War die Region Südwestfalen noch in den 1980er Jahren geprägt von der Stahlindustrie, so haben sich die Schwerpunkte und Bedürfnisse des Wirtschaftsstandortes verändert. Zu dieser Wandlung und den damit verbundenen Herausforderungen versucht das Kompetenzzentrum Antworten zu finden. Prof. Dr. Volker Wulf und sein Team haben ein Konzeptpapier ausgearbeitet, welches zur nachhaltigen Stärkung der Digitalisierung Südwestfalens führen soll.
Der Prorektor für Regionales und Digitales der Universität Siegen, Univ.-Prof. Dr. Volker Wulf, schilderte den SPD-Politikern die Besonderheit der Region Südwestfalen: Hier träfe ländlicher Raum die Industrie. Die Belegschaft der Unternehmen sei ein Abbild der Gesellschaft. So sei eine langfristige Entwicklungsstrategie beispielsweise ohne die Berücksichtigung der Integration nicht möglich. Diese und weitere Besonderheiten müssten berücksichtigt werden, damit Südwestfalen weiterhin als Wirtschaftsort konkurrenzfähig bleibe.
Der ehemalige Abgeordnete für Siegen-Wittgenstein, Willi Brase, machte deutlich, dass es für die Region von besonderer Bedeutung sei, Berufs- und Weiterbildungsangebote zu stärken und weiter auszubauen, um weiterhin qualifizierte Mitarbeiter ausbilden und in die Region binden zu können. Brase hatte seinerzeit an der Entstehung des Mittelstands 4.0-Kompetenzzentrums Siegen entscheidend mitgewirkt. Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung durch Mitglieder des Bundestages und Vertretern des zuständigen Landeswirtschaftsministeriums konnte das Kompetenzzentrum 4.0 durchgesetzt werden.
Seit Oktober 2017 hat das Team des Kompetenzzentrums rund 700 Besuche bei kleinen und mittelständischen Unternehmen durchgeführt und mit verschiedenen Angeboten bei der Digitalisierung unterstützt.
Nezahat Baradari MdB sprach von der Wichtigkeit die bisherigen Digitalisierungserfolge auch dauerhaft in der Region zu verstetigen. Dabei sei es wichtig, dass Politik und Wissenschaft eng zusammenarbeiten. Zusätzlich betonte sie: „Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass Digitalisierung Arbeitsplätze abbaut. Daher müssen die Beschäftigten im Transformationsprozess der Industrie 4.0 mitgenommen werden. Die Digitalisierung darf keine Ängste bezüglich Arbeitsplatzverlust entstehen lassen. Durch die Digitalisierung werden neue Geschäftsfelder erschlossen. Diese Information gilt es, den Bürgerinnen und Bürgern in einer guten Kommunikation mitzuteilen.“
Professor Wulf hob hervor, dass sich diese Digitalisierungsstrategie an den spezifischen Bedarfen der Beschäftigten orientieren müsse. Mit anderen Worten, der Mensch steht im Vordergrund erfolgreicher Digitalisierungsvorhaben. Die Entwicklung von Technologien, die die Qualifizierung der Menschen unterstützen, stehe im Mittelpunkt. Die Digitalisierung brauche hierbei ein menschliches Antlitz. Um eine gute gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen, arbeite das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen interdisziplinär mit verschiedenen Fakultäten zusammen. Hierzu gehören unter anderem die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aber auch die Ingenieurswissenschaften.
„Die Wichtigkeit eines nachhaltigen Digitalisierungskonzepts für die Region ist unumstritten. Daher werden alle Kräfte aus Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Unternehmen benötigt, um die Region für die Zukunft sicher aufstellen zu können, “ so Baradari abschließend.