Mittwoch, 09. April 2025

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Apo­the­ker war­nen vor Apo­the­kenster­ben

Nach wir vor ange­spannt ist das Ver­hält­nis von Poli­tik und Apo­the­ken. Grund genug für die Atten­dor­ner Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Neza­hat Bara­da­ri, SPD, sich mit Apo­the­kern aus Olpe und Atten­dorn in ihrem Wahl­kreis­bü­ro in Atten­dorn zu tref­fen. Mit dabei waren die Atten­dor­ner Apo­the­ker Mau­rice Mar­ke und Chris­ti­an Sprin­gob sowie die Kol­le­gen Dr. Gerd Fran­ke und Tho­mas Ullen­boom aus Olpe.

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Mau­rice Mar­ke und Neza­hat Bara­da­ri in der “Apo­the­ke am Köl­ner Tor”
(Foto: Bun­des­tags­bü­ro Neza­hat Bara­da­ri, MdB)

Vor­her absol­vier­te die Abge­ord­ne­te ein mehr­stün­di­ges Prak­ti­kum in der “Apo­the­ke am Köl­ner Tor” von Mau­rice Mar­ke und ver­schaff­te sich einen klei­nen Ein­blick hin­ter die Kulis­sen einer Apo­the­ke.

Der­zei­ti­ger Knack­punkt und kon­kre­ter Auf­hän­ger für das Gespräch ist vor allem das geplan­te Apo­the­ken­re­form­ge­setz der Bun­des­re­gie­rung. Die dies­be­züg­li­chen Vor­stel­lun­gen von Poli­tik und Apo­the­kern sind sehr unter­schied­lich.
Der Geset­zes­ent­wurf des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums soll­te eigent­lich am 17.07. vom Bun­des­ka­bi­nett ver­ab­schie­det wer­den, ist aber vor­erst gestoppt wor­den. Aktu­ell ist eine erneu­te Ein­brin­gung für Ende August geplant. Im Fal­le einer Eini­gung beginnt dann der par­la­men­ta­ri­sche Pro­zess.

Aus Sicht der Apo­the­ker rei­chen die im Refe­ren­ten­ent­wurf vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men nicht aus, weil im Sys­tem grund­sätz­lich Geld feh­le. Die Lage der Apo­the­ken sei dadurch gekenn­zeich­net, dass sich ihre Lage wei­ter ver­schlech­tern wer­de, weil zwar die Umsät­ze auf­grund immer mehr Ver­ord­nun­gen von höher­prei­si­gen und hoch­prei­si­gen Arz­nei­mit­teln der letz­ten Jah­re gestie­gen sei­en, die Net­to­ge­win­ne sich aber im Sink­flug befän­den. Der Roh­ge­winn von 3 Pro­zent an die­sen Arz­nei­mit­teln wer­de durch umsatz­ab­hän­gi­ge Kos­ten fast kom­plett auf­ge­fres­sen. Fran­ke: “Die Kos­ten sind mas­siv gestie­gen und lau­fen davon. Es muss mehr Geld ins Sys­tem!”. Mar­ke pflich­tet bei: “Vie­le Apo­the­ken gera­ten in erheb­li­che Schwie­rig­kei­ten, man­che wer­den in die Insol­venz getrie­ben. Im Jahr 2023 haben bereits 500 Apo­the­ken für immer geschlos­sen. Seit 2010 gibt es etwa 4000 Apo­the­ken weni­ger in Deutsch­land und der Trend scheint sich in 2024 noch wei­ter zu beschleu­ni­gen. Der Nach­wuchs scheut man­gels aus­rei­chen­der Ver­gü­tung die Selb­stän­dig­keit. Die Indus­trie und Anstel­lun­gen im Aus­land locken zudem mit höhe­ren Gehäl­tern. Für die Apo­the­ker sei daher eine über­fäl­li­ge Hono­rar­er­hö­hung not­wen­dig – auch wegen gestie­ge­ner Ener­gie­kos­ten und Per­so­nal­kos­ten. Noch gar nicht ein­ge­rech­net sei­en die eige­nen Ver­sor­gungs­bei­trä­ge für Kran­ken­kas­se und Ren­te sowie die Bil­dung von Rück­la­gen. Die vie­len Ver­än­de­run­gen der letz­ten Jahr­zehn­te hät­ten die­sen wich­ti­gen Beruf immer mehr unter Druck gesetzt.

Neza­hat Bara­da­ri pflich­tet den Apo­the­kern in wei­ten Tei­len bei, sie teilt auch deren Sor­ge um gestie­ge­ne Kos­ten und eine im Ver­gleich zu ande­ren Gesund­heits­be­ru­fen seit über 10 Jah­ren nicht mehr ange­pass­te Ver­gü­tung. In ande­ren Fra­gen gehen die Mei­nun­gen aus­ein­an­der, wie zum Bei­spiel bei der Sinn­haf­tig­keit von Zweig­apo­the­ken oder Gesund­heits­ki­os­ken in sog. sozia­len Brenn­punk­ten oder tele­phar­ma­zeu­ti­scher Fach­be­ra­tung durch einen appro­bier­ten Apo­the­ker. Aber es sei wich­tig, im Gespräch zu blei­ben. “Die Reform hat noch einen wei­ten Weg vor sich. Als Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te wer­de ich ihn inten­siv beglei­ten, den Gesetz­ent­wurf auf Lücken und Ver­bes­se­rungs­be­darf prü­fen und den Bericht­erstat­tern im Gesund­heits­aus­schuss die Beden­ken der Apo­the­ker­schaft wei­ter­lei­ten. Die Apo­the­ke­rin­nen und Apo­the­ker haben mei­ne Unter­stüt­zung und wir müs­sen die unter­schied­li­chen Auf­fas­sun­gen über not­wen­di­ge Maß­nah­men zusam­men­zu­füh­ren”, so Bara­da­ri.

Abschlie­ßend bit­tet Bara­da­ri die Apo­the­ker, ihr Pro­ble­me aus der Pra­xis immer wie­der mit­zu­tei­len: “Das kann die Poli­tik nicht allei­ne leis­ten. Wir set­zen Rah­men­be­din­gun­gen nach bes­tem Wis­sen und Gewis­sen. Aber wir sind auf Ihre Hil­fe ange­wie­sen”, resü­miert die Abge­ord­ne­te und ver­sprach, die Sor­gen und Vor­schlä­ge aus die­sem Gespräch für ihre Aus­schuss- und Par­la­ments­ar­beit erneut mit nach Ber­lin zu neh­men. Eini­ge ihrer For­de­run­gen aus dem letz­ten Jahr wur­den bereits vom BMG erhört und ver­bes­sert.

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