Mittwoch, 30. April 2025

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Bewe­gen­de Gedenk­fei­er in Ber­gen-Bel­sen

Gro­ßes Inter­es­se von Jugend­li­chen aus dem Kreis Olpe

judisches mahnmal
Jüdi­sches Mahn­mal mit Blu­men­schmuck (Foto: Doris Ken­ne­mann)

Zum 80. Mal jähr­te sich am 15. April 2025 der Tag der Befrei­ung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ber­gen-Bel­sen durch bri­ti­sche Trup­pen. Aus die­sem Anlass fand am ver­gan­ge­nen Sonn­tag eine beein­dru­cken­de Fei­er am Obe­lis­ken, der zen­tra­len Gedenk­stät­te auf dem ehe­ma­li­gen Lager­ge­län­de, statt. Mit dabei war auch eine Grup­pe von rund 40 Per­so­nen aus dem Kreis Olpe, die der Ein­la­dung des Atten­dor­ner WELTLADENS gefolgt waren. Groß­zü­gi­ge finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Fahrt kam von der Stadt Atten­dorn. Der Orga­ni­sa­tor Wen­de­lin Hei­ne­mann freu­te sich beson­ders über das Inter­es­se vie­ler Jugend­li­cher, von denen das St.-Ursula-Gymnasium mit zehn Teil­neh­men­den eine gro­ße Grup­pe stell­te. Erin­ne­rungs­kul­tur hat dort schon seit vie­len Jah­ren einen hohen Stel­len­wert. Auch das St.-Franziskus-Gymnasium Olpe war mit drei Jugend­li­chen ver­tre­ten.

jugendliche sug vor gedenkstein
Eine Grup­pe Jugend­li­cher vom St.-Ursula-Gymnasium nahm an der Gedenk­fei­er zur Befrei­ung des KZ Ber­gen-Bel­sen teil. (Foto: Doris Ken­ne­mann)

Die Fahrt zur Gedenk­stät­te Ber­gen-Bel­sen war den Schü­le­rin­nen aus der Jgst. 10 des St.-Ursula-Gymnasiums ein beson­ders Anlie­gen. Zuvor hat­ten sie im Deutsch­un­ter­richt „Das Tage­buch der Anne Frank“ gele­sen und im Geschichts­un­ter­richt über den Völ­ker­mord an den Juden in Euro­pa gespro­chen. Nun an dem Ort zu ste­hen, an dem die gleich­alt­ri­ge Anne Frank und ihre Schwes­ter Mar­got star­ben, hat tief berührt. Durch Hun­ger geschwächt, ende­te nach einer Typhus-Erkran­kung deren Leben kurz vor der Befrei­ung des KZs durch bri­ti­sche Trup­pen. Am Gedenk­stein für die bei­den jüdi­schen Mäd­chen wur­de in der eher idyl­li­schen Hei­de­land­schaft die grau­sa­me Geschich­te für die Schü­le­rin­nen zur greif­ba­ren Wirk­lich­keit. Nach­denk­lich stimm­te auch die Begeg­nung ande­rer Teil­neh­mer mit einem 84-jäh­ri­gen Über­le­ben­den aus den USA. Ange­sichts zuneh­men­der anti­se­mi­ti­scher Strö­mun­gen in Deutsch­land erkun­dig­te er sich, ob für die Juden erneut Grund zur Sor­ge bestehen müs­se.

Über­haupt stan­den bei der Gedenk­fei­er die Über­le­ben­den im Mit­tel­punkt. 56 von ihnen waren mit ihren Nach­kom­men aus aller Welt nach Ber­gen-Bel­sen gekom­men. Eben­so 17 Per­so­nen, die nach Kriegs­en­de als Kin­der der jüdi­schen Über­le­ben­den im dor­ti­gen Lager für Dis­pla­ced Per­sons zur Welt kamen. Ihnen allen galt der beson­de­re Gruß des nie­der­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Ste­phan Weil. Für die bri­ti­schen Streit­kräf­te sprach die Vize-Pre­mier­mi­nis­te­rin Ange­la Ray­ner. Sie schil­der­te nach Berich­ten von Augen­zeu­gen die unvor­stell­ba­ren Umstän­de, wel­che die Sol­da­ten bei der Befrei­ung des Lagers vor­fan­den. Der israe­li­sche Bot­schaf­ter Ron Pro­sor warn­te in sei­ner Anspra­che davor, den Holo­caust, der wegen sei­ner unglaub­li­chen Unmensch­lich­keit in der Geschich­te im nega­ti­ven Sin­ne ein­zig­ar­tig ist, durch Ver­glei­che zu rela­ti­vie­ren und damit zu ver­harm­lo­sen.

Ani­ta Las­ker-Wall­fisch, eine Über­le­ben­de von Ber­gen-Bel­sen, sag­te ein­mal: „Nur der kann wahr­haft von dem Schre­cken der Lager berich­ten, der dabei gewe­sen ist.“ Daher nah­men die Wort­bei­trä­ge von fünf Über­le­ben­den einen Groß­teil der Gedenk­fei­er ein. Die Schil­de­run­gen ihres Lei­dens­we­ges und des Schick­sals ihrer Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen gin­gen den Zuhö­rern unter die Haut. Ihr aller Appell an die Zuhö­rer lau­te­te: „Wenn ihr Unrecht oder Hass seht, dann han­delt und schaut nicht nur zu“ oder auch „Neu­tra­li­tät in einer sol­che Situa­ti­on ist Feig­heit.“

Am Ende der Ver­an­stal­tung fass­te Emmy vom St.-Ursula-Gymnasium ihre Emo­tio­nen u.a. in fol­gen­de Wor­te: „Der Gedan­ke, dass es nie­man­dem leid tat, so vie­le Men­schen lei­den und ster­ben zu sehen, lässt mich an der Mensch­heit zwei­feln.“

Die Teil­nah­me so vie­ler Jugend­li­cher an der Gedenk­fei­er jedoch gibt Anlass zur Hoff­nung für die Zukunft.

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