Mittwoch, 09. April 2025

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Zer­ti­fi­zie­rung der Jugend­re­fe­ren­ten und Gemein­de­päd­ago­gen geschafft

johannes seidel
In Zukunft sol­len regel­mä­ßig Schu­lun­gen zum Schutz vor sexua­li­sier­ter Gewalt für Mit­ar­bei­ten­den im Kir­chen­kreis ange­bo­ten wer­den. Johan­nes Sei­del, als neu­er Lei­ter des Kin­der- und Jugend­re­fe­ra­tes im Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg, ist in die Pla­nun­gen und Umset­zun­gen stark ein­ge­bun­den (Foto: EKKLP)

Die Evan­ge­li­sche Kir­che von Deutsch­land (EKD) hat sich auf den Weg gemacht, eine deutsch­land­weit ein­heit­li­che Stan­dard­schu­lung zu ent­wi­ckeln, die vor sexua­li­sier­ter Gewalt schüt­zen soll. Die Evan­ge­li­sche Kir­che von West­fa­len (EKvW) sagt dazu: „Schu­lun­gen und
Schutz­kon­zep­te sind Bau­stei­ne einer umfas­sen­den Prä­ven­ti­on gegen sexua­li­sier­te Gewalt. Ob haupt- oder ehren­amt­lich tätig: Wer sich in unse­rer Kir­che enga­giert, wird durch Schu­lun­gen und Kur­se im eige­nen Han­deln gestärkt.“

Nach meh­re­ren Jah­ren kon­zep­tio­nel­ler Arbeit, sind Schu­lun­gen und Schu­lungs­kon­zep­te nun aus­ge­ar­bei­tet. Es geht jetzt dar­um, im Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg die­se Schu­lun­gen für die Ehren­amt­li­chen im Kin­der- und Jugend­be­reich der Gemein­den umzu­set­zen.

Im Bereich der Kin­der- und Jugend­ar­beit wur­den zunächst ein­mal die Haupt­amt­li­chen – also die fest­an­ge­stell­ten Jugend­re­fe­ren­ten und Gemein­de­päd­ago­gen – des gesam­ten Kir­chen­krei­ses ent­spre­chend zer­ti­fi­ziert. Sie agie­ren nun als „Pro­fis vor Ort“, ermit­teln den Bedarf der zu Schu­len­den, machen Ter­mi­ne und geben dann ihr Wis­sen an die Ehren­amt­ler wei­ter.

Gelei­tet wur­de die Schu­lung der haupt­amt­li­chen Mit­ar­bei­ter durch Johan­nes Sei­del, dem neu­en Lei­ter des Kin­der- und Jugend­re­fe­ra­tes im Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Lüden­scheid-Plet­ten­berg, Jut­ta Tripp, Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­te und Mul­ti­pli­ka­to­rin des Kir­chen­krei­ses sowie dem
Gemein­de­päd­ago­gen Ste­fan Schick, eben­falls Mul­ti­pli­ka­tor.

Jut­ta Tripp agiert gleich­zei­tig als Sekre­tä­rin des Super­in­ten­den­ten, kann also vie­le Abspra­chen mit ihm direkt und auf dem kur­zen Dienst­weg erle­di­gen. Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­te ent­spre­chen dem neu­en, geho­be­nen Stan­dard, um die kirch­li­chen Räu­me mög­lichst sicher zu machen. Jeder Kir­chen­kreis in der west­fä­li­schen Kir­che hat eine Prä­ven­ti­ons­kraft ein­ge­stellt, die zusam­men mit einem Mul­ti­pli­ka­to­ren-Team die­se Auf­ga­be umsetzt.

Die Not­wen­dig­keit und Dring­lich­keit von Schu­lungs­kon­zep­ten zum Schutz vor sexua­li­sier­ter Gewalt und Schu­lun­gen der Mit­ar­bei­ten­den in die­sem Bereich wur­den in den letz­ten Jah­ren immer deut­li­cher. Miss­brauch von Kin­dern und Jugend­li­chen ist ein gro­ßes The­ma. Nicht nur in den Kir­chen, son­dern über­all da, wo mit Kin­dern und Jugend­li­chen gear­bei­tet wird. Gera­de die­ses The­ma erregt – völ­lig zu Recht – media­les und damit öffent­li­ches Auf­se­hen, wie kaum ein ande­res. Die Evan­ge­li­sche Kir­che war bereits vor eini­gen Jah­ren der Mei­nung, dass es wich­tig sei, alle Kin­der- und Jugend­mit­ar­bei­ten­den ver­stärkt für die­ses The­ma zu sen­si­bi­li­sie­ren. Wie geht man damit um, wenn man den Ein­druck hat, ein Kind erlebt sexua­li­sier­te Gewalt? Wie kann man ange­mes­sen reagie­ren, wo fin­det man kom­pe­ten­te Hil­fe, was ist gene­rell zu tun? Aber auch: Wor­an kann man Miss­brauch erken­nen? Gibt es unmiss­ver­ständ­li­che Zei­chen? Um ihren Mit­ar­bei­ten­den zu hel­fen, sich bei sol­chen Fra­gen pro­fes­sio­nell zu ver­hal­ten, hat sich die EKD dazu ent­schlos­sen, das Schu­lungs­sys­tem für die evan­ge­li­schen Kir­chen deutsch­land­weit zu ent­wi­ckeln. Die­ses Kon­zept soll für ein­heit­li­che Stan­dards sor­gen.

Um die­se Prä­ven­ti­ons­ar­beit jetzt in den ein­zel­nen Gemein­den zeit­nah umzu­set­zen, lau­fen gleich meh­re­re Pro­zes­se par­al­lel ab. Zusätz­lich zu der neu­en deutsch­land­wei­ten Schu­lung ent­wi­ckelt jede Gemein­de ein eige­nes, alle inter­nen Berei­che umfas­sen­des Schutz­kon­zept, das ganz indi­vi­du­ell zu der jewei­li­gen Gemein­de passt. Die gesam­te Gemein­de­struk­tur wird mit einer Risi­ko­ana­ly­se auf den Prüf­stand gestellt, even­tu­ell neu auf­ge­stellt und den Erfor­der­nis­sen ent­spre­chend ange­passt mit dem Ziel, weni­ger anfäl­lig für sexua­li­sier­te Gewalt in der eige­nen Gemein­de zu sein.

Die soge­nann­te „Basis-Schu­lung 1 und 2“ der EKD wird für 12- bis 15-jäh­ri­ge und für 15- bis 17- jäh­ri­ge Ehren­amt­ler durch­ge­führt. Sie umfasst jeweils drei bzw. acht Stun­den und ist ver­bind­lich. Ergän­zend wird ab 2025 eine Inten­siv­schu­lung ange­bo­ten, die jedoch nicht gemein­deintern, son­dern über­re­gio­nal ange­bo­ten wird. Dafür sucht der Kir­chen­kreis gera­de noch nach Orten, an denen die­se
Schu­lun­gen dann vor­aus­sicht­lich zwei­mal im Jahr ange­bo­ten wer­den kann.

Johan­nes Sei­del erklärt: „Bis jetzt haben wir nur eine Idee davon, wie das über­re­gio­nal aus­se­hen könn­te. Das Wich­tigs­te für uns ist gera­de, dass wir mit den Schu­lun­gen vor Ort begin­nen kön­nen. Dafür nut­zen wir die 6 Koope­ra­ti­ons­räu­me des Kir­chen­krei­ses, wo 21 Kir­chen­ge­mein­den zusam­men­ge­fasst sind um die Ehren­amt­li­chen so zügig wie mög­lich sen­si­bi­li­sie­ren, fort­bil­den und zer­ti­fi­zie­ren zu las­sen. Grund für die Koope­ra­ti­ons­räu­me ist, dass wir nicht in jeder Kir­chen­ge­mein­de Haupt­amt­li­che haben. Die Haupt­amt­li­chen füh­ren daher die Schu­lun­gen für meh­re­re Gemein­den gleich­zei­tig durch. Bei­spie­le dafür sind Kierspe, Mei­nerz­ha­gen, Val­bert und Her­scheid als
Koope­ra­ti­ons­raum oder Ver­söh­nungs­kir­che, ERlebt Kir­chen­ge­mein­de, Chris­tus­kir­che und Johan­nes­kir­che, die die Schu­lung gemein­sam machen. Die Ver­söh­nungs-Kir­chen­ge­mein­de hat z.B. gera­de lei­der kei­nen Jugend­re­fe­ren­ten. Sie wer­den trotz­dem an Bord geholt, so dass nie­mand zurück­ge­las­sen wird. Auch die­je­ni­gen Kin­der- und Jugend­mit­ar­bei­ten­den, die älter als 17 Jah­re sind, kön­nen an den Schu­lun­gen teil­neh­men. Die Alters­gren­ze sind ledig­lich als Ori­en­tie­rungs­punkt gedacht. Wenn man z.B. eine gan­ze Rei­he 25-jäh­ri­ger Mit­ar­bei­ten­der in der Jugend­ar­beit hat, nimmt man sie mit in die Schu­lung rein. Auch das rich­tet sich nach dem Bedarf, den die jewei­li­ge Gemein­de
hat und den sie selbst ermit­telt.“

„Ab jetzt lau­fen die­se Schu­lun­gen im gan­zem Kir­chen­kreis für die Ehren­amt­li­chen für die Arbeit mit Kin­dern und Jugend­li­chen an. Wir sind auf einem guten Weg, der für unse­re Mit­ar­bei­ten­den – egal ob haupt- oder ehren­amt­lich – umsetz- und anwend­bar ist. Wir freu­en uns daher sehr über das rege Inter­es­se und die Unter­stüt­zung durch unse­re Mit­ar­bei­te­rIn­nen, unse­re Gemein­den und Gemein­de­mit­glie­der“, so Sei­del.

Wen das The­ma inter­es­siert und wer mehr dar­über wis­sen will, der kann sich über fol­gen­de Web­sei­te zum The­ma „Schutz­kon­zept“ infor­mie­ren:
www.ev-jugend-westfalen.de/handlungsfelder/sexualisierte-gewalt/schulungskonzept

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