Mittwoch, 02. April 2025

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Gesun­ke­ne Auf­trags­la­ge in den Werk­stät­ten

Die ange­spann­te Wirt­schafts­si­tua­ti­on und Tal­fahrt der mit­tel­stän­di­schen Indus­trie macht auch vor der Olper Abtei­lung der Wert­h­mann-Werk­stät­ten, in wel­cher Men­schen mit vor­ran­gig psy­chi­schen Erkran­kun­gen arbei­ten, kei­nen Halt. Aus der Tat­sa­che, dass die Auf­trags­la­ge in die­ser Abtei­lung in den letz­ten zwei Jah­ren um 35 % gesun­ken ist, macht Gesamt­lei­ter Andre­as Mönig kei­nen Hehl. Mit einem posi­ti­ven Blick in die Zukunft und einem Appell an mög­li­che Auf­trag­ge­ber aus Wirt­schaft, Indus­trie und Han­del lau­tet die Devi­se auch wei­ter­hin „Arbeit mög­lich machen!“ Für alle.

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(Foto: Cari­tas­ver­band Olpe)

Zumal die schlech­te Auf­trags­la­ge nicht nur den Betrieb als sol­chen, son­dern auch des­sen Beschäf­tig­te mit vol­ler Här­te trifft – denn: „Die Zei­ten, in denen wir nicht arbei­ten kön­nen, bekom­men uns nicht gut“, bringt es Anja Klein auf den Punkt. So wie ihr geht es vie­len der ins­ge­samt 135 Beschäf­tig­ten der Abtei­lung, deren Ste­cken­pferd die Berei­che Indus­trie- und Elek­tro­mon­ta­ge sowie Skin­ver­pa­ckung sind. „Unse­re sinn­stif­ten­de Tages­struk­tur, die uns neben der beruf­li­chen auch eine sozia­le Teil­ha­be bie­tet, bricht dann weg“, so die Olpe­rin, die sich wie­der einen aus­ge­füll­te­ren Arbeits­all­tag mit „neu­en Her­aus­for­de­run­gen und viel­fäl­ti­gen Tätig­keits­fel­dern von Auf­trag­ge­bern aus nah und fern“ wünscht. Für sie sind die Erfah­run­gen in den Werk­stät­ten eine not­wen­di­ge Vor­be­rei­tung auf den sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ten Arbeits­platz.
Wäh­rend sich frü­her die „To-do‘s“ anein­an­der­ge­reiht haben und lücken­lo­ses Arbei­ten mög­lich war, herrscht heu­te zwi­schen man­chen Auf­trä­gen und arbeits­vor­be­rei­ten­den Tätig­kei­ten erst­mal Leer­lauf. „Eini­ge Groß­kun­den, mit denen wir seit vie­len Jah­ren ver­trau­ens­voll und ver­läss­lich als Part­ner zusam­men­ar­bei­ten, haben ihr Auf­trags­vo­lu­men dras­tisch zurück­ge­schraubt“, berich­tet Abtei­lungs­lei­ter Achim Sche­ckel. „Stück­zah­len wur­den teils suk­zes­si­ve redu­ziert, man­che Tei­le sogar ganz aus der Pro­duk­ti­on genom­men.“ Das habe dazu geführt, dass die Auf­trags­la­ge in eini­gen Berei­chen in den letz­ten zwei Jah­ren so dras­tisch gesun­ken sei. „35 % Rück­gang – das ist schon bit­ter“, so Sche­ckel zur ange­spann­ten Lage inner­halb des Werk­statt-Betrie­bes.

Mehr als nur Arbeit: Beruf­li­che und sozia­le Teil­ha­be

Gera­de für die Beschäf­tig­ten vor Ort sei dies ein Zustand, der nicht lan­ge trag­bar ist. „Kei­ne Arbeit bedeu­tet Still­stand und Rück­zug – manch­mal sogar ein Rück­fall in alte Krank­heits­bil­der“, weiß Achim Sche­ckel. Beschäf­tig­te Anja Klein, die seit ihrem Start im Arbeits­be­reich im Sep­tem­ber 2020 als „All­roun­de­rin“ viel­sei­tig und grup­pen­über­grei­fend in der Werk­statt in der Kreis­stadt beschäf­tigt ist, hebt her­vor: „Die Tätig­keit in der Werk­statt gibt mir Halt, schafft Struk­tur und Teil­ha­be.“
Der öffent­li­chen Debat­te, in der sich noch immer vie­le Kli­schees über Werk­stät­ten für behin­der­te Men­schen, die dort im geschütz­ten Rah­men arbei­ten, hal­ten, setzt die jun­ge Frau ent­ge­gen: „Wir schaf­fen hier was, wer­den moti­viert, unter­stützt und geför­dert.“ Von der anspruchs­vol­len Mon­ta­ge elek­tro­tech­ni­scher Bau­tei­le bis hin zu ver­kaufs­fä­hig folier­ten Pro­duk­ten mit­hil­fe der Skin­ver­pa­ckung – „Dau­men dre­hen statt Schrau­ben“ sei hier für kei­nen Beschäf­tig­ten eine zufrie­den­stel­len­de und lang­fris­ti­ge Alter­na­ti­ve.
Daher sind die Ver­ant­wort­li­chen bemüht, neue Indus­trie­kun­den zu gewin­nen, Mög­lich­kei­ten einer Zusam­men­ar­beit aus­zu­lo­ten und in die akti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on zu gehen. „Wir bie­ten wir unse­ren Auf­trag­ge­bern und Kun­den in vie­len Markt­seg­men­ten ein breit auf­ge­stell­tes Leis­tungs­port­fo­lio und maß­ge­schnei­der­te Lösun­gen für indi­vi­du­el­len Anfor­de­run­gen. Und nicht zuletzt eine wert­vol­le Unter­stüt­zung bei der Pro­duk­ti­on“, so Andre­as Mönig. „Wir reagie­ren auch auf gerin­ge Los­grö­ßen. Fle­xi­ble Arbeits­grup­pen füh­ren klei­ne­re Men­gen in kur­zer Zeit sowie Groß­auf­trä­ge ter­min­ge­recht und stets zuver­läs­sig aus.“

„Mit uns kön­nen Sie rech­nen!“: Jobs so unter­schied­lich wie die Auf­trag­ge­ber

Auf­trä­ge erhält die Wert­h­mann-Werk­statt aber nicht allein wegen des sozia­len Images. „Wir müs­sen uns mit den Markt­prei­sen mes­sen und ver­su­chen stets mit größ­ter Ver­läss­lich­keit und höchs­ter Qua­li­tät zu punk­ten“, ver­si­chert Mönig. Allein die Anre­chen­bar­keit auf Aus­gleichs­ab­ga­be als Argu­ment für die Zusam­men­ar­beit mit den Werk­stät­ten zu nen­nen, wer­de dem Betrieb und den Men­schen nicht gerecht. Natür­lich sei es so, dass Fir­men, die eine Aus­gleichs­ab­ga­be für nicht besetz­te Schwer­be­hin­der­ten-Pflicht­plät­ze zah­len müs­sen, Auf­trä­ge an die Werk­statt auf die­se Abga­be anrech­nen las­sen kön­nen. Aus­schlag­ge­ben­des Kri­te­ri­um für die Zusam­men­ar­beit mit den Wert­h­mann-Werk­stät­ten soll­te mit Blick auf die Qua­li­tät und Lie­fer­treue jedoch auch die­ses Argu­ment sein: „Unse­re Arbeit ist Her­zens­sa­che. Hier heißt es nicht nur: Teil haben, son­dern auch Teil sein“, bekräf­tigt Anja Klein.

Info­box:

Auf­trag­ge­ber und Indus­trie­kun­den: „Bereit für Ihren Auf­trag“

  • Die Olper Abtei­lung der Wert­h­­mann-Wer­k­­stä­t­­ten ist qua­li­fi­zier­ter und ver­läss­li­cher Part­ner in den Berei­chen Indus­trie­mon­ta­ge, Elek­tro­mon­ta­ge, Kon­fek­tio­nie­rung, Ver­pa­ckung und Ver­sand.
  • Teil­ha­be am Arbeits­le­ben ver­schafft Men­schen mit Behin­de­rung Raum, um Selbst­wert­ge­fühl und Selbst­wirk­sam­keit zu ent­wi­ckeln. Dabei ist es wich­tig, die indi­vi­du­el­le Leis­tungs­fä­hig­keit jedes Ein­zel­nen zu berück­sich­ti­gen. Zur erfolg­rei­chen Teil­ha­be am Arbeits­le­ben bie­ten die Wert­h­mann-Werk­stät­ten in den unter­schied­lichs­ten Berei­chen Arbeits­plät­ze, die so pass­ge­nau wie mög­lich den jewei­li­gen Wün­schen und Fähig­kei­ten der Beschäf­tig­ten ent­spre­chen. Damit betrei­ben die Werk­stät­ten akti­ve Inklu­si­on im Arbeits­le­ben für Men­schen mit Behin­de­run­gen.
  • Unter­neh­men sind ein­ge­la­den, die Werk­statt mit Auf­trä­gen viel­fäl­tigs­ter Art zu unter­stüt­zen. Die­se tra­gen nicht nur zur wirt­schaft­li­chen Sta­bi­li­tät der Werk­statt bei, son­dern auch dazu, dass Men­schen mit Behin­de­rung eine sinn­vol­le und erfül­len­de Beschäf­ti­gung erfah­ren. Gemein­sam kann so sozia­le Teil­ha­be ermög­licht und eine Brü­cke zum ers­ten Arbeits­markt gebaut wer­den.

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