Donnerstag, 03. Juli 2025

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Politik auf Augenhöhe: „Mitbestimmen und mitgestalten!“

Inklusives Wahl-Seminar stärkt Teilhabe von Menschen mit Behinderung

Unter dem Motto: „Wir wählen vor Ort!“ haben die Akademie Biggesee, die Lebenshilfe, die St. Laurentius-Schule Attendorn, die Behindertenbeauftragte des Kreises Olpe, Petra Lütticke und die Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe ein kraftvolles Zeichen für politische Bildung und Teilhabe gesetzt.
In einem zweitägigen inklusiven Seminar in der Akademie Biggesee bereiteten sich 45 Menschen mit und ohne Behinderung auf die Kommunalwahl im September vor – engagiert, interessiert und mit einem klaren Anliegen: Politik soll für alle verständlich, zugänglich und relevant sein. Im lebendigen Dialog mit amtierenden Kommunalpolitikern und Kandidierenden wurden drängende, gesellschaftliche Themen angesprochen und rege diskutiert.

Die inklusiven Seminare zur politischen Bildung finden seit 2019 statt. Und das mit wachsendem Erfolg. „Die Plätze waren schnell weg. Es freut mich, dass in diesem Jahr auch die St. Laurentius Schule mit vielen Schülerinnen und Schülern vertreten sind, die in diesem Jahr zum ersten Mal wählen dürfen“, so Petra Lütticke als Mitinitiatorin der Veranstaltung.

Konkrete Themen – echte Anliegen:
Politik verständlich und erlebbar machen

Dass das Seminar Mut macht, Verantwortung zu übernehmen, bekräftigte auch Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten: „Unsere Beschäftigten leisten hier einen wertvollen Beitrag, denn sie haben konkrete Vorstellungen, wie unser Zusammenleben verbessert werden kann. Es ist beeindruckend zu sehen, wie groß das Interesse an vielfältigen politischen Themen ist, wenn sie verständlich aufbereitet werden. Eine starke Kultur der Teilhabe braucht Räume wie diesen – Räume, in denen jede Stimme zählt.“
Das Seminar vermittelte grundlegendes Wissen über kommunalpolitische Strukturen, stärkte die Teilnehmenden in ihrem politischen Selbstverständnis und bot viel Raum zur Begegnung. Fragen wie: „Was machen Bürgermeister und Landräte eigentlich genau? Was entscheidet eine Kommune?“ oder „Wie funktioniert eine Wahl?“ wurden in interaktiven Einheiten aufgegriffen und verständlich erklärt. Bereichernd war der direkte Austausch mit Landrat Theo Melcher, Kreistagskandidat Manuel Behle und Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil sowie den Kandidierenden für das Amt der Bürgermeisterin bzw. des Bürgermeisters in den Kommunen Olpe und Attendorn, Tobias Schulte, Dr. Norbert Seyfert und Dr. Friederike Brodhun.
In einem offenen und wertschätzenden Dialog stellten sie sich den brennenden Fragen der Anwesenden mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen und schenkten ihnen Gehör.

Kultur der Teilhabe leben

Angesprochen wurden unter anderem der Mangel an Fachärzten im ländlichen Raum sowie die Notwendigkeit von bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum. „Auch Gesundheit, Wohnen, Mobilität und Barrierefreiheit sind für uns wichtige Themen. Uns ist es wichtig, dass die Politiker unsere Probleme kennen“, brachte es André Hoberg auf den Punkt. Daher sei es wichtig, die Anliegen von Menschen mit Behinderung im öffentlichen Raum und im politischen Alltag zukünftig stärker sichtbar zu machen. „Dafür sind wir hier. Denn wir haben auch eine Stimme!“

Ein besonderer Höhepunkt war die Probewahl am Ende des Seminars – mit realistischen Stimmzetteln, Wahlkabinen und Wahlurne. Ein perfektes Übungsfeld, um den Vorgang realitätsnah zu erleben und Unsicherheiten abzubauen.
Das Fazit der Teilnehmenden fiel durchweg positiv aus: „Es war schön, dass uns die politischen Vertretenden zugehört haben – das fühlt sich richtig gut an“, lobte Rüdiger Jahn den Austausch als neue und stärkende Erfahrung. „Ein Schritt zu mehr Wissen, mehr Mut und mehr Teilhabe. Wir sind jetzt besser vorbereitet auf unsere mitentscheidende Rolle als aktive Bürgerinnen und Bürger – bei der nächsten Wahl und im Alltag.“

Info:
Wahlrecht ist Menschenrecht – Inklusives Wahlrecht seit 2019
Seit dem 16. Mai 2019 gilt in Deutschland das inklusive Wahlrecht. Menschen, die in allen Angelegenheiten betreut werden, dürfen seither nicht mehr von Wahlen ausgeschlossen werden. Jeder Mensch hat das Recht zu wählen – jede Stimme zählt gleich.

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