Die Politik ins Boot holen, transparent informieren und Missstände offen ansprechen: Das Anliegen der Olper Abteilung der Werthmann-Werkstätten beim Besuch einer SPD-Delegation um Co-Landeschefin Sarah Philipp und die örtlichen Abgeordneten Nezahat Baradari aus dem Bundestag und die Landtagsabgeordnete Christin-Marie Stamm lag klar auf der Hand. „Wir wünschen uns mehr Gehör bei den politischen Entscheidern und brauchen ein verlässliches System, das auf gesunden Füßen steht“, brachte es Werkstattleitung Andreas Mönig im wertschätzenden Austausch auf den Punkt.
Den Verantwortlichen ist es stets wichtig, den Blick von außen in die Werkstätten zu holen, um als „Dienstleister auf Augenhöhe“ wahrgenommen zu werden und Verständnis für die Arbeit vor Ort zu schaffen. „Vor allem die Vielfalt der Leistungen in unterschiedlichen Marktsegmenten zeichnet uns als innovativen Betrieb und Partner aus. Aufgebaut auf der Erfahrung von vielen Projekten und den individuellen Fähigkeiten der Menschen mit Behinderung bieten wir ein Spektrum, das neben dem Werkstatt-Leitsatz „Arbeit möglich machen“ ein weiteres Ziel verfolgt: Unsere Kunden aus Industrie und Verwaltung bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten – qualitativ, zeitlich und organisatorisch“, fasste Abteilungsleiter Achim Scheckel den Nutzen „nach außen“ zusammen.
Der Rundgang durch die Abteilungen und die Gespräche mit den Beschäftigten verdeutlichte den interessierten Gästen aus der Politik, wie sinnstiftend die Arbeit der 135 Menschen mit überwiegend chronisch-psychischen Erkrankungen am Standort in der Kreisstadt ist.
Mehr Lobbyarbeit und bessere Rahmenbedingungen
Bestrebungen und politische Forderungen der Caritas-Werkstätten, die Rahmenbedingungen für das „System“ Werkstatt und deren Beschäftigte zu verbessern, teilten auch die Gäste beim Besuch vor Ort.
Die Werkstätten stehen vor großen Herausforderungen. Gestiegene Lohnkosten, eine Erhöhung der Leistungsentgelte, zunehmend mehr Bürokratie und vor allem der Fachkräftemangel setzen der Werkstatt im Alltag immer mehr zu. Denn: „Diese Belastungen können nicht durch ein Mehr an Produktion im Werkstattbereich ausgeglichen werden, da unsere Abteilungen aktuell auch von der negativen wirtschaftlichen Entwicklung betroffen sind.“, erklärte Mönig die herausfordernde Lage. „Starke Partner treten auf die Bremse und Aufträge bleiben aus.“ Für die Beschäftigten ein „Worst Case“, machten Peter Holterhoff und Volker Thomsa vom Werkstattrat deutlich.
Politische Pläne sehen neben der Weiterentwicklung und Förderung der Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt auch eine höhere Entlohnung für die Beschäftigten vor. Die notwendige Durchlässigkeit zwischen Werkstätten und dem ersten Arbeitsmarkt muss ausgebaut werden. Die Werkstätten verstehen sich als Teil es inklusiven Arbeitsmarktes. Die bestehende Bandbreite der Produktion in den Werkstätten, „von einfachen bis hin zu komplexen Arbeiten“ auf dem Niveau des ersten Arbeitsmarktes müsse gesichert sein.
Teilhabe sichern mit dem „Gefühl, etwas geschafft zu haben!“
An dieser Stelle brauche es deutlich mehr Lobbyarbeit und Unterstützung aus Richtung der Politik. „Die Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf und solche, die im geschützten Werkstatt-System verbleiben müssen und wollen, werden zu wenig in den Blick genommen“, kritisiert Scheckel, der stets im engen Austausch mit den Beschäftigten ist. „Deren Teilhabe, die in hohem Maße abhängig von der persönlichen Situation und dem Zutrauen eines jeden Einzelnen ist, muss im möglichen Rahmen sichergestellt sein.“ Neue Handlungsansätze zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen sei die gemeinsame Aufgabe von vielen Akteuren.
„Für uns Beschäftigte geht es vorrangig um das Gefühl, etwas geschafft zu haben“, bekräftigte Peter Holterhoff vom Werkstattrat. „Für diese Arbeiten wollen wir angemessen entlohnt werden,“ betonen die beiden Vertreter des Werkstattrates.
Positives Zukunftsbild zeichnen
Die Werkstatt-Verantwortlichen hoffen, dass der Dialogprozess zur weiteren positiven Entwicklung von Werkstattbetrieben auch unter der neuen Bundesregierung fortgesetzt wird. „Wir müssen gemeinsam Lösungen finden, die den Menschen in den Werkstätten und dem System zugutekommen“, bekräftigte Sarah Philipp. „Ich bin beeindruckt von dem qualitativ hohen Standard und den Abläufen innerhalb ihrer Abteilungen. Wir haben heute viel gelernt und werden die angesprochenen Themen in die politische Diskussion einbringen“, versprach die Co-Vorsitzende der SPD NRW, die sich in ihrem Verantwortungsbereich für die Besserung der Situation einsetzen will.