Von Grundschullehrerin „infiziert“
Die ersten drei Jahre ihrer Grundschulzeit in der Pestalozzischule in Kierspe haben die Viertklässlerinnen Xenia Knol, Luisa Nikolaus und Sofia Sergejev aufmerksam den Worten ihrer Klassenlehrerin Angela Klose aus Attendorn gelauscht, wenn diese ihr Herzensthema Tierschutz immer wieder in den Unterricht integrierte. Schließlich waren sie selber kleine Raben, über die ihre Klassenlehrerin immer schützend ihre Hände hielt.
Im Verlaufe des 4. Grundschuljahres wurden die drei Tierschützerinnen dann vor Ostern zur Überraschung von Frau Klose selber aktiv. Sie bastelten und buken, machten eigene Verkaufsstände und erwirtschafteten mit ihren Ideen 276€.


Gemeinsam wurde entschieden, dass das Geld an den Gnadenhof von Ute Rittinghaus in Hervel gehen soll, die sich täglich von frühmorgens bis spätabends liebevoll um ihre rund 400 Tiere kümmert.

Schon bald wurde ein gemeinsamer Termin für die Übergabe des Geldes gefunden und auch die ehemalige Klassenlehrerin wurde dazu eingeladen. Zwei der drei kleinen Waschbärbabys durften mit auf das Bild; Nummer drei war zu frech und musste im Gehege bleiben. Ute Rittinghaus ist sich der „Waschbärproblematik“ durchaus bewusst: „Was soll ich machen? Da stehen plötzlich Menschen auf meinem Hof mit drei kleinen hilflosen Waschbärbabys und fragen, ob ich sie aufnehme. Die Mutter von zweien hatte wohl Rattengift gefressen und die andere Mama wurde überfahren. Keiner will diese Tiere töten, weder die Polizei, noch der Jagdaufseher, noch der Veterinär. Aussetzen darf man sie auch nicht, weil sie eine invasive Art sind. Also habe ich mich entschlossen, den Kleinen alle 3 Stunden das Fläschchen zu geben und ihnen ein schönes Gehege zu bauen.“
Am Ende eines ausführlichen Rundgangs nahm die Hofbetreiberin die Spende von 276€ sichtlich gerührt entgegen. Sie war begeistert, dass so junge Menschen sich schon für das Tierwohl einsetzen, ihre Freizeit für andere Lebewesen dieser Erde opfern und darüber hinaus auch ihre eigene Arbeit als Hofbetreiberin derart würdigen: „Ihr seid ganz tolle junge Menschen und ich finde es richtig gut, dass ihr über die Presse andere Menschen über euren wirklich vorbildlichen Einsatz informiert und sie vielleicht dadurch anregt, sich auch für bedürftige, hilflose Tiere einzusetzen. Sei es durch eigene Arbeitseinsätze auf einem Lebenshof oder durch Geldspenden – ihr tut damit etwas richtig Gutes!“
Wer mehr über den Gnadenhof in Hervel/Herscheid wissen möchte, kann hier Näheres erfahren: https://www.gnadenhof-hervel.de
Nach Gesprächen mit Ute Rittinghaus hat auch Angela Klose einiges Wissenswertes komprimiert über die Hoftiere zusammengestellt, was den Gästen an einem kostenlosen, veganen Probierabend vor Ostern präsentiert wurde. An diesem Abend kamen zur Freude von Frau Rittinghaus mehrere hundert Euro an freiwilligen Spenden zusammen.
Ute Rittinghaus Gnadenhof Hervel
Frau Rittinghaus führt seit 2010 privat den Gnadenhof
- Sie hat 30 Pferde, 2 Esel, Ziegen, 2 Katzen, Schafe, Enten, Waschbären, Hühner, Hähne, Gänse, Wachteln, Sittiche, Papageien, Kaninchen, Meerschweinchen, Hasen, zwei riesige sehr alte Braunviehkühe (alles in allem rund 400 Tiere)
- Zu ihr kommen primär verwahrloste, ausgesetzte, misshandelte, beschlagnahmte Tiere. Sie hat aber auch Tiere von alten Menschen übernommen, die die Pflege nicht mehr verrichten können oder Tiere von Menschen mit kleinem Geldbeutel, denen die Tierarztkosten einfach zu hoch geworden sind.
- Wenn Frau Rittinghaus ein Tier nicht nehmen kann, hilft sie aktiv bei der Suche nach einer liebevollen Unterkunft. Ist gut vernetzt. Sie sagt immer: Wir finden eine Lösung!
- Wer von ihr ein Tier übernehmen möchte, wird zuerst auf Herz und Nieren geprüft. Es soll dem Tier auf keinen Fall schlechter gehen als bei ihr.
- Ute R. hat 2021 den 1. Platz beim Heimatpreis bekommen aufgrund ihres Lebenswerks und ihres großen Engagements.
- Die Hofbetreiberin finanziert den Hof komplett privat. Sie war immer bescheiden, hat für sich so gut wie nichts gebraucht. Das ersparte Geld geht jetzt in die Tiere. Bald lässt sie sich ihren letzten Bausparvertrag auszahlen, dann hat sie wieder etwas Geld.
- Die Tierarztkosten sind enorm. Bei ihren Pflegebedürftigen handelt es sich meist um alte, verwahrloste, kranke Tiere, die viel Geld und Mühe kosten. Von den Tierärzten ist keine Gnade mehr vom Gnadenhof zu erwarten wie früher mal. Sie rechnen gnadenlos ab. Kürzlich hat eine Tierärztin zwei ihrer Pferde auf einmal behandelt und dann auch gleich zwei Mal die richtig hohen Anfahrtskosten berechnet.
- Der Herscheider Netto Markt gibt dem Lebenshof mit noch 2, 3 anderen Geschäften Obst und Gemüse für die Tiere weiter.
- Der Hof ist auch eine Art Therapie für Menschen: Zum Beispiel erhält eine alte Dame, die vom Leben/von anderen Menschen oftmals enttäuscht wurde, hier Kraft, Freude und neuen Lebensmut.
- Ihr Hofhund Vicky nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Sie stammt selber aus Osteuropa, dem Tode geweiht. Da sein Frauchen ihm seinen wichtigen Platz als Beschützer nicht nehmen möchte, nimmt sie keine weiteren Hunde neben Vicky auf. Sie glaubt, dass das Vicky nicht guttun würde.
- Meinerzhagen ist ein Wolfsgebiet. Mehrfach wurden einzelne Wölfe oder kleine Rudel gesichtet. Die Lämmer Manni und Olaf, die Lieblinge des Gnadenhofs, wurden im Oktober 24 mutmaßlich Opfer eines Wolfes.
- Ein Schicksal von vielen auf diesem Gnadenhof: Die Lämmer Emil und Henry waren nicht gewollt und wurden als Babys von einem Landwirt einfach auf einen Misthaufen geworfen. Die Mutter war bei der Geburt gestorben und dem Landwirt war ein Eimer Milchersatzpulver für 80€ einfach zu teuer.
- Zwei Ponys sind blind, sie wurden beschlagnahmt, keiner wollte sie haben und sie sollten zum Schlachter. Sie sind dann auf den Gnadenhof gekommen. Frau Rittinghaus sagt: „Ich werde alles dafür tun, dass diese beiden armen Seelen noch ein paar wunderschöne Jahre bei mir erleben dürfen.“
- Es gibt einige Ehrenamtliche, die Ute Rittinghaus unterstützen, aber im Herbst und Winter steht sie bei Matsch, Eis und Kälte oftmals mehr oder weniger alleine da.
- Über Patenschaften würde die Tierliebhaberin sich sehr freuen, sie können individuell gestaltet werde, z.B. durch Futterspenden, Pflegeleistungen o.ä.