Donnerstag, 06. Februar 2025

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Vom Hals in die Hand

Band­schei­ben­vor­fäl­le sind medi­zi­ni­scher All­tag in Deutsch­land: Bei kon­stant rund 180.000 Men­schen im Jahr spielt der Rücken plötz­lich nicht mehr mit. In schwe­ren Fäl­len kom­men Pati­en­ten sogar an einer OP nicht vor­bei. Eine Anlauf­stel­le im süd­li­chen Sau­er­land ist die Wir­bel­säu­len­chir­ur­gie der Heli­os Kli­nik Atten­dorn.

Irgend­wann wur­de es auch den Arbeits­kol­le­gen zu viel, das Pro­blem mit Kat­ja Löckers lin­ker Hand. Stän­dig ver­such­te sie, ihre Fin­ger und Gelenk auf­zu­lo­ckern, konn­te nicht mehr ruhig sit­zen vor ihrem Bild­schirm. Die­se unwill­kür­li­chen Bewe­gun­gen blie­ben in ihrem Büro natür­lich nicht ver­bor­gen. Doch so sehr sich die 47-Jäh­ri­ge auch ver­renk­te und müh­te, der strom­ar­ti­ge Schmerz ging nicht fort – im Gegen­teil. Zudem ihr in der Fol­ge immer wie­der Din­ge hin­fie­len. Doch nie­man­den stör­te das mehr als sie selbst.

Die Medi­zin­pro­dukt­e­be­ra­te­rin aus Len­ne­stadt ahn­te, wor­auf das gan­ze hin­aus­lau­fen wür­de. „Als damals in die Band­schei­ben an mei­ner Hals­wir­bel­säu­le zum ers­ten Mal ope­riert wur­de, hieß es, dass ich gut zehn Jah­re Ruhe haben dürf­te, bevor die nächs­ten Wir­bel fäl­lig sind. Die­se Pro­gno­se hat­te sich dann lei­der bewahr­hei­tet, so Frau Löcker.

Ende ver­gan­ge­nen Jah­res begab sie sich wie­der ins Kran­ken­haus. Für Ali Alja­wa­deh, Lei­ten­der Ober­arzt und Sek­ti­ons­lei­ter der Wir­bel­säu­len­chir­ur­gie an der Heli­os Kli­nik, kein all­täg­li­cher Fall, denn es war nicht nur der schon erwar­te­te Band­schei­ben­vor­fall allei­ne, der Pro­ble­me berei­te­te. „Hin­zu kam bei Frau Löcker eine neu­ro­fo­r­ami­na­le Ver­en­gung. Das bedeu­tet, dass die Ner­ven, die aus der Wir­bel­säu­le aus­tre­ten, an man­chen Stel­len durch Ein­engun­gen blo­ckiert waren“, so Alja­wa­deh. Die Fol­ge waren Schmer­zen, Taub­heit und sogar Läh­mungs­er­schei­nun­gen. Und das noch zusätz­lich zu den Rei­zun­gen und Ein­klem­mun­gen, die schon vom Band­schei­ben­vor­fall selbst aus­gin­gen. Frau Löcke wil­lig­te der erfor­der­li­chen Ope­ra­ti­on, die aus meh­re­ren Teil­schrit­ten bestand, ohne Zögern ein.

Kom­ple­xes Hand­werk

Zunächst ent­fern­te Alja­wa­deh das her­aus­ge­tre­te­ne Gewe­be der Band­schei­be, um die umlie­gen­den Ner­ven vom Druck zu ent­las­ten. Dann ging es dar­an, die neu­ro­fo­r­ami­na­le Ver­en­gung zu besei­ti­gen, indem die Ner­ven­aus­tritts­öff­nun­gen ver­grö­ßert wur­den. Aber das war noch nicht alles, denn Wir­bel­säu­len­chir­ur­gie ist mit­un­ter schie­res Hand­werk. „Um die Sta­bi­li­tät der Wir­bel­säu­le zu erwei­tern und den Raum zwi­schen den Band­schei­ben zu erhal­ten, haben wir bei Frau Löcker genau zwi­schen die bei­den repa­rier­ten Wir­bel­kör­per einen Platz­hal­ter aus Titan ein­ge­setzt“ erklärt der Ortho­pä­de. Für eine zusätz­li­che Sta­bi­li­sie­rung der Hals­wir­bel­säu­le sor­ge noch eine Metall­plat­te, die die Wir­bel­kör­per sicher mit­ein­an­der ver­bin­det, so Alja­wa­deh.

Was sich erst­mal für Lai­en wie eine lang­wie­ri­ge Groß­bau­stel­le im Kör­per von Kat­ja Löcke anhört, war für sie tat­säch­lich nur mit einem zwei­tä­gi­gen sta­tio­nä­ren Auf­ent­halt Kli­nik mit anschlie­ßen­der Phy­sio­the­ra­pie ver­bun­den. Jetzt, knapp drei Mona­te nach dem Ein­griff, sei sie froh, dass sie kei­ner­lei Beschwer­den mehr habe und end­lich wie­der arbei­ten gehen und Fit­ness­trai­ning betrei­ben kön­ne. Letz­te­res wäre ihr schon allei­ne aus Grün­den der Gesund­heits­prä­ven­ti­on wich­tig. Denn vor­aus­sicht­lich ist das letz­te Kapi­tel in Sachen Band­schei­be auf­grund einer Ver­an­la­gung noch nicht geschrie­ben: „In eini­gen Jah­ren wer­de ich mich noch­mal ope­rie­ren las­sen müs­sen, denn die ver­blie­be­nen Hals­wir­bel wer­den mit fort­schrei­ten­der Zeit wahr­schein­lich auch noch ver­schlei­ßen und Band­schei­ben­vor­fäl­le her­vor­ru­fen“, blickt Frau Löcker in die Zukunft. „Aber das will ich durch eine gesun­de Lebens­wei­se noch so weit es geht hin­aus­schie­ben“.

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