Die südwestfälischen Unternehmen sollen eine Leuchtturmfunktion einnehmen bei der Nutzung der Blockchain-Technologie. Das Projekt „Solid2“ der Fachhochschule Südwestfalen möchte Unternehmen aufzeigen, wie sie die Technologie in ihren Lieferketten sinnvoll einsetzen können, um aktuelle Herausforderungen zu meistern. Dazu werden vier Demonstratoren mit regionalen Unternehmen aus verschiedenen Branchen entwickelt und der Einsatz erprobt. Die Erkenntnisse werden für interessierte Unternehmen aufbereitet. Das zuständige Gremium der REGIONALE 2025 Südwestfalen zeichnete das Projekt „Solid2“ mit dem dritten Stern aus. Die Förderung aus EU- und Landesmitteln ist gesichert.
„Die Unternehmen stehen in den Startlöchern“, freut sich Prof. Dr.-Ing. Stefan Lier von der Fachhochschule Südwestfalen nach der Auszeichnung auf den Beginn des Projekts. Für die FH ist es bereits das zweite Blockchain-Projekt, das sie gemeinsam mit der Hochschule Ruhr West in der REGIONALE 2025 umsetzt. Denn während die Blockchain-Technologie im Finanzbereich bereits etabliert ist, befindet sich ihr Einsatz im produzierenden Gewerbe noch in den Kinderschuhen. „Das Potenzial ist aber enorm“, sagt Prof. Lier.
Mithilfe der Technologie können Informationen, beispielsweise im Kontext von Rechnungsdaten, fälschungssicher übermittelt werden. Sie schafft Transparenz in Lieferketten und optimiert Geschäftsprozesse der Unternehmen. Was das in der Praxis für gezielte Fragestellungen der Unternehmen bedeutet, möchten die Verantwortlichen im REGIONALE-2025-Projekt „Solid2“ aufzeigen.
Vier Demonstratoren mit Beispielen aus dem Unternehmensalltag entstehen
In enger Zusammenarbeit mit neun Unternehmen entstehen vier Demonstratoren. Das heißt, an vier konkreten Beispielen wird der Einsatz der Technologie in Lieferketten praxisnah und lösungsorientiert erprobt. Die Anwendungsfälle unterscheiden sich und auch die Unternehmen kommen aus verschiedenen Branchen, erläutert Marc Hübschke, der das Projekt an der FH Südwestfalen als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit betreut. „In einem Pilotprojekt geht es darum, die Lieferkette von Tiernahrung zu dokumentieren. Dabei werden äußere Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie weitere Transportparameter dokumentiert und fälschungssicher auf der Blockchain abgelegt. So kann für das Unternehmen Haftung vorgebeugt und sogar die Qualität während des Transportweges sichergestellt werden. Neben verderblichen Produkten ist dieser Anwendungsfall auch für fragile Produkte ein vielversprechender Ansatz.“
In einem anderen Beispiel möchte ein holzverarbeitendes Unternehmen die zertifizierte, nachhaltige Holzherkunft über die mehrstufige Lieferkette für Kunden belegen. Die Blockchain wird dabei helfen, jeden Arbeitsabschnitt – vom Baum im Wald bis zum fertigen Produkt – mit Nachhaltigkeitszertifikaten zu dokumentieren.
Die Unternehmen aus Südwestfalen sollen auch in der Breite profitieren
Im Zuge des Projektes sollen nicht nur Potenziale der Blockchain-Technologie erprobt werden, sondern auch Angestellte der beteiligten Unternehmen im Umgang mit ihr befähigt werden. Das schafft neue Digitalkompetenz. Deshalb spielt Wissenstransfer im Projekt eine große Rolle. Zwischen den beteiligten Unternehmen und Fachhochschule Südwestfalen ist ein regelmäßig organisierter Austausch geplant, bei dem die Unternehmen Erfahrungen teilen und Einblicke in die Fortschritte der jeweils anderen Demonstratoren erhalten.
Darüber hinaus gibt es auch einen erweiterten Kreis mit interessierten Unternehmen aus Südwestfalen, die aus Erkenntnissen und Best-Practice-Beispielen lernen sollen und wollen. „Wir möchten mit dem Projekt dazu beitragen, die Unternehmen in der starken Wirtschaftsregion Südwestfalen zu befähigen, die Blockchain-Technologie für sich zu nutzen. Das wird in den kommenden Jahren im internationalen Wettbewerb eine immer stärkere Rolle spielen“, sagte Prof. Dr.-Ing Stefan Lier.
Das Projekt „Solid2“ hat einen Umfang von 1,37 Millionen Euro. Es konnte sich im Förderaufruf „Regio.NRW – Transformation“ des Landes Nordrhein-Westfalen durchsetzen. Die FH Südwestfalen und die Hochschule Ruhr West erhalten rund 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie Landesmitteln des NRW-Wirtschaftsministeriums (MWIKE) unterstützt. Hinzu kommen Eigenmittel.
Die REGIONALE 2025 ist ein Strukturprogramm des Landes NRW. Sie wird aus Mitteln der Städtebauförderung des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.