Bandscheibenvorfälle sind medizinischer Alltag in Deutschland: Bei konstant rund 180.000 Menschen im Jahr spielt der Rücken plötzlich nicht mehr mit. In schweren Fällen kommen Patienten sogar an einer OP nicht vorbei. Eine Anlaufstelle im südlichen Sauerland ist die Wirbelsäulenchirurgie der Helios Klinik Attendorn.
Irgendwann wurde es auch den Arbeitskollegen zu viel, das Problem mit Katja Löckers linker Hand. Ständig versuchte sie, ihre Finger und Gelenk aufzulockern, konnte nicht mehr ruhig sitzen vor ihrem Bildschirm. Diese unwillkürlichen Bewegungen blieben in ihrem Büro natürlich nicht verborgen. Doch so sehr sich die 47-Jährige auch verrenkte und mühte, der stromartige Schmerz ging nicht fort – im Gegenteil. Zudem ihr in der Folge immer wieder Dinge hinfielen. Doch niemanden störte das mehr als sie selbst.
Die Medizinprodukteberaterin aus Lennestadt ahnte, worauf das ganze hinauslaufen würde. „Als damals in die Bandscheiben an meiner Halswirbelsäule zum ersten Mal operiert wurde, hieß es, dass ich gut zehn Jahre Ruhe haben dürfte, bevor die nächsten Wirbel fällig sind. Diese Prognose hatte sich dann leider bewahrheitet, so Frau Löcker.
Ende vergangenen Jahres begab sie sich wieder ins Krankenhaus. Für Ali Aljawadeh, Leitender Oberarzt und Sektionsleiter der Wirbelsäulenchirurgie an der Helios Klinik, kein alltäglicher Fall, denn es war nicht nur der schon erwartete Bandscheibenvorfall alleine, der Probleme bereitete. „Hinzu kam bei Frau Löcker eine neuroforaminale Verengung. Das bedeutet, dass die Nerven, die aus der Wirbelsäule austreten, an manchen Stellen durch Einengungen blockiert waren“, so Aljawadeh. Die Folge waren Schmerzen, Taubheit und sogar Lähmungserscheinungen. Und das noch zusätzlich zu den Reizungen und Einklemmungen, die schon vom Bandscheibenvorfall selbst ausgingen. Frau Löcke willigte der erforderlichen Operation, die aus mehreren Teilschritten bestand, ohne Zögern ein.
Komplexes Handwerk
Zunächst entfernte Aljawadeh das herausgetretene Gewebe der Bandscheibe, um die umliegenden Nerven vom Druck zu entlasten. Dann ging es daran, die neuroforaminale Verengung zu beseitigen, indem die Nervenaustrittsöffnungen vergrößert wurden. Aber das war noch nicht alles, denn Wirbelsäulenchirurgie ist mitunter schieres Handwerk. „Um die Stabilität der Wirbelsäule zu erweitern und den Raum zwischen den Bandscheiben zu erhalten, haben wir bei Frau Löcker genau zwischen die beiden reparierten Wirbelkörper einen Platzhalter aus Titan eingesetzt“ erklärt der Orthopäde. Für eine zusätzliche Stabilisierung der Halswirbelsäule sorge noch eine Metallplatte, die die Wirbelkörper sicher miteinander verbindet, so Aljawadeh.
Was sich erstmal für Laien wie eine langwierige Großbaustelle im Körper von Katja Löcke anhört, war für sie tatsächlich nur mit einem zweitägigen stationären Aufenthalt Klinik mit anschließender Physiotherapie verbunden. Jetzt, knapp drei Monate nach dem Eingriff, sei sie froh, dass sie keinerlei Beschwerden mehr habe und endlich wieder arbeiten gehen und Fitnesstraining betreiben könne. Letzteres wäre ihr schon alleine aus Gründen der Gesundheitsprävention wichtig. Denn voraussichtlich ist das letzte Kapitel in Sachen Bandscheibe aufgrund einer Veranlagung noch nicht geschrieben: „In einigen Jahren werde ich mich nochmal operieren lassen müssen, denn die verbliebenen Halswirbel werden mit fortschreitender Zeit wahrscheinlich auch noch verschleißen und Bandscheibenvorfälle hervorrufen“, blickt Frau Löcker in die Zukunft. „Aber das will ich durch eine gesunde Lebensweise noch so weit es geht hinausschieben“.