Ahmad (l.) mit Chris­toph Klein und Dr. Man­fred Kem­mer­ling (r.) (Foto: Heli­os Kli­nik Atten­dorn)

Endo­pro­the­tik boomt

Chris­toph Klein steht nicht allei­ne da. Beim Endo­pro­the­sen­re­gis­ter Deutsch­land (EPRD) sind für das Jahr 2023 rund 380.000 ein­ge­setz­te Knie- und Hüft­ge­len­ke erfasst. Nie zuvor waren die Zah­len höher. Laut EPRD sei bereits zum jet­zi­gen Zeit­punkt erkenn­bar, dass die Anzahl der doku­men­tier­ten Ein­grif­fe für das Jahr 2024 auf Höhe des Vor­jah­res lie­gen wer­de. Ob sie die­se sogar über­tref­fen, wer­de sich im Früh­jahr kom­men­den Jah­res zei­gen, so eine Spre­che­rin des EPRD.

Die­ser Trend macht auch vor der Heli­os Kli­nik Atten­dorn nicht halt, was Dr. Ahmad nicht wun­dert. Ers­tens sei man das ein­zi­ge zer­ti­fi­zier­te EPZ im Kreis Olpe und dem­entspre­chend ein wich­ti­ger Anlauf­punkt, zwei­tens woll­ten Pati­en­ten heu­te bis ins hohe Alter mobil sein und ein akti­ves Leben füh­ren, selbst­ver­ständ­lich schmerz­frei. „Die Ansprü­che an die kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit sind hoch. Dem steht aber die immer wei­ter stei­gen­de Lebens­er­war­tung und die damit ver­bun­de­nen Erkran­kun­gen wie Arthro­se oder Rheu­ma ent­ge­gen“, so der Endo­pro­the­tik-Spe­zia­list. Dar­auf gebe sei­ne Fach­dis­zi­plin jedoch die rich­ti­ge Ant­wort. Die Akzep­tanz von Implan­ta­ten sei all­ge­mein gewach­sen, der Fort­schritt bei Mate­ria­len und Ver­an­ke­rungs­me­tho­den immens. „Es hat sich her­um­ge­spro­chen: Endo­pro­the­tik hilft schnell und bewirkt viel“, so Dr. Ahmad.

Weni­ger als eine Woche sta­tio­nä­rer Kli­nik­auf­ent­halt

„Egal ob Hüf­te oder Knie: Schon am Ope­ra­ti­ons­tag soll­te mit der Phy­sio­the­ra­pie im Kran­ken­haus begon­nen wer­den und nach Mög­lich­keit ein naht­lo­ser Über­gang zur sta­tio­nä­ren The­ra­pie erfol­gen“, rät Dr. Man­fred Kem­mer­ling, Ärzt­li­cher Direk­tor an der Heli­os Kli­nik Atten­dorn und Lei­ter des EPZ. Dafür kommt in Atten­dorn und in den meis­ten ande­ren Kli­ni­ken das so genann­te „Fast-Track-Ver­fah­ren“ zum Ein­satz. Dabei wer­den dem ope­rier­ten Gelenk im Ver­lauf des Ein­griffs blut­stil­len­de Medi­ka­men­te und lokal wir­ken­de Betäu­bungs­mit­tel ver­ab­reicht, sodass schon kurz nach dem Auf­wa­chen aus der Nar­ko­se mit der Mobi­li­sa­ti­on begon­nen wer­den kann.

Ein spe­zi­ell ent­wi­ckel­tes inten­si­ves Phy­sio­the­ra­pie­trai­ning folgt im Anschluss, das aus mehr­fach-täg­li­cher Ein­zel­the­ra­pie besteht. Anfäng­lich kommt spe­zi­ell bei den Knien noch eine Motor­schie­ne zum Ein­satz, mit der das ope­rier­te Gelenk pas­siv bewegt wer­den kann. Bereits nach fünf Tagen kön­ne der Pati­ent dann in der Regel mit der sta­tio­nä­ren Reha anfan­gen, so Dr. Kem­mer­ling. Posi­ti­ver Neben­ef­fekt: Unan­ge­neh­me Begleit­erschei­nun­gen wie Throm­bo­sen und Embo­lien als Fol­ge von zu lan­gem Schon­ver­hal­ten nach der OP sei­en prak­tisch ver­schwun­den. „Wenn dann alles kom­pli­ka­ti­ons­frei läuft, kann in der Regel nach cir­ca drei Mona­ten das neue Gelenk wie­der voll belas­tet wer­den“, sagt Dr. Kem­mer­ling.

Bis dahin ist es noch ein Stück Weg für Chris­toph Klein, der der­zeit an sei­ner Reha­bi­li­ta­ti­on arbei­tet. Zwar ist er längst schmerz­frei und läuft wie­der ohne Krü­cken, doch muss er sich selbst immer wie­der stop­pen, um sich nicht schon zu viel abzu­ver­lan­gen: „In den Momen­ten sage ich mir immer wie­der: Du musst Geduld haben! Ich hat­te 20 Jah­re Schmer­zen und jetzt ist es schon fünf Wochen nach der OP so viel bes­ser mit mei­nem Knie, da wer­de ich die zwei Mona­te bis zum Reha-Ende auch noch schaf­fen. Ich freue mich dar­auf.“

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