Die europäische Union plant eine Überarbeitung der Richtlinien in Bezug auf die berufsbedingte Exposition gegenüber Blei. Sollte es zu einer strikten Umsetzung kommen, sorgt sich die Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari um das immaterielle Kulturerbe im Sauerland. „Die neuen Grenzwerte haben potenziell massive Auswirkungen auf das Schützenwesen und den Orgelbau. Für historischen Schießsport ist uns von Seiten der EU-Kommission signalisiert worden, dass es eine Ausnahme geben wird. Für den Orgel- und Instrumentenbau ist dies bisher nicht geschehen“, so Baradari, die Mitglied im Gesundheits- und EU-Ausschuss des Deutschen Bundestages ist. Sie setze sich aber dafür ein, dass dies ebenfalls erreicht werde.
„Blei ist im Orgelbau nicht substituierbar. Der Verlust an Expertise und Arbeitsplätzen wäre unwiederbringlich. Die Produktion würde sich ins Ausland verlagern – wo keinesfalls so hohe Standards eingehalten werden, wie dies heute im Deutschen Handwerk der Fall ist. Man ist dort auf höchste Sicherheit und den Schutz der Mitarbeiter bedacht.“ Baradari engagiert sich deshalb auf mehreren Ebenen für Änderungen in der Richtlinie. Unter anderem habe man das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zu einer Stellungnahme aufgefordert, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Die Zeit würde nun langsam knapp.
Die Abgeordnete zeigt sich insgesamt dennoch vorsichtig optimistisch: „Noch ist es möglich, eine Ausnahmeregelung zu erreichen und den Orgel- und Instrumentenbau in Deutschland zu erhalten. Dieses Handwerk hat eine große kulturelle Bedeutung für unser Land. Ebenso wie beim Schützenwesen ist dies auch von der UNESCO bestätigt. Ich bin mir sicher, dass wir für die Orgelbauer in Deutschland und dem Sauerland ebenfalls zu einer guten Lösung kommen werden.“ Das Schützenwesen war 2015, der Orgelbau 2016 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt worden. Im Kreis Olpe und im Märkischen Kreis gibt es eine Vielzahl historischer Orgeln, die teilweise bis in das 16. und 17. Jahrhundert zurückgehen.